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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Der Widerschein der Blässe in
den Spiegeln verdoppelte sich. Clydes Penis war beeindruckend in
seiner Länge, wie er selber, hilflos, kopflastig herabbaumelnd, wie ein
Penis das eben tut, dieser verletzlichste al er Körperteile. Seine Haut
rieb sich ängstlich gegen die ihre, als er schließlich eine Umarmung
wagte; er war knochig, aber überraschend warm. «So viele nun auch nicht. Aber genügend, um mich eifersüchtig zu
machen. Gott, bist du schön. Ich könnte weinen.»
Sie führte ihn zum Bett, bemüht, jedes Geräusch zu vermeiden, das
    die Kinder wecken könnte. Unter den Decken lag sein Kopf mit den
scharfen Kanten und den kratzigen Bartstoppeln schwer auf ihrer
Brust. Sein Wangenknochen drückte auf ihr Schlüsselbein. «Das ist
doch jetzt nicht zum Weinen», sagte sie beschwichtigend, Knochen
von Knochen befreiend, «das ist als etwas Glückliches gedacht.» Als
Sukie dies sagte, schwamm Alexandras großflächiges Gesicht in ihr
Bewußtsein: flächig, leicht gebräunt, sogar im Winter, von den langen
Spaziergängen; mit den sanften Kerben in Kinn und Nasenspitze, die
ihr eine unerreichbare göttinnenhafte Entrücktheit verliehen, die
Unberührtheit dessen, der an einem Glauben festhält: Alexandra
glaubte, daß die Natur, die physische Welt, etwas Glückliches sei.
Dieser sich ankauernde Mann, dieses warme Knochenbündel, glaubte
das nicht. Für ihn war die Welt fad geworden wie Papier, nichts
weiter als eine zusammenhanglose Reihe unordentlicher
Vorkommnisse, die auf ihrem Weg ins schimmelnde Archiv über
seinen Schreibtisch flackerten. Al es war für ihn sekundär und schal
geworden. Sukie wunderte sich über ihre eigene Kraft, staunte, wie
lange sie sich diese zweifelnden, zergrämten Männer aufbürden
konnte, ohne sich anzustecken.
«Wenn ich dich jede Nacht haben könnte, wäre es vielleicht etwas
Glückliches», räumte Clyde ein.
«Na siehst du», sagte Sukie in mütterlichem Ton, und angstvol zur
Decke starrend, gab sie sich al e Mühe, sich in die verabredete
Kapitulation zu fädeln, die Flucht in den Sex, die ihr Körper anderen
verhieß. Der Körper dieses Mannes mit seinem Halbjahrhundert
sandte einen ganzen Komplex männlicher Düfte aus, zu dem auch das
faulige Aroma von Whisky gehörte; sie hatte es oft gespürt, wenn er
am Schreibtisch saß und sie sich über ihn beugte, während er mit
seinem Bleistift auf ihr getipptes Manuskript niederstach. Es war ein
Teil von ihm, war ihm eingewoben. Sie strich ihm über das Haar am
Hinterkopf, über den langen Intel igenzhöcker dort. Sein Haar
    lichtete sich; wie fein es war! Als sei jedes einzelne gewissenhaft
numeriert worden. Seine Zunge begann an ihrer Brustwarze zu
lecken, die rosig und hart war. Sie streichelte die andere, rol te sie
zwischen Daumen und Zeigefinger, um sich zu erregen. Seine
Traurigkeit hatte sich auf sie übertragen, es gelang ihr nicht, sie
abzuschütteln. Als er den Höhepunkt erreichte langsam, auf diese
herrliche Art, wie ältere Männer sie haben –, blieb ihr eigener Dämon
unbefriedigt. Sie brauchte mehr von Clyde, auch wenn er jetzt
schlafen wollte. Sie fragte: «Fühlst du Felicia gegenüber so was wie
Schuld, wenn du so mit mir zusammen bist?» Es war eine unwürdige,
eine kokette Frage, aber manchmal hatte sie, wenn sie gefickt worden
war, das verzweifelte Gefühl, in die Tiefe zu rutschen, eine zu steile
Abwertung zu erleiden.
Das einzige Fenster des Zimmers rahmte steinernes Mondlicht.
Kahler November regierte draußen. Gartenmöbel waren weggeräumt,
die Rasenflächen waren tot und platt wie Fußböden, die Welt im
Freien war nackt und leer wie ein Haus, nachdem die Möbelpacker da
waren. Der kleine Birnbaum, vor kurzem noch mit Früchten behängt
wie mit Klunkerschmuck, war jetzt ein Gesteck aus dürren Knüppeln.
Eine verwelkte Geranie stand in einem Topf auf der Fensterbank. Im
schmalen Schrank neben dem kalten Kamin lag grüner Bindfaden.
Ein Fetisch schlummerte unter dem Bett. Clyde holte seine Antwort
aus Tiefen nahe beim Traum. «Schuld, nein», sagte er, «nur Wut.
Dieses Miststück hat mir mein Leben weggeschnattert und
geschwafelt. Normalerweise bin ich ganz abgestumpft. Aber du bist so
bezaubernd, das weckt mich ein wenig auf, und das ist nicht gut. Ich
erkenne, was ich al es versäumt habe, was dieses selbstgerechte,
enervierende Weibsstück mir al es vorenthalten hat.»
«Ich glaube», sagte Sukie, immer noch kokett, «ich bin als kleines

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