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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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dass die Verborgene Stadt durchaus in der Lage war, eine Enttarnung letztlich zu verhindern, dann führte dies zu folgendem Schluss: Der Urheber der Intrige hatte es auf etwas ganz Konkretes abgesehen, das er sich verschaffen konnte, solange die Krise noch am Kochen war und die Herrscherhäuser entsprechend unter Druck standen. Und danach würde er versuchen, von der Bildfläche zu verschwinden.
    Diese Theorie gefiel Kornilow schon viel besser als seine erste, denn der unbekannte Intrigant war mit Sicherheit zu klug, als dass er auf eine völlige Auslöschung der Verborgenen Stadt spekuliert hätte.
    Der Major schnippte mit dem Feuerzeug und wollte gerade den Fernseher ausschalten, als er auf dem Bildschirm neben dem Moderator ein bekanntes Gesicht entdeckte. Es blieb nichts anderes übrig, als den Ton wieder einzuschalten.
    »Nach Ansicht des Videos, das der französische Tourist von der Ermordung Waliko Garadses gedreht hat, haben wir uns natürlich sofort an die heiß diskutierten Theorien von Professor Lew Moisejewitsch Serebrjanz erinnert, von denen Sie, verehrte Damen und Herren, mit Sicherheit schon gehört haben. Der bekannte Wissenschaftler hat sich freundlicherweise bereiterklärt, die spektakulären Bilder für uns zu kommentieren.«
    »Das ist doch selbstverständlich«, bestätigte Lew Moisejewitsch und nickte wichtig mit dem Kopf.
    »Das Video, das wir soeben gesehen haben, wirft natürlich einige Fragen auf, Herr Professor«, sagte der Moderator.
    »Keineswegs«, versetzte Serebrjanz. »Wer meine Arbeiten aufmerksam gelesen hat, für den sind diese Bilder keine Überraschung. Die Erklärung ist einfach: Unsere Stadt erlebt derzeit eine Phase, in der die Humanoiden besonders aktiv sind. Auf den altehrwürdigen Moskauer Straßen treiben dunkle Mächte ihr Unwesen, die sich gegen die Menschheit verschworen haben. Das, was wir gerade gesehen haben, ist nur ein harmloses Beispiel für das, wozu sie imstande sind. Die Humanoiden manipulieren unsere Gedanken und Gefühle und sie dürsten danach, uns zu töten! Manchmal versagt ihre Tarnung und dann sehen wir ihr wahres Antlitz.«
    »Das heißt, der Mann hat tatsächlich vier Arme?«
    »Natürlich.« Serebrjanz grinste sauertöpfisch. »Sie haben doch selbst gesagt, dass es sich um keine Montage handelt.«
    »Aber …«
    »Trauen Sie etwa Ihren eigenen Augen nicht? Genau das ist die Krux unserer Gesellschaft: Wir sind verknöchert und dogmatisch, immer nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf!«
    »Guten Morgen, Patron!«, rief Leutnant Waskin, der gerade ins Büro kam.
    »Wladik«, grummelte Kornilow, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Wann habe ich dir aufgetragen, Serebrjanz hierher zu bringen?«
    »Ich, ähm, ich kann ihn nicht finden, Patron«, stammelte der junge Leutnant.
    »Er sitzt in der Koroljowa-Straße 12 im Studio und gibt Interviews.«
    »Verdammt!« Waskin starrte konsterniert auf den Bildschirm.
    »Abmarsch!«, kommandierte Kornilow. »Und dass du mir nicht ohne den Professor zurückkommst!«
    Waskin stürmte aus dem Büro und der Major ging ans Telefon, das gerade zu klingeln begonnen hatte.
    »Kornilow.«
    »In zwei Minuten bei mir.« General Schwedow, der Chef des Moskauer Polizeipräsidiums, fasste sich wie immer kurz.
    Arkadi Lwowitsch Schwedow hatte noch nie im Leben geraucht und seinen Untergebenen, die diesem Laster zum Großteil verfallen waren, untersagte er strikt, in seinem Büro die Luft zu verpesten. Dies war der Hauptgrund, warum Kornilow die Audienzen bei seinem Chef nicht besonders schätzte.
    »Was sagst du zu der Sache, Andrej?«
    »Jemand hat Jumbo beseitigt«, konstatierte der Major achselzuckend. »Nichts Außergewöhnliches.«
    »Das kannst du den Journalisten erzählen«, wetterte Schwedow. »Aber ich muss in einer Stunde beim Bürgermeister antreten. Könntest du mir freundlicherweise sagen, wie ich mich dort verhalten soll?«
    »Nun, am besten so tun, als ob alles unter Kontrolle wäre.«
    »Toller Tipp! Zuerst das Blutbad in der Schaukel und jetzt der Mord an Garadse – es liegt doch auf der Hand, dass der Stadt ein neuer Bandenkrieg bevorsteht.«
    »Es wird keinen Bandenkrieg geben«, versicherte Kornilow.
    »Und woher willst du das wissen?«
    »Ich habe mit Kacha Gori geredet. Er hat mir versprochen, dass sich seine Leute zwei Tage ruhig verhalten werden.«
    Dass das Gespräch mit Gori schon vor Jumbos Ermordung stattgefunden hatte, kehrte Kornilow diskret unter den Tisch.
    »Und was wird

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