Die Hexen von Eastwick
nachdrücklich zu ihrem Gastgeber,
der jetzt, da seine Anstrengung vorüber war, erschöpft und blinzelnd
dasaß. «Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gehört.»
«Ich könnte weinen», sagte Alexandra aufrichtig, solche
Erinnerungen hatte er in ihr wachgerufen, solche Zukunftsahnungen;
Musik erhellt mit ihrem pulsierenden Licht die Höhle unseres Seins.
Darryl schien durch ihr Lob aus der Fassung, so, als könnte er sich
darin auflösen. Er schüttelte den struppigen Kopf wie ein Hund, der
sich trocknet, und dann schien er seinen Kiefer mit denselben zwei
Fingern auf seinen Platz zurückzudrücken, mit denen er sich die
Mundwinkel abwischte. «Das ging ganz gut zusammen», gab er zu.
«Okay, das nächste also. Es heißt ‹Der How High the Moon -Marsch›.»
Diese Mixtur lief weniger gut, obwohl dieselbe Hexerei am Werke
war. Eine Hexerei, dachte Alexandra, aus Diebstahl und
Transformation, ohne jede Spur von argloser Kreativität, nur die
Kühnheit monströser Kombination. Die dritte Darbietung war das
zärtliche ‹Yesterday› der Beatles, zertrümmert in die abgehackten
Rhythmen einer Samba: das brachte sie al e zum Lachen, was bei den
ersten Stücken nicht der Fal gewesen und viel eicht auch nicht
beabsichtigt war. «So», sagte Van Horne beim Aufstehen, «ungefähr
so. Wenn ich ein Dutzend solcher Sachen fabrizieren könnte, sagt mir
ein Freund aus New York, könnte er einen Schal plattenboss anhauen,
und viel eicht könnten wir dann ein paar Piepen zusammenkratzen,
um den Laden am Laufen zu halten. Na, was haltet ihr davon?»
«Es ist vielleicht ein bißchen … ungewöhnlich», bot Sukie an,
indem ihre vol e Oberlippe sich feierlich auf die Unterlippe senkte,
was trotzdem belustigt wirkte.
«Was heißt hier ungewöhnlich?» fragte Van Horne, dessen Gesicht
sich schmerzlich verzog, als wol te es zerspringen. «Tiny Tim war
ungewöhnlich. Liberace war ungewöhnlich. Lee Harvey Oswald war
ungewöhnlich. Um in diesen Zeiten irgendwelche Aufmerksamkeit zu
erregen, muß man einfach anders sein als der Rest.»
«Dein Laden braucht Piepen?» fragte Jane Smart scharf.
«Jedenfal s ist mir das gesagt worden, Tittchen.»
«Von wem, Schatz?» fragte Sukie.
«Ach», sagte er verlegen und schielte durch das Kerzenlicht
hindurch, als sähe er nichts als Widerschein, «unterschiedlichste
Typen. Bankiers. Mögliche Partner.» Abrupt, in Übereinstimmung
vielleicht mit dem alten Smoking, verfiel er in eine
Horrorfilmclownerie, tänzelte in seinem schwarzen Anzug herum, als
sei er verkrüppelt, als seien ihm die Beine falsch eingehängt. «Genug
jetzt vom Geschäft», sagte er. «Gehen wir ins Wohnzimmer. Machen
wir einen drauf.»
Irgend etwas war los. Alexandra fühlte, wie sie ins Rutschen kam:
eine riesige glitschige Schräge aus Depressionen kam zum Vorschein,
als glitte ein automatisches Garagentor nach oben, in Gang gesetzt
durch das elektrische Auge ihres innersten Fühlens, und der Weg
führte auf eine endlose unterirdische Rampe, deren Abwärtstrend
nicht umzukehren war, weder durch Pil en, noch durch Sonnenschein
oder eine Nacht vol er Schlaf. Ihr Leben war auf Sand gebaut, und sie
wußte, daß alles, was sie heute abend sah, ihr traurig vorkommen
würde.
Die staubigen, häßlichen Werke der Pop Art im Wohnzimmer
waren traurig, ebenso die Art und Weise, wie etliche Neonröhren
über ihren Köpfen entweder aus waren oder summend flackerten. Der
große lange Raum brauchte mehr Leute, um jene Festlichkeit
auszustrahlen, für die er gebaut war; er kam Alexandra plötzlich wie
eine schlecht besuchte Kirche vor, eine von denen, die die Colorado-
Pioniere entlang der Bergstraßen gebaut hatten und wohin niemand
mehr ging, ein Dahinschwinden mehr als eine Zurückweisung, da al e
viel zu beschäftigt waren, die Kerzen ihrer Lieferwagen auszuwechseln
oder sich von Samstagnacht zu erholen, so daß die Parkplätze draußen
mit Gras bewachsen waren, während auf dem Kirchengestühl innen
noch immer die Gesangsbücher offen herumlagen. «Wo ist Jenny?»
fragte sie laut.
«Die Dame räumt noch das Laboratorium auf», sagte Rebecca. «Sie
arbeitet so hart, daß ich fürchte, sie übernimmt sich.»
«Kommst du denn voran?» fragte Sukie Darryl. «Wann kann ich
mein Dach mit Kilowatt anstreichen? Die Leute auf der Straße halten
mich schon an und erkundigen sich wegen der Geschichte, die ich
über dich geschrieben habe.»
«Jaaa», schnarrte er, wie ein Bauchredner, so
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