Die Hexen von Eastwick
der Paarung waren,
und die Weinreben, die den Winter über immer so tot aussehen,
begannen in der Laube wieder Schatten zu werfen. Alexandra fühlte
sich diese Woche weniger aufgeschwemmt, da die Feuchtigkeit des
Frühlings sich in Grün verwandelte; sie hatte wieder begonnen, ihre
kleinen Tonduttelchen zu formen und sich auf die Sommersaison
vorzubereiten, und die Duttelchen waren ein bißchen größer mit
feinerem Körperbau und einer Färbung, die absichtlich poppiger
wirkte: sie hatte aus ihrem Künstlerpech während des Winters
dazugelernt. In diesem Gefühl der Verjüngung hatte sie
Schwierigkeiten, auf der Stelle an Janes Wut Anteil zu nehmen; der
Schmerz darüber, daß die Gabriel-Kinder in ein Haus einzogen, das
sie partiel auch als das ihre empfunden hatte, drang nur langsam zu
ihr durch. In ihrer selbstgefäl igen Einbildung hatte sie immer daran
festgehalten, daß trotz Sukies überlegener Schönheit und
Lebendigkeit und Janes größerer Intensität und Besessenheit von der
Hexerei sie, Alexandra, Darryls Favoritin war, ihm am ebenbürtigsten
an Größe und einer gewissen psychischen Weitläufigkeit und deshalb
dazu ausersehen, mit ihm zu herrschen. Es war eine denkfaule
Vermutung gewesen.
Jane sagte gerade: «Bob Osgood hat es mir erzählt.» Er war
Präsident der Old Stone Bank im Zentrum: untersetzt, vom selben
Typus wie Raymond Neff, aber ohne dessen lehrerhafte Sanftheit und
ohne die schwitzende einschüchternde Art, die Lehrer oft annehmen;
ziemlich solide und vertrauenswürdig durch die Bindung ans Geld
war Bob Osgood und hatte eine wunderschöne Totalglatze, die
glänzte wie frisch geprägte Münzen und rosarot war er, wie gehäutet,
an Ohren, Augenlidern und Nasenflügeln, ja sogar an den flinken
Stummelfingern, als sei er eben einem Dampfbad entstiegen.
«Du triffst dich mit Bob Osgood?»
Jane hielt inne, da sie sowohl Mißfal en über diese direkte Frage als
auch Unsicherheit bezüglich der Antwort verspürte. «Seine Tochter
Deborah hat dienstags die letzte Stunde bei mir, und wenn er sie
abholt, bleibt er manchmal auf ein Bier. Du weißt, wie unmöglich
langweilig Harriet Osgood ist; der arme Bob bringts’ einfach nicht, zu
ihr nach Hause zu gehen.»
‹Es nicht bringen› war eine dieser Redewendungen, die die Jugend
in Umlauf gesetzt hatte; aus Janes Mund klang sie ein bißchen falsch
und derb. Aber schließlich war Jane derb, wie Leute aus
Massachusetts oft. Der Puritanismus war an jenem Felsen gestrandet,
und nachdem er dann auf Kosten der weichherzigen Indianer seine
Härte wiedergewonnen, seine Kirchtürme und Steinmauern über ganz
Connecticut verbreitet hatte, überließ er Rhode Island den Quäkern,
den Juden, den Antinomisten und den Frauen.
«Was ist eigentlich mit dir und den netten Neffs?» fragte Alexandra
maliziös.
Rauh lachte Jane, als sie dies in die Sprechmuschel des Telefons
hustete: «Er bringt’s neuerdings nicht mehr! Greta hat den Punkt
erreicht, daß sie es jedem erzählt, der es hören wil , und sie hat den
Jungen, der einem in der Superette die Sachen einpackt, regelrecht
aufgefordert, mit ihr nach Hause zu kommen und sie zu ficken.»
Die aiguil ette war geknüpft worden; aber wer hatte sie geknüpft?
Sobald Hexerei in einer Gemeinschaft groß wird, ufert sie leicht aus,
gerät außer Kontrol e derer, die sie ins Leben gerufen haben, läuft
derart aus dem Ruder, daß Täter und Opfer leicht zu verwechseln
sind.
«Arme Greta», hörte Alexandra sich murmeln. Kleine Teufel
knabberten an ihren Magenwänden; sie fühlte sich unwohl, sie wol te
zu ihren Duttelchen zurückkehren und, sobald sie erst einmal
behaglich in dem Schwedischen Ofen brannten, die im Winter auf
den Rasen herabgefal enen Zweige zusammenharken und das
Deckstroh auf den Beeten mit der Mistgabel angehen.
Aber Jane war zum Angriff übergegangen. «Komm mir nur nicht
mit diesem mitleidheischenden Erdmutter-Scheiß», sagte sie
schockierend. «Was werden wir tun, wenn Jennifer einzieht?»
«Aber Süße, was können wir denn tun? Außer, daß wir zeigen, wie
verletzt wir sind, und al e uns auslachen. Meinst du nicht, daß die
Stadt sich auch so schon genug amüsiert? Joe erzählt mir manchmal,
was die Leute so tuscheln. Gina nennt uns streghe und hat Angst, daß
wir ihr das Baby im Bauch in ein kleines Schweinchen oder einen
Thalidomid-Fall verwandeln.»
«Jetzt kommst du der Sache schon näher», sagte Jane Smart.
Alexandra las ihre
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