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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Mayonnaise anrühren.»
Sukie lachte und nahm, immer noch hungrig, eine Salzstange aus
dem Miniatur-Bohnentopf, der auf dem Tisch stand, und knabberte
sie weg. Das Ganze klang für sie wie phantastische Spekulation. Da
saßen al diese Männer in Rochester und Sehenectady – sie war
aufgewachsen mit diesem Typ: Naturwissenschaftsspezialisten mit
kleinen, strengen Mündern und immer höher werdenden Stirnen und
mit plastikgefütterten Hemdentaschen, fal s der Fül er mal kleckste –
und beschäftigten sich systematisch mit diesen Problemen,
ausgestattet mit Regierungsgeldern, und abends gingen sie nach
Hause zu ihren netten kleinen Frauen und Kindern. Aber dann
erkannte sie, daß es bare Voreingenommenheit war, so zu denken, ein
Überbleibsel aus ihrem früheren Leben, als noch nicht die schiere
Weiblichkeit in ihr explodiert war; und sie machte sich klar, daß das,
was Männer mit ihrer «systematischen Arbeit» zuwege gebracht
hatten, eine trostlos verheerte Welt. war, allenfalls für Schlachtfelder
gut und für Giftmül halden. Warum sol te ein Besessener wie Darryl
nicht zufäl ig hinter eines der Geheimnisse des Universums kommen?
Man brauchte ja nur an Thomas Edison zu denken, der obendrein
noch taub war, weil man ihn als Kind an den Ohren in einen
Pferdewagen gehievt hatte. Oder dieser Schotte, wie hieß er doch
noch, der beobachtete, wie der Dampf den Topfdeckel hochdrückte,
    und der daraufhin die Eisenbahn erfand. Fast hätte sie Van Horne
erzählt – es lag ihr ganz vorn auf der Zunge –, wie sie und Jane Smart
Clydes schreckliche Frau aus Spaß mit einem Zauberbann belegt
hatten; mit Hilfe eines Gebetbuches, das Jane aus der Episkopalkirche
entwendet hatte, in der sie gelegentlich als Chorleiterin einsprang,
hatten sie eine Keksdose feierlich «Felicia» getauft und warfen nun
kleine Gegenstände hinein: Federn, Haarnadeln, al e möglichen
Fusseln und Flusen aus Sukies altem kleinen Haus an der Hemlock
Lane.
Keine zehn Stunden nach dem Lunch mit Darryl Van Horne
empfing sie dort Clyde Gabriel. Die Kinder schliefen. Felicia war mit
einer Bus-Karawane aus Boston, Worcester, Hartford und Providence
nach Washington gezogen, um gegen irgend etwas zu protestieren.
Die Leute wol ten sich im Capitol an Säulen ketten und al es
verstopfen: menschlicher Sand im Regierungsgetriebe. Clyde konnte
über Nacht bleiben, vorausgesetzt, er stand auf, bevor das erste Kind
wach wurde. Er gab die rührende Imitation eines Ehemannes ab mit
seiner Zweistärkenbril e und dem Flanellpyjama und dem kleinen
Zahnprothesenteil, das er diskret in Kleenex wickelte und in die
Tasche seines Anzugs steckte, als er glaubte, Sukie sehe es nicht.
Aber sie sah es, denn die Badezimmertür schloß nicht richtig – das
alte Balkengefüge des Hauses hatte sich im Laufe der Jahrhunderte
verzogen –, und sie mußte ein paar Minuten auf der Toilette sitzen
und darauf warten, daß der Urin kam. Bei Männern schoß er sofort
hervor, das war eine ihrer Stärken, dieses kraftvol e Strömen, indes sie
stolz aufgerichtet vor dem Becken standen. Al es an ihnen war
direkter, ihr Inneres war nicht ein solches Labyrinth wie das der
Frauen, wo der Strahl sich erst seinen Weg suchen muß. Sukie saß da
und wartete und spähte. Den Kopf ältlich schief haltend, mit dieser
ausgeprägten Gewölbtheit hinten, wie sie Männern der Wissenschaft
eigen ist, bewegte Clyde sich in dem schmalen, senkrechten
    Ausschnitt, den der Türspalt ihr vom Schlafzimmer gewährte. An der
Art, wie er die Arme hielt, sah sie, daß er sich etwas aus dem Mund
nahm. Ein kurzes rosa Aufblinken von künstlichem Gaumen, und
dann steckte er auch schon das kleine Kleenexpäckchen in die
Seitentasche seines Jacketts, wo er es nicht vergessen würde, wenn er
sich im Morgengrauen aus dem Zimmer tastete. Sukie saß da, die
hübschen ovalen Knie aneinandergepreßt und mit angehaltenem
Atem: zu Mädchenzeiten schon war es ihr eine Wonne gewesen,
heimlich Männer zu beobachten, dieses andere Geschlecht, das so
verknüpft war mit dem ihren, sich so groß tat und so kühne, forsche
Reden führte und dabei doch so schutzbedürftig war; lauter Babies in
Wirklichkeit, sobald man ihnen die Brüste zum Saugen darbot oder
leicht den Schoß öffnete und sie einlud: wie sie sich dann dort
verkrochen, und hineinwol ten, wieder zurück. Sie mochte es, sich so,
wie sie war, auf einen Stuhl zu setzen, die Beine gespreizt, so daß ihr
Haarbusch

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