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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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durch die al gegenwärtige Wirrnis frisch
fließenden Lebenssaftes und organischer Fäden hindurch, die, zu
neuer Wärme erwacht, die steinerne Erde sprengten und noch mehr
Leben hervorbrachten, auch nur die einfachsten Dinge zu begreifen.
Sie war im März neununddreißig geworden, was auch sein Gewicht
hatte. Doch Sukie klang tatendurstiger als je, atemlos vor Triumph.
Sie hatte das Gabriel-Haus verkauft.
    «Ja, an ein reizendes, ernstes, schon etwas älteres Paar namens
Hal ybread. Er lehrt Physik, drüben an der Universität in Kingston,
und sie, glaube ich, ist irgendeine Beraterin, zumindest fragte sie mich
dauernd, wie ich darüber denke, und vermutlich gehört das zu der
Methode, die man ihnen beibringt. Sie hatten zwanzig Jahre ein Haus
in Kingston, aber er möchte gern näher am Meer leben, seit er
pensioniert ist, und sich ein Segelboot anschaffen. Es macht ihnen
nichts aus, daß das Haus noch nicht gestrichen ist, so können sie sich
die Farbe selber aussuchen, und sie haben Enkel und Stiefenkel, die
sie besuchen kommen, für die können sie diese ziemlich öden
Zimmer im dritten Stock gebrauchen, wo Clyde al seine alten
Zeitschriften aufbewahrt hat. Ein Wunder, daß die Balken nicht
unter dem Gewicht zusammengebrochen sind.»
«Und der Spuk, wird der sie nicht beunruhigen?» Denn einige der
anderen Interessenten, die sich das Haus im letzten Winter angesehen
hatten, wußten von dem Mord und dem Selbstmord aus der Zeitung
und trauten sich nicht mehr. Die Menschen sind immer noch
abergläubisch, trotz al er modernen Wissenschaft.
«Oh, natürlich haben sie’s gelesen, als es passierte. In jeder Zeitung
in den Staaten sorgte es für Aufregung, bis auf den Anzeiger. Sie waren
erstaunt, als irgend jemand, nicht ich, ihnen erzählte, daß es dies
Haus gewesen sei. Professor Hal ybread sah zur Treppe und sagte,
Clyde müsse ein intelligenter Mensch gewesen sein, weil er das Seil
gerade so lang gemacht habe, daß seine Füße nicht auf der Treppe
aufkamen. Ich sagte, ja, Mr. Gabriel sei sehr intelligent gewesen, habe
immer Latein und solche komplizierten astrologischen Sachen
gelesen, und ich glaube, bei dem Gedanken an Clyde sah ich aus, als
ob ich den Tränen nahe sei, denn Mrs. Hal ybread legte den Arm um
mich und verhielt sich, nun ja, wie eine Beraterin. Viel eicht hat das
sogar geholfen, das Haus zu verkaufen, jedenfal s schuf es eine Art
Vertrautheit zwischen uns, so daß sie schwerlich nein sagen konnten.»
    «Wie heißen sie mit Vornamen?» fragte Alexandra und überlegte, ob
die Dose Muschelsuppe, die sie auf dem Herd hatte, überkochen
würde. Sukies Telefonstimme war im Begriff, ihr schmerzliche
Frühlingsenergien einzuimpfen. Alexandra versuchte etwas zu
erwidern, Interesse an diesen Leuten zu zeigen, denen sie nie begegnet
war, aber ihre Gehirnzellen waren schon so verstopft von Leuten,
denen sie mal begegnet war, die sie näher kennengelernt hatte, von
denen sie begeistert gewesen war, die sie sogar geliebt und dann
vergessen hatte. Jene Kreuzfahrt mit Oz nach Europa auf der Coronia vor zwanzig Jahren hatte schon al ein genügend Bekanntschaften
erzeugt, um damit ein ganzes Leben zu fül en – ihre Nachbarn am
Tisch, dessen Randleiste bei rauhem Wetter hochgeklappt wurde, die
Leute in Decken neben ihnen an Deck, mit denen sie gemeinsam
gegen elf eine Bouil on tranken, die Paare, die sie um Mitternacht in
der Bar kennenlernten, die Stewards, der Kapitän mit seinem kantig
gestutzten rötlichgelben Bart, und al e immer so freundlich und
interessant, weil sie jung gewesen waren, jung. Jugend ist eine Art
Geld, es macht die Menschen zu Schmeichlern. Dazu die Leute, mit
denen sie zur High School und auf das Conn. Col ege gegangen war.
Die Jungs mit Motorrädern, Pseudo-Cowboys. Plus tausende
Gesichter auf den Straßen der Stadt, schnurrbärtige Männer mit
Regenschirmen, kurvenreiche Frauen, die sich in der Tür eines
Schuhladens den Strumpf glattstrichen, Autos wie Eierkartons mit
lauter Eiergesichtern, die ständig an einem vorbeifuhren – alle
wirklich, al e mit Namen, al e mit Seelen, wie es so schön hieß, und
nun wie tote graue Koral en in ihrem Gehirn zusammengebacken.
«Ganz nette Namen», sagte Sukie. «Arthur und Rose. Ich weiß
nicht, ob du sie mögen würdest, sie schienen eher praktisch als
künstlerisch veranlagt.»
Einer der Gründe für Alexandras Depression bestand darin, daß
Darryl vor einigen Wochen aus New York mit

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