Die Hexe
zu zucken.
»Bald? Das bedeutet wann?«
»In ein paar Tagen.«
»Gut. Du hast mich überzeugt.«
Kara lächelte versöhnlich: »Ich bin wirklich ernsthaft beunruhigt über die Situation. Artjom und Cortes arbeiten normalerweise für den Dunklen Hof und ich würde schon gern wissen, ob der Söldner Larissa zufällig kennengelernt hat oder ob er uns hinterherspioniert.«
»Und was soll ich tun?«
»Fühle Artjom mal auf den Zahn. Egal wie, mach ihm meinetwegen schöne Augen.«
»Du meinst, ich soll mit ihm ins Bett gehen?«
»Ich bitte dich einfach nur um deine Hilfe«, entgegnete die Zauberin ungehalten. »Ich habe keine Zeit, mich selbst um diesen Söldner zu kümmern.«
Inga erhob sich jäh und marschierte grußlos zur Tür.
»Inga?!«
»Jaja, schon recht!«, blaffte die zierliche Rothaarige, ohne sich umzudrehen, und verließ im Sturmschritt den Wintergarten.
»Freches Luder!« Die Zauberin ließ sich auf einen Polsterstuhl plumpsen und fegte zornig ein Kristallglas vom Tisch. »Biest, verdammtes!«
Ingas Launen trieben Kara des Öfteren zur Weißglut, doch die Zauberin wusste nur zu gut, dass die freche und dickköpfige Magierin ihre wichtigste Helferin war. Ihre Klugheit und Kaltschnäuzigkeit machten sie zu einer virtuosen Intrigantin und Kara hatte nicht kokettiert, als sie beteuerte, dass sie ihr blind vertraue. Doch ungeachtet dessen dachte die Zauberin nicht daran, Inga in ihre Pläne bezüglich Larissa einzuweihen.
Soll ruhig ein bisschen eifersüchtig sein, die sture Göre, dachte Kara bei sich, und wissen, dass sie auch nicht unersetzlich ist.
»Es wird schon hell draußen«, flüsterte Larissa verträumt. »Ein neuer Tag, neues Glück …« Sie hielt kurz inne und fügte hinzu: »Und neue Freunde.«
Artjom lächelte, zog seine Geliebte an sich heran und küsste sie auf den Hals. Larissa streckte sich und genoss die kraftvolle Umarmung des Söldners.
»Es ist schön mit dir«, sagte sie und schaute ihm verliebt in die Augen.
Artjoms Reaktion auf das Kompliment verriet weder Selbstzufriedenheit noch geschmeichelten männlichen Stolz, in seinen Augen lag nichts als Zärtlichkeit.
»Wie schön, dass du nicht in der Vergangenheit sprichst«, erwiderte der Söldner leise.
»Ich hoffe eben, dass es noch ein bisschen weitergeht. «
Über Larissas Gesicht huschte ein aufreizendes Grinsen und sie küsste Artjom auf den Mund.
KAPITEL FÜNF
»Er wird schön.« Peter betrachtete die auf dem Tisch ausgebreiteten Pläne und schaute dann wieder zu Bruce. »Respekt, Jakob, er wird unglaublich schön.«
»Es wäre nicht sehr klug von mir, einen hässlichen zu bauen, Peter«, erwiderte der Schotte kühl. »Mein Ruf bei deinen Untertanen ist ohnehin nicht der beste. Würde ich in Moskau ein unansehnliches Bauwerk errichten, wären sie imstande, es niederzubrennen.«
»Zweifellos«, bestätigte Peter schmunzelnd. »Trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet, dass du ein solches Kunstwerk ersinnen würdest.«
Jakob verstand den Zaren. Er wusste, dass Peter seine Hauptstadt nicht besonders schätzte und schon mehrfach davon gesprochen hatte, eine neue, großartige Stadt zu erbauen, deren Schönheit das etwas angestaubte Dritte Rom in den Schatten stellen sollte. Aus diesem Grund sah der Zar das fantastische Bauprojekt, das der Schotte ihm vorgelegt hatte, mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Denn der formvollendete Turm hätte auch seiner neuen Wunderstadt gut zu Gesicht gestanden.
»Ich hätte da noch eine Frage, Peter«, sagte Bruce vorsichtig.
Peter legte die Pläne beiseite und seine großen hervorquellenden Augen richteten sich auf den Schotten.
»Ich höre, Zauberer.«
Bruce verzog das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn man ihn Zauberer nannte und Peter wusste das. Doch dem Zaren konnte er natürlich keine Vorschriften machen.
»Wenn ich den Turm erbaut habe und ihn mit jener Macht ausstatte, über die wir gesprochen haben, dann soll er für Angehörige nichtmenschlicher Völker unzugänglich sein. Kein Dämon der Verborgenen Stadt darf in der Lage sein, ihn zu betreten.«
»Und? Zweifelst du etwa daran, dass dir das gelingen wird?«
»Keineswegs«, entgegnete Bruce im Brustton der Überzeugung. »Im Gegenteil. Ich bin absolut sicher, dass es so kommen wird. Und daher meine Frage: Wäre es nicht vernünftig, die Bibliothek Iwan des Schrecklichen in den Turm zu verbringen? Er wäre der sicherste Ort in ganz Moskau.«
Peter sah seinen Magier eine Weile nachdenklich an, dann
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