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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ganze Zeit.»
«Wir sind bei dir.»
«Es ist wunderbar.»
«Ich finde es herrlich, eine Frau zu sein, wirklich», sagte Sukie.
«Bleibt dir auch gar nichts anderes übrig», sagte Jane Smart trocken.
«Ich meine es wirklich, es ist nicht bloß eine Floskel», beharrte
Sukie.
«Mein Kleines», sagte Alexandra in diesem Augenblick.
«Oh», kam es Jenny über die Lippen.
«Ruhig. Ganz ruhig.»
«Das ist das Paradies.»
«Also», sagte Jane Smart am Telefon – mit Nachdruck, als wappne
sie sich gegen Widerspruch, «ich fand, sie war ein bißchen zu einschmeichelnd, zu lieb und artig, machte so auf Alice im
Wunderland. Ich glaube, die wil was.»
    «Was kann sie denn wol en. Wir sind arm wie die Kirchenmäuse,
und obendrein zeigt die ganze Stadt mit Fingern auf uns.» Alexandra
war in Gedanken noch in ihrem Arbeitsraum, bei den Rohformen
zweier schwebender, locker miteinander verbundener Frauen; sie
fragte sich, wenn sie die Papiermache-Masse in kleinen Klumpen
auftrug und verstrich, weshalb sie mit so wenig Überzeugung bei der
Arbeit war, ganz anders als früher, als sie noch die Tonfigürchen
machte, ihre kleinen kraftvol en Duttelchen, die so tröstlich in sich
ruhend auf Beistel tischchen und auf Kaminsimsen in Hobbyräumen
lagen.
«Überleg mal, in welcher Situation sie ist», sagte Jane. «Steht
plötzlich als Waise da. Hat in Chicago Mist gebaut. Haus hier zu
groß, Heizkosten und Grundsteuern unbezahlbar für sie. Aber einen
andern Platz, wo sie hingehen könnte, hat sie nicht.»
Jane schien neuerdings aber auch nichts und niemanden verschonen
zu wol en mit ihrem Gift. Draußen vor dem Fenster bewegten sich
die sperlingsbraunen Zweige des bislang schneelosen Winters im
kalten Wind, das schaukelnde Vogelhäuschen mußte neu gefül t
werden. Die Spofford-Kinder hatten Weihnachtsferien, waren aber
gerade weg zum Schlittschuhlaufen, und Alexandra hatte eine Stunde
Ruhe zum Arbeiten – schade um die kostbare Zeit. «Ich finde,
Jennifer ist eine gute Ergänzung», sagte sie. «Wir dürfen uns nicht so
einigeln.»
«Und wir dürfen auch nie aus Eastwick weggehen», sagte Jane
überraschend. «Ist das nicht entsetzlich mit Ed Parsley?»
«Was denn? Ist er zu Brenda zurückgekehrt?»
«In Stücken kehrt er zurück», war die rohe Antwort. «Er hat sich
mit Dawn Polanski in einem Reihenhaus in New Jersey beim
Bombenbasteln in die Luft gejagt.» Alexandra dachte an sein
gespenstisches Gesicht an jenem Konzertabend, das letzte Mal, daß sie
    ihn gesehen hatte, mit seiner krankgrünen Aura und der langen eitlen
Nase, die aussah, als würde sie unentwegt nach vorn gezogen, so daß
sein Gesicht seitlich wegrutschte wie eine Gummimaske. Schon
damals wußte sie, daß sein Urteil feststand. Janes rüder Satz, er werde
in Stücken wiederkommen – diese Vorstellung zerschnitt Alexandra;
ihr angewinkelter Arm und die Hand mit dem Telefonhörer, in dem
Janes Stimme knisterte, trieben weg, losgelöst, und ihre Augen, ihr
Körper ließen die Fenstersprossen durch sich hindurchgleiten wie die
Drähte eines Eierschneiders. «Sie haben ihn mit den Fingerabdrücken
der Hand identifiziert, die sie in den Trümmern gefunden haben»,
sagte Jane. «Nur diese Hand lag da, sonst nichts. Es kam heute
morgen über al e Fernsehsender. Ich wundere mich, daß Sukie dich
noch nicht angerufen hat.»
«Sukie ist ein bißchen eingeschnappt, viel eicht hat sie sich neulich
abend zurückgesetzt gefühlt, durch Jennifer. Der arme Ed», sagte
Alexandra, und ihr war, als zerstöbe sie, wie in einer langsamen
Explosion. «Es muß grauenvol für sie sein.»
«Davon war nicht viel zu merken, als ich vor einer halben Stunde
mit ihr sprach. Es klang eher so, als zerbräche sie sich den Kopf, wie
ausführlich der neue Redakteur den Artikel wohl haben wol te. In
Clydes Büro sitzt doch jetzt dieser junge Mann – jünger als wir – den
die Besitzer dorthin gesetzt haben, die, wie jeder weiß, Strohmänner
für die Mafia sind, die sich bei der Regierung auf dem Federal Hil
eingenistet hat. Er kommt frisch von der Brown University und hat
keine Ahnung vom Zeitungmachen.»
«Macht sie sich Vorwürfe?»
«Nein, warum auch. Sie hat Ed nie dazu angespornt, Brenda zu
verlassen und mit diesem dummen kleinen Dreckspatz
durchzubrennen, sie hat al es Erdenkliche getan, um die Ehe zu
retten. Sie hat mir gesagt, sie hat ihm gesagt, daß er bei Brenda und
    seinem Pfarramt bleiben sol , zumindest, bis er einen Schimmer

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