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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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und mir gar nichts
anderes übrigblieb als hinauszugehen. Al erdings, bevor ich ging,
nahm ich ihm noch den Bleistift aus der Hand und brach ihn vor
seinen Augen in zwei Stücke.»
Alexandra lachte, sie war dankbar, eine so sprühende Freundin zu
haben, eine dreidimensionale Freundin, ganz anders als diese bösen
Clownsgesichter in ihrem Schlafzimmer. «O Sukie, ist das wahr?»
«Ja, und ich sagte noch: ‹Brich dir ein Bein› und warf die beiden
Stücke auf seinen Schreibtisch. Dieses eingebildete Judenjüngelchen.
Aber was sol ich jetzt machen? Ich habe noch ungefähr siebenhundert
    Dollar auf der Bank, das ist alles.»
«Viel eicht kann Darryl …» Alexandras Gedanken flogen immerfort
zu Darryl Van Horne: sein übereifriges Gesicht mit den
Spucketröpfchen, bestimmte staubige Winkel seines Hauses, die auf
die Hand einer Frau warteten, und diese erstarrten Augenblicke, wenn
er sein rauhes brüchiges Lachen herausgebellt hatte und seine Kiefer
zuklappten und die Welt um ihn her sich erst wieder lösen mußte aus
dem momentanen Bann. Solcher Bilder drangen nicht auf Einladung,
nicht mit einer Absicht in Alexandras Bewußtsein, sondern so, wie
Radiostationen einander überschneiden, indes wir auf einer
gewundenen Straße reisen. Im Gegensatz zu Sukie und Jane, die aus
ihren Riten auf der Insel neue Kraft, frischen Elan zu schöpfen
schienen, fand Alexandra, daß ihre unabhängige Existenz sich in der
Substanz verändert hatte, aus Ton war Papier geworden, und ihre
trost- und lebenspendenden Verknüpfungen mit der Natur hatten
sich gelockert. Sie hatte ihre Rosen unangehäufelt, ohne Deckgrün in
den Winter gehen lassen; sie hatte das Laub nicht kompostiert, wie
sonst jeden November; sie vergaß immer wieder, das Vogelhäuschen
zu fül en, und sie hatte es aufgegeben, ans Fenster zu klopfen, um die
verfressenen grauen Eichhörnchen zu vertreiben. Sie schleppte sich
mit einer Apathie durch die Tage, die sogar Joe Marino auffiel und
die ihn verunsicherte. Gleichgültigkeit bei einer Ehefrau gehört zur
sozialen Übereinkunft, bei deiner Geliebten aber unterminiert sie den
Mann. Al es, was Alexandra wol te, war, ihre Glieder in dem heißen
Teakholzbassin auszustrecken und ihren Kopf an Van Hornes filzig
behaarten Oberkörper zu lehnen, während Tiny Tim aus den
Lautsprechern fistelte: «Livin’ in the sunlight, lovin’ in the moonlight, havin’ a wonderful time.»
«Darryl ist in Schwierigkeiten», sagte Sukie. «Er hat seine
Wasserrechnung nicht bezahlt, und die Stadt wil ihm nun den Hahn
abdrehen, und er hat, auf meinen Vorschlag, nehme ich an, Jenny
    Gabriel als Laborassistentin eingestellt.»
«Auf deinen Vorschlag?»
«Na ja, sie hatte doch diesen Assistentenjob in Chicago, und nun
sitzt sie hier, so mutterseelenal ein …»
«Sukie Süße, du mit deinem Schuldgefühl. Das hast du geschickt
hingekriegt.»
«Ich fand, irgendwie war ich ihr etwas schuldig, und sie sieht
wirklich ungeheuer niedlich und ernst aus in ihrem kleinen weißen
Kittel. Ich war gestern drüben, mit ein paar anderen.»
«Da drüben war gestern eine Party, und niemand sagt mir was?»
«Keine richtige Party. Niemand hat sich ausgezogen.»
Sie mußte sich wieder in den Griff bekommen, sagte Alexandra sich.
Sie mußte ihrem Leben einen neuen Mittelpunkt geben.
«Wir waren höchstens eine Stunde da, Kleines, ehrlich. Es war
wirklich weiter nichts. Der Mann von den Wasserwerken war auch
dabei, mit einem Gerichtsbeschluß, oder was man so braucht. Dann
konnte er den Haupthahn nicht finden und nahm einen Drink an,
und wir probierten al e seinen Schutzhelm auf. Außerdem, du weißt
doch, dich liebt Darryl am meisten.»
«Das tut er nicht. Ich bin nicht so hübsch wie du, und ich tue nicht
all das, was Jane für ihn tut.»
«Aber vom Körper her bist du sein Typ», sagte Sukie tröstend. «Ihr
paßt sehr gut zusammen. Schätzchen, ich muß sausen. Ich habe
gehört, Perley-Immobilien wil eventuell noch eine Kraft einstellen,
für den Frühjahrsansturm.»
«Du wil st Häuser verkaufen?»
«Ich wil nicht, ich muß. Ich muß etwas unternehmen, ich gebe
Unsummen für den Kieferorthopäden aus und habe keine Ahnung,
wieso; Monty hatte schöne Zähne, und meine sind auch nicht
    schlecht, nur dieser leichte Überbiß.»
«Aber ist Marge – was hast du von Brenda gesagt – eine von uns?»
«Wenn sie mir einen Job gibt, ja.»
«Ich dachte, Darryl möchte, daß du einen Roman schreibst.»
«Darryl

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