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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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und Enttäuschung – das ja, aber gleichzeitig auch eine gewisse Bewunderung. Der Ruf, den die Söldner in der Verborgenen Stadt genossen, kam nicht von ungefähr. Sie waren tatsächlich gefährlich, selbst für Magier.
    »Und noch etwas«, setzte Artjom unverdrossen hinzu. »Solltest du dich wider Erwarten doch befreien können, fahr nicht zu Kara. Ihre Zeit ist vorbei.«
    »Ihr werdet keine Chance gegen sie haben«, murmelte Inga.
    »Wir werden ja sehen.«
    Inga sah den Söldner fasziniert an. Seine Zuversicht wirkte nicht im Geringsten gespielt. Er strahlte eine innere Ruhe aus, als stünde ihm nicht mehr als eine harmlose Wirtshausschlägerei mit betrunkenen Gästen der Verliererbar bevor. Dabei war er im Begriff, sich mit einer der mächtigsten Magierinnen der Verborgenen Stadt anzulegen! Nun verstand Inga, warum Larissa nicht gezögert hatte, die Bar mit Artjom zu verlassen. Mit einem solchen Mann konnte man bis ans Ende der Welt gehen. Auch Inga wäre dazu bereit gewesen …
    »Artjom«, wandte sich die Rothaarige leise an den Söldner.
    Der zog überrascht die Brauen hoch: »Ja?«
    »Dein zukünftiger Weg ist von Blut gesäumt, Artjom. Ich kann das sehen. Und es ist dein eigenes Blut. Geh nicht zu Kara!«
    »Es muss leider sein«, erwiderte der Söldner nach kurzem Zögern. »Aber danke für die Warnung.«
    »Ich versuche nicht, dir Angst einzujagen, du Idiot! Sie wird dich töten!«
    »Das besprechen wir, wenn ich zurückkomme, um dich loszubinden.«
    Artjom lächelte und schloss die Schlafzimmertür.
     
     
    Villa Karavella
Moskau, Silberhain
Samstag, 30. September, 16:00 Uhr
     
    Was fällt ihr überhaupt ein, sich in mein Privatleben einzumischen?!
    Obwohl der Streit nun schon einige Stunden zurücklag und Larissa Kara seither nicht mehr gesehen hatte, war sie immer noch wütend. Immer wieder dachte sie an die Auseinandersetzung zurück, die ihr ziemlich nahegegangen war. Die kluge, starke und freiheitsliebende Kara … Niemals hätte sie ein so intolerantes Verhalten von der erfahrenen Zauberin erwartet.
    Ist sie etwa meine Mutter? Oder meine Aufpasserin? Was geht sie es an, mit wem ich ins Bett gehe?!
    Der Gedanke an die vergangene Nacht dämpfte Larissas Zorn und auf ihrem Gesicht erschien unwillkürlich ein verklärtes Lächeln. Artjom hatte versprochen anzurufen und in der Zwischenzeit hatte sie noch jede Menge zu tun.
    Larissa klappte ein dickes Buch zu und schlenderte nachdenklich an den Regalen von Karas reich bestückter Bibliothek entlang. Seit ihrer Rückkehr in die Villa hatte sie die ganze Zeit hier verbracht, abgesehen von einem kurzen Abstecher in die Küche, um den größten Hunger zu stillen. Und niemand störte sie. Weder Kara, die vermutlich in ihrem Arbeitszimmer weilte, noch Arnold, dessen Stimme hin und wieder durchs gekippte Fenster drang.
    Der langhaarige Magier war offenbar böse auf sie. Sollte er ruhig! Selbst schuld! Möchtegern-Apollon! Larissa rief sich ins Gedächtnis zurück, mit welcher Leichtigkeit Artjom den muskulösen Magier ausgeknockt hatte und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Magie, Zauberei, Arkane – alles schön und gut, doch das Entscheidende war immer noch der Charakter eines Menschen. Das Feuer, das in seiner Seele brannte. Wenn ein Mensch aufrecht durchs Leben ging, dann spielte es keine Rolle, woher er seine Kraft schöpfte. Hauptsache, er war authentisch – so wie Artjom.
    Nachdenklich fuhr sich Larissa durchs kurze blonde Haar.
    Mensch, du hast dich verliebt!
    Na und?
    Es hält dich vom Lernen ab!
    Quatsch! Im Gegenteil! Artjom ist ein erstklassiger Söldner und ich werde eine erstklassige Hexe! Wo ist das Problem?
    Entschlossen wandte sich Larissa dem nächsten Bücherregal zu. Es kam ihr gar nicht ungelegen, dass sämtliche Lehrmeister böse auf sie waren. So konnte sie sich endlich einmal ungestört umsehen.
    Larissa ließ den Blick über die dicken Buchrücken schweifen. Morjanen – Tagebuchaufzeichnungen. Noch vor wenigen Tagen hätte sie diesem Titel wohl keine Beachtung geschenkt, doch heute fiel er ihr sofort ins Auge.
    Einige jüngst gewonnene Eindrücke von den Wandelwesen hafteten noch frisch in ihrem Gedächtnis. Das Blutbad in der Schaukel , die Ermordung der Drushina-Soldaten der Domäne Ismailowo, die scharf formulierte Erklärung des Grünen Hofs und – nicht zu vergessen – Artjoms achtlos hingeworfene Bemerkung, es sei leichter, einen Magier zu töten als eine Schwarze Morjane.
    Larissa schlug das Buch auf und

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