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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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verschränkte die Arme im Rücken und begann fieberhaft auf und ab zu gehen. In der Seele des Schatyren tobte ein erbitterter Kampf.
    »Was hältst du von einem kleinen Zahlungsaufschub? «, schlug er schließlich vor.
    »Was heißt das konkret?«
    »Reichen dir zwei Tage?«
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen? Zwei Wochen Minimum.«
    »Das ist indiskutabel«, entgegnete Bidjar. »Fünfzig Prozent Anzahlung und den Rest innerhalb einer Woche. «
    »Daraus wird nichts, mein Lieber. Ich kann bestenfalls zweitausend anzahlen. Den Rest – okay, meinetwegen – den Rest kratze ich innerhalb einer Woche zusammen. «
    »Zweitausend?«, entrüstete sich der Geschäftsführer. »Und was mache ich, wenn dich morgen einer umlegt und das Auto in die Luft jagt?«
    »Bidjar.« Cortes hob beschwichtigend die Hände. »Du weißt doch genau, dass ich über genügend Vermögen verfüge und du auch im Falle meines Todes an dein Geld kommst. Nur jetzt im Moment kann ich dir eben nicht mehr als zweitausend geben. Abgemacht?«
    »Also gut, abgemacht«, willigte der Schatyr ein und besiegelte das Geschäft per Handschlag. »Sag mal, mein Freund, bist du sicher, dass du nicht doch einen Schatyren in der Verwandtschaft hast?«
    »Schon möglich, dass sich einer aus eurer Sippschaft mit meinen Vorfahren vermischt hat«, mutmaßte Cortes grinsend. »Übrigens, denkst du an unsere Revanchepartie? Karim Tomba hat mich angerufen und darauf bestanden, dass wir nochmal spielen.«
    »Du bist doch pleite.«
    »Bessjajew wird mir schon was leihen«, sagte Cortes schulterzuckend.
    Bidjar Hamzi musterte den Söldner kopfschüttelnd und schmunzelte. »Mich hat Karim auch angerufen. Ich denke, in ein paar Tagen können wir spielen.«
    »Na wunderbar.« Cortes stellte sein Glas ab und ließ den Blick über den noblen Fuhrpark schweifen. »Welchen kann ich nehmen?«
    »Welchen du willst«, winkte der Schatyr ab.
    »Dann nehme ich den Lincoln Navigator.« Der Söldner zeigte auf einen monströsen Jeep. »Mach die Papiere fertig.«
     
     
    Die Burg, Hauptquartier des Herrscherhauses Tschud
Moskau, Wernadski-Prospekt
Donnerstag, 28. September, 16 :18 Uhr
     
    Die Sitzungen des Ordensrats, des höchsten Entscheidungsgremiums des Herrscherhauses Tschud, fanden stets im Thronsaal der Burg statt. Ein weniger prunkvoller Ort wäre dem Anlass nicht gerecht geworden, denn im Rat versammelten sich einem uralten Gesetz gemäß nur die höchsten Würdenträger des Ordens. Der elitäre Kreis, der mit seinen Entscheidungen die Geschicke des Herrscherhauses lenkte, wirkte fast ein wenig verloren in dem riesigen Saal. Marmorreliefs an den Wänden ließen die ruhmreiche Geschichte der Ritter Revue passieren und auf massiven Schilden prangten die Wappen der verschiedenen Logen.
    Auf dem wuchtigen, goldenen Thron saß Leonard de Saint-Carré, der Vorsitzende des Rats und Großmagister des Ordens, ein beleibter, graubärtiger Greis, der einen purpurnen, mit Hermelinfell gefütterten Mantel trug. Seine rechte Hand stützte sich auf ein zweigriffiges Schwert und über seinem Kopf hing ein überdimensionaler Schild mit dem Wappen des Herrscherhauses – einem sich aufbäumenden Einhorn.
    Alle übrigen Mitglieder des Rats mussten stehen. Rechter Hand vor dem Thron hatte sich der Kriegsmeister Franz de Geer aufgebaut, seines Zeichens Kapitän der Garde und höchster Kriegsmagier des Ordens. Der breitschultrige Mann mit dem kurzen Kinnbart, der ein schwarzgoldenes Kamisol trug, spielte seelenruhig mit seiner Ritterkette herum und blickte zerstreut zur anderen Seite hinüber, wo sich die Magister der Logen aufgereiht hatten: Antoine de Coulier, der Magister der Drachenloge, dessen massiger Körper in ein schwarz-rotes Kamisol gewandet war; Nelson Bard, der Magister der Schwerterloge, der die traditionellen blau-roten Farben trug; Waldemar Balota, der grimmige Magister der Salamanderloge, der aus irgendeinem Grund nervös zu sein schien und ständig an seinem rot-gelben Kamisol herumzupfte; und zuletzt Sebastian de Lock, der Magister der Hermelinloge, der im Gegensatz zu Balota betont ruhig wirkte. Die Hermelinritter galten als besonders gewieft und zielstrebig, und es war kein Zufall, dass sich die übrigen Mitglieder des Rats – die höchsten Magier des Ordens – aus Abkömmlingen dieser Loge rekrutierten.
    Die Magier trugen allesamt bordeauxrote Mäntel, auf denen die Wappen der Meistereien aufgenäht waren, und bildeten ein schweigsames Grüppchen, das sich hinter Franz

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