Die Hexe
begehrlichen Blicke eines Mannes auf sie gerichtet waren. Mohammed zählte dabei natürlich nicht, denn der betrachtete sie – wenn überhaupt – wie ein Möbelstück.
Larissa schlug provozierend lässig die Beine übereinander und stellte zufrieden fest, dass diese Geste ihre Wirkung nicht verfehlte. Arnolds Blick fiel auf ihre schlanken Schenkel und wanderte schmachtend bis zum textilen Endpunkt hinauf.
»Da wir schon auf den Dunklen Hof zu sprechen gekommen sind«, begann Larissa erneut. »Könntest du mir seine Machtstrukturen näher erläutern? Ehrlich gesagt ist er das einzige Herrscherhaus, bei dem ich noch nicht so ganz durchblicke.«
»Die hierarchische Struktur des Dunklen Hofs ist denkbar einfach.« Arnold fuhr sich zerstreut durchs Haar. »Zumindest nach außen hin. Allerdings weiß niemand so genau, wie es bei den Nawen intern aussieht.«
»Die Geheimniskrämerei ist wohl ihr Markenzeichen? «
»Die Nawen verheimlichen nichts, aber sie tragen auch nicht mehr nach außen, als sie für nötig halten.«
»Na schön. An der Spitze des Herrscherhauses steht jedenfalls der Fürst.«
»Richtig. Die Nächsten in der Hierarchie sind die drei Ratsherren und danach folgt Santiago, der Kommissar und höchste Kriegsmagier des Dunklen Hofs.«
Den Namen Santiago hatte sich Larissa bereits eingeprägt. Den berüchtigten Kommissar kannten selbst Neulinge in der Verborgenen Stadt.
»Er ist nicht sonderlich beliebt, nicht wahr?«
»Die meisten Bewohner der Verborgenen Stadt hassen ihn aufrichtig«, pflichtete Arnold grinsend bei. »Und Kara hält ihn für den gefährlichsten Humanoiden überhaupt. Es heißt, er und der Fürst seien die ältesten Bewohner der Verborgenen Stadt.«
»Und wie alt sind sie?«
»Mindestens tausend Jahre alt, doch genau weiß das niemand.«
»Warum haben die obersten Führer des Dunklen Hofs keinen Namen?«
Die aufgeschlossene Schülerin gefiel Arnold – allerdings nicht wegen ihrer ausgeprägten Wissbegier. Eher schon wegen der endlos langen Beine, die sie – kaum verhüllt vom kurzen Minirock – aufreizend übereinanderschlug. Doch nicht nur Larissas aufregende Figur sprach Arnold an, auch ihre großen grünen Augen, das kurze, naturblonde Haar, die schmalen, scharf gerandeten Lippen und das kesse Grübchen im Kinn. Nicht zu verachten auch die großen Brüste, die sich unter einem dünnen Top wölbten – sehr verführerisch! Kurzum, Arnold kam zu dem Schluss, dass diese attraktive Erscheinung hervorragend in seine Sammlung passen würde, und verschwendete keinen Gedanken daran, dass Larissa in diesem Punkt anderer Meinung sein könnte.
Im Übrigen war sich Arnold auch Karas Rückendeckung gewiss. Die schlüpfrigen Anspielungen, die sie gemacht hatte, als sie ihn mit der Unterweisung der Nachwuchszauberin betraute, ließen darauf schließen, dass sie kein Problem damit hätte, wenn er sich über das pädagogische Maß hinaus mit der jungen Dame befasste. Offenbar sah Kara diese Maßnahme als nützliches Mittel, um Larissa noch fester an sich und ihr Gefolge zu binden.
»Warum also haben die obersten Führer des Dunklen Hofs keine Namen?«, erinnerte Larissa, die den begehrlichen Blick ihres tüchtigen Lehrers zwar als angenehm empfand, aber dennoch eine Antwort auf ihre Frage erwartete.
»Der Preis der Macht«, erwiderte Arnold philosophisch. »Weißt du, die Nawen sind ein ziemlich widerborstiges Volk. Sie sind streitbar, dickköpfig, gefühlskalt und sehr freiheitsliebend. Es ist schwierig, sie unter Kontrolle zu halten, und sie würden niemals einen x-beliebigen Herrscher akzeptieren. Man muss sich ihr Vertrauen erst verdienen. Aus diesem Grund ordnen sich die obersten Würdenträger vollständig den Interessen des Herrscherhauses unter, verzichten auf jegliches Privatleben und sogar auf ihre Namen.«
»Ist das kein zu hoher Preis, den sie da bezahlen?«
»Das Volk dankt es ihnen.« Arnold strich sich eine lockige Strähne aus der Stirn. »Im Dunklen Hof herrschen Zucht und Ordnung. Kein Naw würde es wagen, Entscheidungen der Obrigkeit zur Diskussion zu stellen und innere Konflikte sind dort ein Fremdwort. Das Wort des Fürsten ist Gesetz, nicht nur für die Nawen, sondern auch für ihre Vasallenvölker, die Schatyren, Erli und Ossen. Der Dunkle Hof gilt deshalb als das verschworenste Herrscherhaus der Verborgenen Stadt.«
»Und wieso hat dann Santiago einen Namen?«
»Er hat es seinerzeit kategorisch abgelehnt, seinen Namen aufzugeben, und die Führungsspitze des
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