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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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weiblichen Formen regte Alexandra auf. Sie nahm sich noch einen
Margarita von Fidels Tablett, schmeckte genüßlich das Salz (es ist ein
Mythos und absurde Verleumdung, daß Hexen Salz verabscheuen;
Salpeter und Lebertran, beide verbunden mit christlicher Tugend,
sind es, die sie nicht ertragen) und schlenderte zu ihrem Gastgeber
hinüber. «Ich fühle mich sinnlich und traurig», sagte sie. «Ich möchte
mein Bad und meinen Joint und dann nach Hause gehen. Ich habe
dem Babysitter geschworen, ich würde um halb elf zurück sein; sie
war mein fünfter Versuch, und ich konnte ihre Mutter aus dem
Hintergrund mit ihr schimpfen hören. Die Eltern wol en einfach
    nicht, daß sie in unsere Nähe kommen.»
«Du brichst mir das Herz», sagte Van Horne. Nach dem Blick in
den Schmelzofen der Erdwärme sah er verschwitzt und verwirrt aus.
«Wozu die Eile? Ich fühle mich noch völ ig nüchtern. Wir haben
einen Zeitplan hier. Jenny kommt gleich runter. »
Alexandra sah einen neuen Ausdruck in Van Hornes glasigen,
blutunterlaufenen Augen, er sah verängstigt aus. Aber was konnte ihn ängstigen?
Jennys Schritt war auf der mit Teppich ausgelegten vorderen Treppe
nicht zu hören, sie kam in das langgestreckte Zimmer mit
zurückgekämmtem Haar wie Eva Perón und trug einen
ultramarinblauen Bademantel, der über den Boden schleifte. Über
jeder ihrer Brüste hatte der Mantel als Zierde drei umstickte
Einschnitte wie große Knopflöcher, die Alexandra an militärische
Rangabzeichen erinnerte. Jennys Gesicht mit seiner breiten gewölbten
Stirn und dem festen dreieckigen Kinn war leuchtend sauber und
ohne Makeup, auch kein Lächeln schmückte es. «Darryl, betrink dich
nicht», sagte sie. «Betrunken bist du noch unverständlicher als
nüchtern.»
«Aber es inspi riert ihn», sagte Sukie mit ihrer wohlerprobten
Unverblümtheit und versuchte, sich tastend zurechtzufinden mit
dieser neuen Frau, die jetzt hier wohnte und irgendwie die Aufsicht
führte.
Jenny ignorierte sie, sah sich um, über ihre Köpfe hinweg. «Wo ist
der liebe Chris?»
Aus der Ecke sagte Rebecca: «Junger Mann in Bibliothek Magazine
lesen.»
Jenny machte zwei Schritte nach vorn und sagte: «Alexandra, sieh
mal.» Sie löste den Gürtel und öffnete den Bademantel weit und
enthül te ihren weißen, rundlichen Körper mit seinen
    Babyspeckringen und seinem Dreieck aus weichem Haar, das kleiner
war als eine Männerhand. Sie bat Alexandra, sich die durchscheinende
Warze unter der Brust anzusehen. «Glaubst du, daß sie größer
geworden ist, oder bilde ich mir das nur ein? Und hier oben», sagte sie
und führte die Finger der anderen Frau in die Achselhöhle, «fühlst du
einen kleinen Knoten?»
«Das ist schwer zu sagen», sagte Alexandra nervös, denn diese Art
Berührung gehörte in das dampfende Dunkel des Bades, aber nicht in
das kalte Neonlicht hier. «Wir sind al e von Natur aus vol er kleiner
Knötchen. Ich fühle nichts.»
«Du bist nicht bei der Sache», sagte Jenny, und mit einer Geste, die
in einem anderen Zusammenhang zärtlich erschienen wäre, nahm sie
Alexandras Handgelenk zwischen die Finger und führte ihre rechte
Hand zu der anderen Achsel. «Da ist auch so was. Bitte, Lexa.
Konzentrier dich.»
Das schwache Pieken abrasierter Haare. Die Seidigkeit von
aufgetragenem Puder. Darunter Verhärtungen, Venen, Drüsen,
Knoten. Nichts in der Natur ist ganz homogen; das Universum wurde
aufs Geratewohl zusammengewürfelt. «Tut’s weh?» fragte sie.
«Ich bin nicht sicher. Et was spüre ich.»
«Ich glaube nicht, daß es irgend etwas ist», sagte Alexandra
bestimmt.
«Könnte es irgendwie damit zusammenhängen?» Jenny hob ihre
feste, spitz zulaufende Brust, um besser ihre transparente Warze
vorzuführen, ein winziges Blumenkohlröschen oder ein Mopsgesicht
aus rosa Fleisch, das danebengeraten war.
«Ich glaube nicht. So was kriegen wir al e.»
In panischer Ungeduld schlug Jenny den Bademantel zusammen
und band den Gürtel zu. Sie wandte sich an Van Horne. «Hast du es
ihnen gesagt?»
    «Meine Liebe, meine Liebe», sagte er, indem er sich die Ecken seines
lächelnden Mundes mit zittrigem Daumen und Finger sauber strich.
«Wir müssen ein Zeremonie daraus machen.»
«Die Dämpfe haben mir heute Kopfschmerzen verursacht, und ich
glaube, wir hatten genügend Zeremonien. Fidel, bring mir nur ein
Glas Sodawasser, aqua gaseosa, o horchata, por favor. Pronto, gracias.» «Die Hochzeitstorte», rief Alexandra mit

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