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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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zwirbelte er zerstreut seinen Schnauzbart.
    »Ich dachte eigentlich, du seist ein kluger Mensch, Jakob. Du lebst doch schon von Kindesbeinen auf in Moskowien und solltest es besser wissen.«
    Die Miene des Schotten verdüsterte ich.
    »Worin liegt denn mein Irrtum, Peter?«
    »Das werde ich dir sagen«, antwortete der Zar lachend. »Du hast etwas Entscheidendes nicht bedacht: Macht kann erobern, aber nicht bewahren. Früher oder später wird dein Turm fallen.« Bruce reckte entrüstet das Kinn. »Er wird fallen, Zauberer, glaub mir. Sobald wir ihn errichtet haben, werden die Dämonen mit aller Kraft versuchen, deinen Prachtbau zu zerstören. Denn aus der Tatsache, dass sie ihn nicht betreten können, werden sie unschwer den Schluss ziehen, dass auch Iwans Bibliothek und das Schwarze Buch dort versteckt sind.« Peter zog eine Tonpfeife aus der Tasche hervor. »Kannst du mir folgen?«
    »Gewiss«, brummte der Schotte.
    Obwohl er am Kukuj geboren war, setzte ihn die asiatische Schläue der Moskowiter immer wieder in Erstaunen.
    »Na also.« Flink stopften die gelben Finger des Zaren den Tabak in die Pfeife. »Bewahren kann nur ein Geheimnis, Jakob, nur ein Geheimnis. Solange niemand weiß, wo die Bibliothek versteckt ist, und solange mein Geschlecht für ihren Erhalt bürgt, ist sie in Sicherheit. Und du, Bruce, vergiss niemals, dass du ein Hüter bist, aber nicht mehr als das. Dir ist große Macht gegeben, aber du trägst auch große Verantwortung. Nicht nur mir gegenüber, sondern gegenüber uns allen. Denke immer daran.«
    »Das werde ich tun, Peter«, versicherte der Zauberer leise und warf einen Blick auf das dicke Buch im schwarzen Einband, das bescheiden im Regal lag.
     
    »Mutanten? Außerirdische? Die sensationelle Sonderausgabe von Slawik Tosters Magazin Redefreiheit schlug ein wie eine Bombe. Polizeivertreter kündigten an, das in der Sendung gezeigte Videomaterial sorgfältig zu prüfen und erst danach …«
    INTERFAX
     
     
    »Droht eine zweite Inquisition? Man könnte viele Fragen stellen in diesen Tagen. Warum haben die Herrscherhäuser den bescheidenen Professor Serebrjanz nicht ernst genommen? Warum haben sie keine Abschusslizenzen für Schwarze Morjanen mehr ausgegeben? Warum wurden Spuren so schlecht verwischt? Doch es ist müßig, diesen Fragen nachzugehen. In einer Situation, in der am Horizont bereits die Feuer einer neuen Inquisition lodern und die Bevölkerung der Verborgenen Stadt allmählich in Panik gerät, stellt sich nur eine einzige Frage: Was unternehmen die Herrscherhäuser, um uns zu schützen? …«
     
    T-GRAD-COM
     
     
    Moskauer Polizeipräsidium
Moskau, Petrowka-Straße
Samstag, 30. September, 09:11 Uhr
     
    »Wie bereits berichtet, wurde gestern in der Moskauer Innenstadt Waliko Garadse – in gewissen Kreisen auch als Jumbo bekannt – in der Nähe seines Büros am Blumenboulevard ermordet. Dabei ging der Killer mit erschütternder Brutalität zu Werke. Waliko Garadse wurde vor den Augen seiner Leibwache und etlicher Passanten mit Messern buchstäblich abgeschlachtet. Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat stellte sich natürlich die Frage nach der Identität des Mörders. Wer hat dieses Verbrechen begangen und wie hat er es geschafft, Garadse praktisch vor der Nase von dessen gut ausgebildeten Bodyguards zu töten?« Der Moderator machte eine dramaturgische Pause. »Meine Damen und Herren, wir zeigen ihnen nun Videomaterial, das unserer Redaktion zugespielt wurde. Diese sensationellen Bilder beweisen, dass es sich bei dem Auftragsmord an Garadse um keine gewöhnliche interne Auseinandersetzung im kriminellen Milieu handelt.«
    Auf dem Bildschirm erschien vor dem Hintergrund des Nikulin-Zirkus eine nett anzuschauende, etwa vierzigjährige Frau.
    »Dieses Video hat der französische Tourist Jean-Louis Pleau gedreht, der sich gestern mit seiner Gattin zufällig am Ort des Geschehens aufhielt.«
    Die Frau ging um den Filmenden herum und die Kamera schwenkte um hundertachtzig Grad. Nun sah man im Hintergrund einen protzigen Mercedes, um den mehrere Leibwächter herumstanden.
    »Waliko Garadse ist vor seinem Büro vorgefahren«, kommentierte der Moderator. »Seine Leibwache überprüft die Lage, es zeigen sich keine Anzeichen von Gefahr. Doch nun achten Sie bitte auf den alten Mann, der gerade den Bürgersteig entlanggeht.«
    Ein übers Bild gelegter Pfeil markierte den weißhaarigen, ordentlich gekleideten Greis, der sich dem Mercedes näherte.
    Die Kamera schwenkte mal

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