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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Wild Turkey oder eines Glases
ganzer Cashewnüsse oder einer Dose Anchovis. Und in diesen Zeiten
nationalen Aufruhrs, da eine ganze Generation dem Verkauf und
Verbrauch von Drogen verfal en war, kam immer seltener die
verstohlene Ehefrau an ihre Hintertür, um wegen eines Gramms
getrockneten Knabenkrauts anzuklopfen, das sie ihrem schlaffen
Ehemann in einer aphrodisierenden Brühe verrühren würde, auch die
Witwe nicht, die Vögel liebte und Bilsenkraut wünschte, um die
Nachbarskatze zu vergiften, schon gar nicht der schüchterne
Teenager, der eine Unze destil ierter Mondrautenessenz oder
Färberginster zu erstehen hoffte, um einer Welt, die, vol gepfropft wie
eine Honigwabe mit ungeschmeckten Schätzen, noch immer vol er
Möglichkeiten steckte, seinen Wil en aufzuzwingen. In jenen
unschuldigen Tagen, als die Hexen, frisch von den Fesseln des
Hausfrauendaseins befreit, im Nachthemd kichernd unter dem
wachsenden Mond auszuschwärmen pflegten, um Kräuter dort zu
sammeln, wo sie an den raren und heiklen sternenbeschienenen
Kreuzpunkten von geeigneter Erde und Feuchtigkeit und Schatten
nisteten. Der Markt für ihre magischen Kräfte trocknete aus, so
gewöhnlich und vielfältig war die Hexerei geworden; jedoch wenn sie
arm waren, so war Van Horne reich, und sein Wohlstand gehörte ihnen in jenen dunklen Stunden der Freizeit, wenn ihre schäbigen
Sonnentage vorüber waren. Daß Jenny Gabriel ihm ihr Geld anbieten
könnte und er es akzeptierte, war eine Transaktion, die sich Alexandra
nie hätte träumen lassen. «Hast du mit ihr darüber gesprochen?»
«Ich habe ihr gesagt, daß ich das für verrückt halte. Arthur
    Hal ybread lehrt Physik, und er meint, es gebe auf dem Gebiet des
Elektromagnetismus keinerlei reale Grundlage für das, was Darryl
versucht.»
«Behaupten Professoren dergleichen nicht von al en, die mal auf was
Neues kommen?»
«Verteidige ihn doch nicht so, Liebchen! Ich wußte gar nicht, daß es
dich derart interessiert.»
«Es interessiert mich nicht, wirklich nicht», erwiderte Alexandra,
«was Jenny mit ihrem Geld macht. Außer, daß auch sie eine Frau ist.
Wie reagierte sie, als du ihr das vorgehalten hast?»
«Ach, du kennst sie doch. Ihre Augen wurden größer und größer
und blickten starr, sie reckte ihr Kinn ein wenig vor, und es war, als
hätte sie mich überhaupt nicht gehört. Sie hat diesen Anflug von
Starrsinn unter al ihrer Fügsamkeit. Sie ist zu gut für diese Welt.»
«Ja, diesen Eindruck vermittelt sie wohl», sagte Alexandra langsam,
betrübt darüber, wie sie jetzt über sie herfielen, über ihr eigenes
schönes Geschöpf, ihre unschuldige Naive.
    Ungefähr eine Woche später rief Jane Smart an, wütend. «Hättest du
dir das nicht gleich denken können? Alexandra, du scheinst wirklich ziemlich zerstreut zur Zeit.» Ihre S-Laute schmerzten, brannten wie
Streichholzköpfe. «Sie zieht ein! Er hat ihr und diesem abscheulichen
Bruder angeboten, einzuziehen!»
«Ins Krötenschloß?»
«Ins alte Lenox -Haus, ja», sagte Jane unter Mißachtung des
Kosenamens, den sie dem Haus einst gegeben hatten, so, als hätte
Alexandra gerade dümmlich vor sich hin geplappert. «Das hat sie auch
die ganze Zeit im Sinn gehabt. Wir hatten nur keine Augen im Kopf.
Wir waren so nett zu diesem schalen Mädchen, haben sie

aufgenommen, sie bei uns mitmachen lassen, obwohl sie ständig mit
etwas zurückhielt, so tat, als ob sie tatsächlich darüberstünde und ihre
Zeit schon noch käme – wie eine eingebildete kleine Cinderella, die in
der Asche hockt, wohl wissend, daß irgendwo in der Zukunft ein
gläserner Schuh auf sie wartet – oh, ihre Affektiertheit macht mich
jetzt ganz rasend, wie sie herumschwirrt in dem niedlichen kleinen
weißen Laborkittel und sich auch noch dafür bezahlen läßt, während
er jedem in der Stadt Geld schuldet und die Bank daran denkt, ihm
die Kredite zu sperren, sie will nur nicht auf dem Besitz
hängenbleiben, weil die Unterhaltskosten horrend sind. Weißt du,
wieviel ein neues Schieferdach für so einen Kasten kosten würde?»
«Kleines», sagte Alexandra, «du hörst dich so geschäftsmäßig an. Wo
hast du das alles her?»
Die dicken gelben Fliederknospen ließen ihre ersten kleinen
herzförmigen Blätter aufspringen, und die gebogenen verblühten
Forsythienruten hatten die Chartreusefarbe von Miniaturweiden
angenommen. Die grauen Eichhörnchen kamen nicht mehr zum
Vogelhäuschen, weil sie viel zu beschäftigt mit

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