Die Hexen von Eastwick
kritischen Punkt, da die Kunden das Haus zum
erstenmal erblickten, oder wenn sie im Keller herumstehen und der
Ehemann versucht, wie ein Experte für Rohrleitungen auszusehen,
und die Ehefrau sich vor Ratten fürchtet. Und wenn ein Verkauf
tatsächlich klappte, ging das Honorar meist in drei oder vier Teile. Es
verursachte ihr wirklich Geschwüre: ein kleiner, trockener Schmerz
dicht unter den Rippen, höher, als man glaubte, und am schlimmsten
in der Nacht.
«Möchtest du einen Drink?»
«Später. Es ist noch zu früh. Arthur sagt, ich sol keinen Tropfen
mehr trinken, bis mein Magen wieder in Ordnung ist. Hast du mal
Maalox ausprobiert? Gott, du hast jedesmal einen Kreidegeschmack
im Mund, wenn du rülpst. Wie auch immer –» sie lächelte. Es war ein
Aufleuchten ihres alten Selbst, dieses Hochziehen der vol en
Oberlippe, so daß das unbemalte Innere über den strahlenden,
großen, nach außen gebogenen Zähnen zu sehen war – «ich hätte
Schuldgefühle, wenn ich ohne Jane hier einen Drink nähme.»
«Arme Jane.»
Sukie wußte, worauf sie anspielte, obwohl es schon vor einer Woche
passiert war. Dieser gräßliche Dobermann-Pinscher hatte Janes Cel o
kurz und klein gekaut, als sie es eines Nachts nicht in den Kasten
zurückgestel t hatte.
«Glaubt man, daß es diesmal endgültig ist?» fragte Alexandra.
Sukie spürte intuitiv, daß Alexandra Jenny im Krankenhaus meinte.
«Ach, du weißt ja, wie sie sind, sie würden das niemals zugeben.
Weitere Tests, das ist al es, was je von ihnen verlautet. Was machen
deine eigenen Beschwerden?»
«Ich versuche, nicht mehr zu jammern. Sie kommen und gehen.
Viel eicht ist es präklimakterisch. Oder Post-Joe. Hast du das mit Joe
schon gehört? – er hat mich wirklich aufgegeben.»
Sukie nickte und ließ ihr Lächeln langsam über die Zähne sinken.
«Jane gibt denen die Schuld. An al en unseren Beschwerden und
Schmerzen. Sie gibt ihnen sogar die Schuld an der Cello-Tragödie.
Man sol te meinen, die hätte sie sich selbst zuzuschreiben.»
Bei der Erwähnung von denen, wurde Alexandra für einen
Augenblick von dem Wundmal der Schuld abgelenkt, das sie
manchmal in ihrem linken Eierstock, manchmal in ihrer Wirbelsäule
und neuerdings in ihren Achselhöhlen mit sich herumtrug, dort, wo
Jenny sie einmal nachzusehen gebeten hatte. Sobald es die
Lymphdrüsen erreicht, ist es zu spät, hatte Alexandra irgendwo
gelesen oder im Fernsehen gehört. «Welcher gibt sie denn besonders
die Schuld?»
«Nun, aus irgendeinem Grund ist sie auf diese schmuddelige kleine
Dawn fixiert. Ich persönlich glaube nicht, daß ein Kind wie die es
schon in sich hat. Greta ist ganz schön stark, und Brenda wäre es
auch, wenn sie sich nicht immer so aufspielen würde. Und mit Rose
ist nach dem, was Arthur so durchblicken läßt, nicht gut Kirschen
essen: er hält sie für knal hart, sonst wären sie schon längst geschieden,
schätze ich. Sie wil nicht.»
«Ich hoffe, er geht nicht irgendwann mit dem Schürhaken auf sie
los.»
«Hör mal, Kleines. Das war niemals meine Vorstel ung davon, wie
man das Problem Ehefrau löst. Ich war selber mal Ehefrau, wie du
weißt.»
«Wer war das nicht? Ich dachte überhaupt nicht an dich, mein
Herz, ich würde dem Haus die Schuld geben, wenn es noch einmal
passierte. Eine gewisse spirituelle Routine nistet sich in jedem Heim
ein, findest du nicht?»
«Ich weiß nicht. Meins braucht Farbe.»
«Meins auch.»
«Vielleicht sol ten wir das Ding suchen gehen, bevor es regnet.» «Wirklich nett von dir, mir zu helfen.»
«Nun, mir ist auch nicht ganz wohl. Irgendwie. Bis zu einem
bestimmten Punkt. Und ich bringe die ganze Zeit damit hin,
vergeblich in meinem Corvair herumzujagen. Er rutscht dauernd und
gerät außer Kontrol e, ich frage mich, ob es am Auto liegt oder an
mir. Ralph Nader haßt dieses Modell.» Sie gingen durch die Küche in
Alexandras Arbeitsraum. «Was um Himmelswil en ist das?» «Das würde ich auch gern wissen. Es begann als ein enormes Etwas
für einen öffentlichen Platz, Visionen von Calder und Moore,
vermute ich. Ich dachte, wenn es mir gelänge, könnte ich es in Bronze
gießen lassen; nach dem ganzen Papiermache möchte ich etwas
Dauerhaftes machen. Außerdem ist das Zimmern und
Herumhämmern gut gegen sexuellen Notstand. Aber die Arme wol en
nicht obenbleiben. Nachts fal en dauernd Stücke ab.»
«Sie haben es verhext.»
«Mag sein. Ich habe mich jedenfal s oft genug an al dem Draht
verletzt; ist es
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