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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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der Nachricht
    heimgekehrt war, der Geschäftsführer der Gal erie in der
Siebenundfünfzigsten Straße habe eine zu große Ähnlichkeit zwischen
ihren Skulpturen und denen von Niki de Saint-Phal e konstatiert.
Zudem waren zwei von den dreien beschädigt zurückgekommen: Van
Horne hatte Chris Gabriel mitgenommen, damit er ihn beim Fahren
ablösen konnte (und auf der Connecticut Turnpike wurde Darryl
hysterisch: die Lastwagen fuhren zu dicht auf, zischten und dröhnten
um ihn herum, diese ekelhaften, fettleibigen Fahrer, die von ihren
hohen, dreckigen Führerhäusern auf seinen Mercedes herabstarrten)
und auf dem Nachhauseweg hatten sie in der Bronx einen Anhalter
aufgenommen, so daß die Pseudo-Nanas auf dem Rücksitz zur Seite
geschubst wurden, um Platz zu schaffen. Als Alexandra Van Horne
die verbogenen Glieder, die Risse in dem empfindlichen Papiermache
gezeigt und ihn auf einen völ ig abgerissenen Daumen aufmerksam
gemacht hatte, nahm sein Gesicht den typisch disparaten Ausdruck
an, Augen und Mund paßten nicht mehr zusammen, das glasige linke
Auge driftete zum Ohr ab, Spucke stand in den Mundwinkeln.
«Lieber Himmel», hatte er gesagt, «der arme Junge stand dort an der
Deegan, ein paar Blocks entfernt vom schlimmsten Slum in diesem
beschissenen Land, er hätte überfal en und umgebracht werden
können, wenn wir ihn nicht aufgelesen hätten.» Er argumentiert wie
ein Taxifahrer, dachte Alexandra. Später fragte er sie: «Warum
versuchst du es nicht mal mit Holz? Glaubst du, Michelangelo hätte
seine Zeit je an klebriges Zeitungspapier verschwendet?»
«Aber wo werden Chris und Jenny hinziehen?» fragte sie unter
Auferbietung al er Kräfte. Auch Joe Marino lag ihr lästig auf der Seele,
der, während er zugab, daß Gina schon wieder schwanger war, sich
seiner ehemaligen Geliebten gegenüber wieder zunehmend zärtlich,
fast wie ein Ehemann, verhielt; zu den merkwürdigsten Zeiten warf er
Stöckchen an ihre Fenster und unten in der Küche (in ihr
Schlafzimmer ließ sie ihn nicht mehr) sprach er al en Ernstes darüber,
    daß er Gina verlassen werde, um sich mit ihr und Alexandras vier
Kindern in einem Haus irgendwo in der Gegend, aber außerhalb
Eastwicks, viel eicht in Coddington Junction, anzusiedeln. Er war ein
schüchterner, ehrenwerter Mann, der nicht mal im Traum daran
dachte, sich eine neue Geliebte zuzulegen, denn das wäre il oyal gegen
die Mannschaft gewesen, die er zusammengestellt hatte. Ständig
unterdrückte Alexandra die Wahrheit, daß sie lieber al ein bliebe, als
die Ehefrau eines Klempners zu werden; es hatte ihr schon mit Oz
und seinem Chrom gereicht. Aber schon dieser snobistische und
unfreundliche Gedanke al ein verursachte ihr derartige Schuldgefühle,
daß sie schwach wurde und Joe mit hinauf in ihr Bett nahm. Sie hatte
während des Winters sieben Pfund zugelegt, und es kann sein, daß
dieses kleine zusätzliche Fettpolster es ihr erschwerte, zu einem
Orgasmus zu kommen; Joes nackter Körper fühlte sich an wie ein
Inkubus, und als sie die Augen öffnete, schien er noch seinen Hut auf
dem Kopf zu tragen, jenes absurd karierte Wol hütchen mit der
schmalen Krempe und der kleinen braunen irisierenden Feder.
Vielleicht hatte auch irgendwo irgend jemand eine aiguilette geknotet, Alexandras Sexualität gebunden.
«Wer weiß?» fragte Sukie zurück. «Ich glaube nicht, daß sie das
wissen. Ich weiß nur, sie wol en nicht wieder dorthin, wo sie
herkommen. Jenny ist sich derart sicher, daß Darryl in seinem
Laboratorium kurz vor einem Durchbruch steht, daß sie ihren
gesamten Anteil aus dem Hausverkauf in das Projekt stecken will.»
Das versetzte Alexandra einen Schock und bannte ihre ganze
Aufmerksamkeit, sei es, weil jedes Gespräch über Geld etwas
Magisches hat, sei es, weil ihr selbst nie in den Sinn gekommen war,
daß Darryl Van Horne Geld brauchte. Daß sie alle Geld brauchten –
der Scheck für den Kinderunterhalt kam immer später, und die
Dividenden waren wegen des Krieges und der überhitzten Wirtschaft
gesunken, und die Eltern weigerten sich, Jane Smart auch nur einen
    Dol ar mehr für eine halbe Stunde Klavierunterricht zu bezahlen, und
Alexandras neue Skulpturen waren weniger wert als die
Zeitungspapierfetzen, aus denen sie bestanden, und Sukie mußte ihr
Lächeln zwischen zwei Aufträgen wochenlang strecken – verstand sich
von selbst und gab ihren kleinen Festen einen armseligen Edelmut,
die Extravaganz einer neuen Flasche

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