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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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hatte, war ein uralter
Golfbal , geprägt in einem nicht mehr gebräuchlichen
Schachbrettmuster. Von irgendeiner Chemikalie, die er absorbiert
hatte, war die untere Hälfte rostig gefärbt.
«Mist», sagte Sukie. «Ich möchte wissen, wie der hier hergekommen
ist. Wir sind kilometerweit von jedem Golfplatz entfernt.» Monty
Rougemont war natürlich ein begeisterter Golfer gewesen, der sich
über die Präsenz von Frauen, ihr spontanes Gelächter und die
pastel farbene Aufmachung auf der geschnittenen Bahn vor ihm oder
überhaupt überal in seinem Club-Paradies schwarz geärgert hatte; es
war, wie wenn Sukie durch das Auffinden dieses Bal es auf ein kleines
Teilstück ihres früheren Ehemannes gestoßen wäre, eine Botschaft aus
der anderen Welt. Sie steckte die Erinnerung in die Tasche ihres
    Regenmantels.
«Vielleicht aus einem Flugzeug gefallen», schlug Alexandra vor.
Stechmücken hatten sie entdeckt und prasselten und bissen in ihre
Gesichter. Sukie wedelte mit der einen Hand vor ihrem Mund hin
und her und protestierte: «Auch wenn wir es finden, Liebes, wieso
glaubst du, daß wir irgend etwas rückgängig machen können?»
«Es muß einen Weg geben. Ich habe ein bißchen nachgelesen. Man
macht al es rückwärts. Wir müßten die Nadeln herausnehmen, das
Wachs wieder schmelzen und Jenny in eine Kerze zurückverwandeln.
Wir müßten versuchen, uns zu erinnern, was wir an jenem Abend
gesprochen haben, und es rückwärts aufsagen.»
«Al diese heiligen Namen, unmöglich. Ich kann mich nicht mal
mehr an die Hälfte von dem erinnern, was wir sagten.»
«Im entscheidenden Moment sagte Jane ‹stirb›, und du sagtest
‹nimm das› und kichertest.»
«Haben wir das wirklich getan? Wir müssen außer uns gewesen
sein.»
Tief gebückt, die El bogen schützend vor den Augen, erkundeten sie
Schritt für Schritt das Gestrüpp und suchten nach einem Schimmer
von Aluminiumfolie. Sukies Beine oberhalb der Stiefel wurden
zerkratzt, an ihrem hübschen neuen Londoner Nebel-Mantel wurde
gezerrt und sein feines wasserdichtes Gespinst zerrissen. Sie sagte: «Ich
wette, es hat sich auf halber Höhe in einem dieser beschissenen
Dornbüsche verfangen.»
Je nörgeliger Sukie sich anhörte, um so mütterlicher wurde
Alexandra. «Das könnte gut sein», sagte sie. «Es fühlte sich
unheimlich leicht an, als ich es warf. Es segelte geradezu.»
«Weshalb hast du es bloß hier rausgeworfen? Wie hysterisch, so
etwas zu tun.»
    «Ich hab’s dir doch erzählt. Ich hatte gerade dieses Telefongespräch
mit Jenny geführt, bei dem sie mich bat, sie zu retten. Ich fühlte mich
schuldig. Ich hatte Angst.»
«Angst wovor, Süße?»
«Du weißt es. Vor dem Tod.»
«Aber es ist nicht dein Tod.»
«Jeder Tod ist dein Tod, irgendwie. In den letzten Wochen habe ich
die gleichen Symptome bekommen wie Jenny.»
«Du hast dich schon immer so angestellt wegen Krebs.» Verzweifelt
drosch Sukie mit der langschäftigen Schere auf die dornigen,
rundblättrigen Stengel ein, die sie belästigten, an ihrem Regenmantel
zerrten und ihre Handgelenke beharkten.
«Scheiße. Hier liegt ein völ ig vergammeltes totes Eichhörnchen.
Das ist eine richtige Mül halde hier draußen. Hättest du das
verdammte Ding nicht mit dem zweiten Gesicht finden können?
Hättest du es nicht, wie heißt es doch gleich, mit Levitation machen
können?»
«Ich hab’s ja versucht, konnte aber kein Signal empfangen.
Vielleicht hält die Alufolie die Emanationen zurück.»
«Vielleicht sind deine Kräfte nicht mehr das, was sie einmal waren.»
«Das könnte sein. Neulich versuchte ich ein paarmal, Sonne
herbeizuzaubern. Ich kam mir vor wie eine Made bei al der
Feuchtigkeit; aber es regnete trotzdem.»
Sukies Dreschen wurde immer gereizter. «Jane hat sich selbst
levitiert.»
«Das ist Jane. Sie wird jetzt sehr stark. Aber du hast sie gehört, sie
wil keinesfal s den Fluch mit rückgängig machen, ihr gefällt es, wie
die Dinge laufen.»
«Viel eicht hast du ja auch überschätzt, wie weit du werfen kannst.
    Monty klagte ständig über Golfer, die nach ihren Bäl en suchten und
immer Meilen über die Stelle hinausliefen, die überhaupt in Frage
kam.»
«Mir kommt es so vor, als hätten wir unterschätzt. Wie ich sagte, es
flog wirklich.»
«Dann gehst du da lang, und ich gehe ein bißchen zurück. Gott,
diese verdammten Dornen. Sie sind gräßlich. Wofür sind sie
überhaupt gut?»
«Sie ernähren die Vögel. Und Nager und Stinktiere.»

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