Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
Vom Netzwerk:
habe nicht ich dich überredet, bei der Pokerpartie mitzumachen.«
    »Wer mich dazu überredet hat, ist jetzt auch schon egal«, seufzte Cortes wehmütig.
    »Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass fünfundsiebzigtausend viel Geld für dich sind?!« Der Geschäftsführer schlug dem Söldner freundschaftlich auf die Schulter. »Ihr habt den Verlust doch halbe-halbe bezahlt, du und Bessjajew, nicht wahr?«
    »Halbe-halbe«, bestätigte Cortes.
    »Na also. Versuche also nicht, mich für dumm zu verkaufen. Trink lieber einen Schluck guten Cognac.«
    Der hitzige Dialog entspann sich in der Tiefgarage des Warenhauses, wo die zum Verkauf stehenden Automobile ausgestellt waren. Auf ein Handzeichen von Bidjar rollte ein geschniegelter Kellner einen Serviertisch zu den beiden Männern, öffnete eine Flasche Hennessy und schenkte den bernsteinfarbenen Weinbrand in die Schwenkgläser.
    »Und nun?« Mit seinen listigen, schwarzen Krämeraugen sah Bidjar den Söldner herausfordernd an. »Bist du bereit, ernsthaft zu verhandeln?«
    »Naja, fünfundsiebzigtausend sind natürlich nicht die Welt«, räumte Cortes ein, während er genüsslich die Nase ins Glas tauchte. »Aber es waren meine letzten flüssigen Barmittel. Mein übriges Geld habe ich entweder angelegt oder ich brauche es für anstehende Operationen. «
    »Deine laufenden Kosten übernimmt doch immer dein Auftraggeber«, wandte Bidjar misstrauisch ein.
    »Im Augenblick nicht. Wir arbeiten auf eigene Rechnung. « Cortes nippte am Cognac. »Deshalb kann ich nicht so viel Geld für ein Auto hinblättern.«
    »Und wo ist dein alter Jeep?«
    »Den habe ich Artjom gegeben.«
    »Dann verlange ihn doch zurück.«
    »Geht nicht«, sagte Cortes zerknirscht. »Ich habe Schulden damit beglichen.«
    »Schulden bei deinem Kompagnon?« Der Schatyr schaute den Söldner ungläubig an.
    »Ich habe doch eben erklärt, dass ich mein ganzes Bargeld verspielt habe«, nölte Cortes. »Darunter auch Artjoms Anteil an einem Geschäft. Deshalb musste ich ihm den Wagen überlassen.«
    »Dann kauf dir den Neuen doch auf Kredit.«
    »Bidjar!« Der Söldner quittierte diesen Vorschlag mit einem müden Lächeln. »Für wen hältst du mich? Ich bin ein risikofreudiger Mensch, aber nicht verrückt. Ich habe keine Lust, mich wegen eines neuen Autos in die Leibeigenschaft der Schatyren zu begeben.«
    »Du übertreibst maßlos. Das ganze Gerede über die Wucherzinsen, die wir angeblich verlangen, beruht doch nur auf Verleumdungen unserer Konkurrenz«, behauptete Bidjar. »Obwohl es wahrscheinlich nichts bringt, wenn ich dir das erzähle.«
    »Du hast’s erfasst.«
    Die beiden Männer schenkten sich Cognac nach und betrachteten eine Zeit lang schweigend die fabrikneuen Jeeps und Limousinen.
    »Cortes«, begann abermals Bidjar. »Versuch dich einmal in meine Lage zu versetzen. Wenn irgendjemand erfährt – ich betone: irgendjemand –, dass ich dem bestbezahlten Söldner einen Gebrauchtwagen verkauft habe und er diesen Wagen nicht dazu braucht, um ihn in die Luft zu sprengen oder von einer Brücke zu stürzen, sondern um damit spazieren zu fahren, dann lacht die gesamte Verborgene Stadt über mich, einschließlich der Ratten in der Kanalisation. Und wenn die Spitze der Handelsgilde davon erfährt, werden die Herrschaften sich verwundert die Augen reiben und die Frage aufwerfen, ober der gute Bidjar noch ganz richtig im Kopf ist.«
    »Du bist doch selber die Spitze der Handelsgilde«, wandte Cortes ein.
    »Ich bin nur einer von vielen.«
    »Einer von sieben.«
    »Von neun«, verbesserte Bidjar den Söldner. »Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Jedenfalls werde ich dir keinen Gebrauchtwagen verkaufen. Punktum!«
    »Und ich habe für einen Neuwagen kein Geld«, versetzte Cortes. »Auch Punktum!«
    »Dann nimm einen Kredit bei mir auf«, sagte der Schatyr beschwörend.«
    »Kommt nicht infrage.« Der Söldner schenkte sich in aller Ruhe Cognac nach. »Lieber kaufe ich mir irgendeine Schrottkiste bei den Humos.«
    »Du verdammter Geizkragen«, schimpfte Bidjar entnervt.
    Aus dem Mund eines Schatyren klang dieser Vorwurf wie ein Kompliment.
    »Wie sieht’s aus, hast du mir ein Angebot zu machen oder nicht?«, erkundigte sich Cortes kühl. »Ich muss übrigens gleich zu einem Termin.«
    »Du meinst wohl, du kannst mich erpressen?«
    »Erpressen? Was für ein böses Wort. Ich habe dir lediglich eine klare Frage gestellt.«
    Bidjar blies die Backen auf und seufzte. Dann stellte er sein Cognacglas ab,

Weitere Kostenlose Bücher