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Die Hexen - Roman

Die Hexen - Roman

Titel: Die Hexen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sanft hielt er sie fest. »Was tut Ihr da? Habt Ihr denn keine Magd, die den Aufwasch übernimmt?«
    »Nein«, flüsterte Ravenna. »Es gibt nämlich auch keine Mägde mehr.« Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Puls in die Höhe schnellte. Lucian war ihr so nah, dass sie spürte, wie ihr sein warmer Atem über die Haut strich. Für einen Mann, der im dreizehnten Jahrhundert geboren worden war, wirkte er überaus lebendig, und diesmal gab es keine Gefahr und keine Gegner, die sich zwischen sie drängten. Er nahm ihr das Weinglas aus der Hand und stellte es achtlos auf den Tisch. Dann führte er sie ins Schlafzimmer.
    Ob er wohl ahnte, dass sie bereits einige Stunden verstohlen an seiner Seite gelegen hatte? Aber es war etwas anderes gewesen – da war er tief in einen magischen Schlummer versunken gewesen und sie hatte gedacht, dass er dem Tode nahe war. Er hatte nicht einmal gemerkt, wie ihm geschah, als sie sich heimlich an ihn schmiegte. Jetzt hingegen war er wach und wusste sehr genau, was er tat. Schüchtern wie ein Teenager saß sie auf der Bettkante, während er das dünne Laken und die Wolldecke zur Seite zog und die Kerze auf dem Nachtkästchen ausblies.
    »Ravenna?«
    Seine Hand lag auf ihrem Arm, rau und schwielig von der Arbeit in der Burg und von endlosen Übungsgefechten mit dem Schwert. Als sie sich nicht rührte, schob er ihr behutsam das Haar zur Seite und küsste sie auf den Nacken. Sie schauderte und schloss die Augen.
    »Weist mich zurück und ich werde auf dem Boden schlafen«, flüsterte er. »Oder im … wie nanntet Ihr diesen Ort? Im Bad. Doch es gibt gewisse Dinge, die zu Beltaine gehören, genau wie der Kampf und die Schwertleite an dem alten Stein. Ich bin nicht besonders erfahren«, setzte er entschuldigend hinzu. »Ich weiß nur, was die anderen Ritter mir erzählten.«
    Dieses Eingeständnis brachte Ravenna zum Lachen. Als er sie an sich zog, ließ sie sich nach hinten sinken, bis sie in seinen Armen landete. Lucian beugte sich über sie und streichelte ihr Gesicht. Gleichzeitig betrachtete er sie, als wolle er sich ihren Anblick für den Rest seines Lebens einprägen.
    »Ihr seid ein Wunder, wisst Ihr das?«, raunte er. »Ihr seid ein Wunder, das mir widerfahren ist, obwohl ich schon lange nicht mehr an Wunder glaube.«
    Ihr Herz klopfte. Ohne dass er es erklären musste, wusste Ravenna, dass er an vergangene Erlebnisse dachte, an Ereignisse, die im Schatten einer unendlich weit entfernten Vergangenheit versunken waren, zumindest für sie. Sie tastete nach seinem Handgelenk, zog seinen Arm zu sich, küsste die Handfläche und presste dann seine Finger auf ihre Brust. Sie hörte, wie er den Atem anhielt. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich.
    »Spürst du das?«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Das ist die Magie von Beltaine.« Sie meinte ihren flattrigen Herzschlag, ihr aufgeregt bebendes Herz, das von der Sehnsucht nach seiner Umarmung erzitterte.
    Lucian atmete erleichtert aus, als habe sie ihn von einem Fluch erlöst. »Ravenna«, flüsterte er wieder und ließ die Stirn neben ihrem Kopf ins Kissen sinken. Ein Zittern lief durch seinen Körper, Dinge, die ihm durch den Kopf gingen und die er nicht mit ihr teilen wollte. Immer wieder hauchte er ihren Namen wie einen Zauberspruch, einen magischen Bann, der alles Böse von ihnen fernhielt.
    Er unternahm nichts dagegen, als sie das Shirt am Saum raffte und ihm den weichen Stoff über den Kopf zog. Plötzlich wirkte er verletzlich und wirklich, weil es keine Verkleidungen mehr gab, weder aus dieser noch aus seiner Welt.
    Sie schlang die Arme um seinen Oberkörper und begann ihn leidenschaftlich zu küssen, ängstlich, dass er im letzten Augenblick verschwinden könnte, ein Trugbild, das ihr nur im Traum begegnet war. Seine Haut fühlte sich kühl an, die Muskeln glatt und kräftig. Gelegentlich streifte das Triskel über ihre Wange, denn er presste ihr die Lippen auf den Hals, küsste ihre Ohrmuscheln und ihren Mund.
    Dann schob er ihr langsam das T-Shirt hoch und strich sanft über ihre Brüste.
    Darlach und die anderen Ritter müssen ihm eine Menge erzählt haben, dachte Ravenna. Im blauen Nachtlicht betrachtete sie ihn, während er die Lippen über ihren Bauch wandern ließ. Sie lag ganz still, während eine Stelle tief in ihrem Körper zu vibrieren begann. Lucian war ihr aus einer Vergangenheit voller Magie in ihre Welt gefolgt, und er erwies sich als ein wahrer Ritter, der sie auch in ihrer Zeit verzauberte und dem ihr Herz

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