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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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möchte, Darryl möchte», sagte Sukie. «Wenn Darryl meine
Rechnungen zahlt, kann er haben, was er möchte.»
Risse, so kam es Alexandra vor, als Sukie aufgelegt hatte, Risse
durchzogen das, was sich eine Zeitlang so vol kommen ausgenommen
hatte. Sie war rückständig, dachte sie. Sie wol te, daß niemals sich
etwas ändere, oder richtiger, daß sich al es immerfort auf die gleiche
Weise wiederhole, wie in der Natur. Das gleiche Geschlinge von
Giftsumach und wildem Wein an der eingestürzten Mauer auf der
Grenze zum Moor, das gleiche glitzernde Mineralgemisch in den
Kieseln am Weg. Wie herrlich, wie unauslotbar Kieselsteine sind. Sie
liegen überal , sind Mil iarden Jahre alt, geglättet und gerundet von
jahrhundertelangem Wellenschlag des Meeres, sind, als Gebirge sich
auffalteten mit ihrem unablässigen Zurückbröckeln, in ihrer Substanz
verquirlt und neu zusammengerührt worden, nicht einmal, sondern
viele Male im ins Unermeßliche zurückreichenden Kegel der Äonen:
schneebedeckte Gipfel erhoben sich, wo Rhode Island und New
Jersey jetzt ihre Marschen breiten, und Ozeane brüteten Kieselalgen
aus, wo jetzt die Rocky Mountains ragen und in ihren Felswänden
versteinerte Trilobiten bergen. In Museen hatte Alexandra, als sie
noch ein Mädchen war, wie betäubt vor den mineralischen Exponaten
gestanden, diesen ineinandergeschachtelten, verzahnten kristal inen
Prismen, in Farben, die ganz gewöhnlich wären, nur daß sie aus der
Tiefe der Natur kamen: Lepidolithe und Chrysoberyl e und
Turmaline mit ihren königlichen Namen, al e wie riesige erstarrte
Funken, aus dem brodelnden Inferno der Erde geschlagen, als die
zutage liegenden, aufgetürmten Granitschichten um uns noch flüssig
    waren und die Kontinente auf Basalt schlingerten. Manchmal
schwindelte es sie, so einbezogen zu sein in dieses massive, immer
mehr hervorbringende Umwälzen, das ihr Bewußtsein mit sich zog
wie einen Glimmereinschluß. Das Empfinden, sich vom Universum
nicht einfach nur tragen zu lassen, sondern ihm ein Partner zu sein,
eine eigene Kraft in ihm zu stellen, hielt an; sie konnte aus dem
Keimen der Kräuter Medizin gewinnen und mit der Macht ihres
Denkens Unwetter befehlen. Sie und der Keim waren eins.
Im Winter, wenn die Blätter gefal en waren, rückten vergessene
Teiche näher, eisbedeckt glänzten sie zwischen den Bäumen, und die
Lichter der Stadt, im Sommer laubverhangen, blinzelten nachbarlich
nah und warfen eine neue Welt von Schatten und hellen Rechtecken
auf die Tapeten der Zimmer, die sie durchwanderte, getrieben von
gnadenloser Schlaflosigkeit. Besonders in der Nacht war sie mit ihren
Kräften geschlagen. Die Clownsgesichter, die durch die übereinander
gefalteten Päonien auf den Chintzvorhängen entstanden, scharten sich
zusammen und jagten sie aus dem Schlafzimmer. Das Atmen der
Kinder pumpte durchs Haus und das Ächzen des Heizkessels. Und es
kam vor, daß sie im Mondlicht, mit einer knappen sicheren
Bewegung ihrer schweren Hände, auf deren Rücken sich gerade die
ersten hingesprenkelten Leberflecken zeigten, der gemaserten
Ahornkredenz (einem Erbstück von Oz’s Großmutter) zehn
Zentimeter nach links zu rücken befahl; oder sie hieß eine Lampe mit
einem Sockel wie eine chinesische Vase, sich zu bewegen – die Schnur
wackelte und wedelte grotesk hinterdrein wie die Schwanzfeder eines
Leierschwanzvogels – und den Platz zu wechseln mit einer
Messinglampe, die einen Schaft wie ein Kerzenhalter hatte und auf
der anderen Seite des Wohnzimmers stand. Eines Nachts ärgerte sie
sich über die Maßen, weil ein Hund bel te in einem der
Nachbargärten jenseits der Weidenreihe an der Grenze ihres
Grundstücks; ohne langes Überlegen dachte sie ihn zu Tode. Es war
    ein ganz junger Hund gewesen, der noch nicht daran gewöhnt war,
angebunden zu sein, und zu spät fiel ihr ein, daß sie ebenso mühelos
die unsichtbare Leine hätte lösen können, denn vor al em andern
kennen Hexen sich mit dem Knoten aus, der aiguil ette, mit der sie
Liebesbande und Heiraten knüpfen, Unfruchtbarkeit über Frauen
oder Vieh bringen, Impotenz bei den Männern stiften und Unfriede
in den Ehen. Mit Knoten quälen sie die Unschuldigen, verstricken sie
die Zukunft. Ihre Kinder hatten das Hündchen gekannt, und Linda,
die jüngste, kam am nächsten Morgen weinend nach Haus. Die
Halter des Tieres waren immerhin so aufgebracht, daß sie eine
Autopsie vornehmen ließen. Der Tierarzt fand keine Spur

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