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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Samstag, 30. September, 15:56 Uhr
     
    »Ich weiß es wirklich nicht!«, beteuerte Inga und man hatte den Eindruck, als würde sie im nächsten Moment in Tränen ausbrechen.
    »Glaubst du ihr?«, fragte Jana.
    Artjom zuckte mit den Achseln: »Vielleicht müssten wir die Frage anders stellen. Womöglich versteht sie gar nicht, was wir wissen wollen?«
    »So dumm sieht sie eigentlich gar nicht aus«, entgegnete Jana.
    »Aber sie ist aufgeregt«, gab Artjom grinsend zu bedenken.
     
    Inga leistete hartnäckigen Widerstand.
    Anfangs fauchte sie die Söldner böse an, vollführte abenteuerliche Verrenkungen, um den verwunschenen Anstecker irgendwie loszuwerden, und drohte mit fürchterlichen Konsequenzen. Doch all das beeindruckte Jana und Artjom herzlich wenig. Sie hatten Inga ein paar unangenehme Fragen versprochen und dieses Versprechen lösten sie mit aller Konsequenz ein.
    Für den Anfang hängte Artjom im Wohnzimmer die Lampe ab, befestigte am freigewordenen Haken eine Rolle und schob den Tisch darunter beiseite. Dann zerrte er die tobende und keifende Inga in die Mitte des Zimmers, befestigte an ihren Handschellen einen Strick, warf diesen über die Rolle an der Decke und zog kräftig an. Als ihre Schuhspitzen sich vom Boden abhoben, stellte Inga die Verwünschungen abrupt ein. Ihre Lage wurde langsam ungemütlich.
    Artjom befestigte den Strick am Heizungskörper, zog Inga kommentarlos die Schuhe aus, fesselte ihr die Füße mit einem weiteren Strick und befestigte das freie Ende an einem Bein des schweren Sofas. Auf diese Weise hing Inga in einem Winkel von etwa dreißig Grad zum Boden schräg in der Luft. Ihr Gesicht lief rot an und auf ihrer hohen Stirn traten erste Schweißtropfen hervor.
    »Das tut weh«, jammerte sie leise.
    Artjom schwieg.
    Nun folgte der Auftritt von Jana, die gerade aus dem Bad kam. Als sie das Wohnzimmer betrat, zuckte die Rothaarige zusammen. Das schwarze Haar der hübschen Söldnerin war sorgfältig unter einer unvorteilhaften Plastikhaube verstaut, während sich ihr teures Kleid unter einem weißen Arbeitskittel und einer groben Schürze verbarg. Vervollständigt wurde das chirurgisch anmutende Outfit durch Latexhandschuhe und billige Überpantoffeln.
    »Artjom!«, mäkelte Jana gedehnt und schnitt eine vorwurfsvolle Grimasse. »Ich hatte dich doch extra gebeten …«
    »Ja, ja, ich mache ja schon!«
    Der Söldner breitete sorgfältig eine Plastikfolie unter Inga aus.
    »Es ist nur wegen der Nachbarn unten«, erläuterte Jana. »Nicht dass sie noch die Polizei rufen.«
    »Meine Wohnung ist vollständig schallisoliert«, presste Inga hervor, deren Lippen allmählich austrockneten.
    »Ach du meine Güte, es ist doch nicht wegen des Geschreis«, entgegnete Jana kühl. »Ich will nur vermeiden, dass bei den Nachbarn unten Blut von der Decke tropft.«
    »Ihr blufft doch«, sagte Inga halbherzig.
    »Würdest du darauf wetten?« Jana öffnete den Metallkoffer auf dem Tisch und vor den entsetzten Augen der Rothaarigen funkelte das einschlägige chirurgische Arsenal: Skalpelle, Zangen, Scheren und Klammern – alles noch unbenutzt und möglicherweise sogar steril, doch Ingas lebhafte Fantasie tauchte das schaurige Instrumentar bereits in Ströme von Blut und veranlasste die junge Frau zu einem spitzen Schrei.
    »Gefällt dir unsere Ausrüstung?«, erkundigte sich Jana mit einem diabolischen Grinsen. »Du weißt ja sicher, dass Cortes im Militärgeheimdienst gedient hat. Artjom und ich haben eine Menge von ihm gelernt.«
    »Warum …« Inga brachte kaum noch ein Wort heraus. »Warum spritzt ihr mir nicht einfach ein Wahrheitsserum ?«
    »Das Serum ist ganz praktisch, wenn man genau weiß, wonach man fragen muss«, erwiderte Artjom fachmännisch. »Wir können die Situation jedoch nur sehr vage einschätzen und deshalb versuchen wir, dich zur konstruktiven Zusammenarbeit zu überreden.«
    »Das könnt ihr vergessen«, entgegnete Inga trotzig, doch aus ihrer Stimme war alle Selbstsicherheit gewichen.
    »Fangen wir am besten gleich mit den Zähnen an«, schlug Jana vor und nahm eine Feile aus dem Koffer. »Wir können es uns nicht leisten, mit Weicheiermethoden Zeit zu verschwenden.«
    Artjom nickte zustimmend mit dem Kopf und stopfte sich demonstrativ Ohrenstöpsel in die Ohren.
     
    »Also gut, fragen wir einmal anders.« Jana schlug die Beine übereinander und presste nachdenklich den Kugelschreiber gegen die Oberlippe. »Wie viele Humos gehören Karas Gruppierung dauerhaft an?«
    »Sechs

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