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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Geheimniskrämerei zusammen?«
    »Nun, erstens gibt es zu jeder Regel eine Ausnahme«, erläuterte Arnold geduldig. »Das wissen Magier besser als jeder andere. Und zweitens ist es sehr schwierig, das aktuelle Energieniveau einer Magischen Quelle zu beurteilen, wenn man ihre Struktur nicht kennt. Im Kriegsfall sind solche Informationen jedoch von größter Wichtigkeit. «
    »Das heißt, wenn man einen Krieg gegen den Dunklen Hof beginnt, weiß man nie, ob seine Magier gerade aus dem Vollen schöpfen oder nicht.«
    »Vollkommen richtig.«
    »Verstehe. Und handelt es sich bei den Magischen Quellen immer um Artefakte?«
    »In der Regel ja«, bestätigte Arnold. »Die magische Energie wird von besonders leistungsfähigen Artefakten erzeugt. Nur sehr mächtige und speziell ausgebildete Magier können mit ihnen umgehen.«
    »Du hast gesagt, dass es sich in der Regel um Artefakte handelt«, präzisierte Larissa. »Gibt es denn auch Ausnahmen? «
    »Durchaus, aber nur in der Theorie. Es gibt bruchstückhafte Informationen darüber, dass in früheren Zeiten Zauberformeln existierten, mit denen sich magische Energie erzeugen ließ. Für eine solche Zauberformel würde jedes Herrscherhaus ein Vermögen hinblättern. «
    »Wieso?«
    »Die Technologie zur Herstellung von Magischen Quellen ist schon vor langer Zeit verlorengegangen. Die Quellen der Herrscherhäuser sind die letzten, die noch existieren, und dementsprechend hütet man sie wie den eigenen Augapfel. In Verbindung mit der Unmöglichkeit, fremde Quellen zu nutzen, garantieren sie ein gewisses Kräftegleichgewicht in der Verborgenen Stadt.«
    »Mit einer zusätzlichen Magischen Quelle würde ein Herrscherhaus seine Position also erheblich stärken«, schlussfolgerte Larissa.
    »Nicht nur das«, erwiderte Arnold mit einem hintergründigen Lächeln. »Eine Zauberformel als Magische Quelle ermöglicht es, die gewonnene Energie optimal an den genetischen Typ des Magiers anzupassen. Im Moment sind zum Beispiel Vasallenvölker wie die Schatyren oder die Erli darauf angewiesen, magische Energie zu nutzen, die ursprünglich für die Nawen bestimmt ist. Durch die erwähnten Zauberformeln hätten sie Zugang zu magischer Energie, die ihnen auf den Leib geschneidert wäre.«
    »Und das würde ihr magisches Potenzial erhöhen«, erriet Larissa.
    »Um ein Vielfaches.«
    Larissa legte nachdenklich den Kopf zur Seite und setzte dann fort: »Wieso kommen die Herrscherhäuser an diese legendären Zauberformeln nicht mehr heran?«
    »Es hat zu viele Kriege gegeben«, antwortete Arnold achselzuckend. »Zu viele Bibliotheken sind abgebrannt und zu viele talentierte Magier ums Leben gekommen. Ein enormer Wissensschatz wurde vernichtet. Niemand weiß mehr, wie man Magische Quellen herstellt oder wie man die Tore zu den Außerirdischen Welten öffnet. Man konnte nicht einmal herausfinden, wie die Fate Mara die Wandelwesen erschaffen hat, obwohl dies nur ein paar Jahrhunderte zurückliegt. Inzwischen gehen die Herrscherhäuser sorgsamer mit dem vorhandenen Wissen um, doch Vieles ist für immer verloren.«
    »Unwiederbringlich?«
    »Wie schon gesagt«, erinnerte Arnold. »Keine Regel ohne Ausnahmen. So gibt es zum Beispiel die Bibliothek Iwans des Schrecklichen. In der würde man Antworten auf viele Fragen finden.«
    »Nur weiß niemand, wo diese Bibliothek sich befindet«, ergänzte Larissa.
    Arnold nickte und setzte abermals ein hintergründiges Lächeln auf.
    Da Kara anderweitig beschäftigt war, hatte sie an diesem Tag Arnold, einen ihrer Anhänger, mit Larissas Unterweisung betraut und die Nachwuchsmagierin hatte kein Problem mit dieser Ersatzlösung. Ihr neuer Lehrer war fast zwei Meter groß und kräftig gebaut. Seine scharf modellierten Gesichtszüge muteten beinahe klassischgriechisch an und das lange gelockte Haar wallte auf seine breiten Schultern herab. Dazu erwies sich Arnold als angenehmer Gesprächspartner, der sich in der Verborgenen Stadt bestens auskannte, viel von Magie verstand und auf jede noch so simple Frage geduldig Antwort gab. Arnold formulierte seine Gedanken klar und verständlich und je länger Larissa seinem samtigen Bariton lauschte, desto mehr gefiel ihr der hübsche Zauberer.
    Und warum auch nicht? Seit sie Kara kennengelernt hatte, bestand ihr Leben ausschließlich aus Unterricht und Lernen, sei es in der Sonnensee-Schule, sei es bei Kara zu Hause. Für alles andere blieb keine Minute Zeit und sie hatte beinahe schon vergessen, wann zum letzten Mal die

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