Die Hexe
Gemetzels in der Schaukel «, erinnerte sich Leka. »Womöglich hat er Kontakt zu einem Herrscherhaus aufgenommen und bekommt von dort Unterstützung.«
»Und derjenige, der das Blutbad in der Schaukel angezettelt hat, ist sicher derselbe, der uns in die Falle gelockt hat«, räsonierte Muba. »Das bedeutet, dass Kornilow denselben Auftraggeber sucht wie wir!«
»Deshalb ist er auch zu Edik gekommen.«
»Wir sind auf dem richtigen Weg!« Muba nahm sein Magoskop ab und putzte nachdenklich die Gläser. »Wir warten erst mal ab.«
»Bei dem Banditen herrscht ein ganz schöner Betrieb«, verkündete Leka, der vorsichtig um die Ecke spähte.
»Wieso, was ist los?«
»Gerade ist ein baumlanger Schwarzer in das Bürogebäude gegangen.«
»Na toll«, ätzte Muba. »So was soll vorkommen.«
»Das ist kein gewöhnlicher Schwarzer. Er ist mit einem Trugbild getarnt. Die Humos können ihn nicht sehen. «
Die Chwanen tauschten verwunderte Blicke.
»Bei dem Überfall in der Ismailowskoje-Chaussee wurde doch ein als Polizist verkleideter Schwarzer gesehen«, kombinierte Leka mit zusammengekniffenen Augen.
»Und beim Überfall auf die Sparbank war auch ein großer Schwarzer beteiligt.« Mubas Augen begannen zu funkeln und er wedelte mit allen vier Händen. »Wir sind hier auf einer verdammt heißen Spur, Partner!«
»Die Aussagen von Serebrjanz kannst du dir sonst wo hinschieben!« Edik sprang wütend auf, marschierte zur Minibar und goss sich Traubensaft ein. »Und du? Was stehst du hier so albern herum?«, bellte er Schustow an, der immer noch reglos neben der Tür stand.
Der Kapitän korrigierte lässig den Sitz seiner Sonnenbrille und verzog keine Miene.
»Mach hier keinen Aufstand, sondern beantworte meine Frage«, empfahl Andrej und zündete sich die nächste Zigarette an.
»Dieser alte Sack von Professor ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Hast du sein Machwerk gelesen, Kornilow? Der Typ braucht doch einen Arzt. Das ist ein Irrer!«
»Warum hast du dann so viel Geld in ihn reingesteckt? «
Edik trank seinen Saft in einem Zug aus und schenkte sich nach. Dann schlenderte er langsam zu seinem Chefsessel zurück.
»Wieso? Werden Investitionen in wissenschaftliche Entwicklungen neuerdings strafrechtlich verfolgt?«
»Das nicht, aber du hast doch selbst gesagt, dass Serebrjanz nicht mehr ganz richtig im Kopf ist.«
»Aus diesen Wissenschaftlern wird man eben nicht schlau«, rechtfertigte sich Edik treuherzig. »Sie sind allesamt ein bisschen versponnen und trotzdem verbirgt sich hinter so manchem ein Genie. Ich habe eben auf den falschen Irren gesetzt.«
»Hast du ihn denn selbst ausgesucht oder hat ihn dir Kara empfohlen?«, erkundigte sich Kornilow nicht weniger treuherzig.
Edik stutzte. Der Mafioso hatte sich ziemlich gut unter Kontrolle, doch die Erwähnung von Karas Namen brachte ihn sichtlich aus dem Konzept.
»Hast du wirklich gelaubt, dass ich eins und eins nicht zusammenzählen kann?«, stichelte Andrej weiter. »Die Randale deiner Skinheads, der Überfall auf die Sparbank , das Blutbad in der Schaukel , der Mord an Waliko Garadse …« Kornilow drückte seine Zigarette aus und lehnte sich zurück. »Du bist doch ein cleveres Kerlchen, Edik, und weißt genau, dass jedes Verbrechen früher oder später aufgeklärt wird. Und du weißt auch, dass dabei meistens nur die kleinen Fische ins Netz gehen, die die Drecksarbeit machen, aber nicht die Hintermänner. Bislang gehörtest du doch immer zu den Letzteren, was ist plötzlich los, Edik? In dieser Sache hängst du so tief drinnen, dass ich nur mit dem Finger auf den entsprechenden Paragrafen im Strafgesetzbuch tippen bräuchte und jeder Erstsemester-Praktikant würde dich ins Straflager schicken.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Im Moment habe ich keine Zeit, mich um dich zu kümmern«, setzte Kornilow fort, als hätte er Ediks Einwand nicht gehört. »Das holen wir später nach. Zuerst muss ich dieser Kara das Handwerk legen. Zu viel Blut klebt an ihren Händen.«
Edik schwieg.
»Was hat sie dir versprochen?« Kornilow zündete sich eine neue Zigarette an. »Spielt eigentlich auch gar keine Rolle. Jedenfalls führt sie dich an der Nase herum. Egal, was sie dir versprochen hat, es war gelogen. Sie benutzt dich nur.«
»Das wird sich noch herausstellen.«
»Aus meiner Sicht ist es sonnenklar. Kara hatte aus irgendeinem Grund ein Interesse daran, die Stadt in Aufruhr zu versetzen. Du hast ihr dabei geholfen, die Ausschreitungen
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