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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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und mit seinen Freunden loszog und al
diese armen Vögel und kleinen Pelzviecher abknal te. Er brachte sie
auch noch nach Hause, die Kaninchen, denen er den Hintern
zerschossen hatte, denn natürlich hatten sie versucht wegzulaufen, wer
täte das nicht. Aber das passierte nur einmal im Jahr – um diese Zeit
genau, deswegen komme ich ja auch drauf. Dieser Jagdgeruch ist
wieder in der Luft. Kleinwildsaison.» Ihr Lächeln war verschandelt
vom Cracker-mit-Bean-Spread-Gematsch, das in dunklen Brocken
zwischen ihren Zähnen klebte; die Kellnerin hatte dies Gratis-Hors
d’Œuvre hingestellt, und Sukie hatte sich sofort den Mund
vol gestopft.
«Und Clyde Gabriel? Ist der sanft genug für dich?» Van Horne
    senkte seinen plusterigen, faßförmigen Kopf – wie immer, wenn er
sich in das Privatleben einer Frau wühlte. Seine Augen hatten den
heißen, lüsternen, halbverhangenen Blick eines Kindes, das in seine
Halloween-Vermummung schlüpft.
«Früher wäre er es wohl gewesen, aber jetzt ist er ziemlich fertig.
Felicia hat ihm Schlimmes angetan. Manchmal, wenn das Blatt in
Satz geht, und eine kleine Layouterin, eine Anfängerin, hat, sagen wir
mal, einem besonders wichtigen Anzeigenkunden die Ecke links
unten zugewiesen, dann tobt er regelrecht. Das Mädchen kann nur
noch in Tränen ausbrechen. Viele von denen haben gekündigt.»
«Aber du nicht.»
«Mit mir hat er Nachsicht, aus irgendeinem Grund.» Sukie schlug
die Augen nieder – ein bezaubernder Anblick: die rötlichen
geschwungenen Brauen und die Lider überstäubt mit einem Hauch
Lavendelblau, und das glatte, glänzende, aprikosenfarbene Haar
sittsam zurückgebürstet und auf beiden Seiten festgehalten von
kupfernen Spangen, die zu dem enganliegenden Halsband aus
aneinandergehakten Kupferhalbmonden paßten.
Sie hob die Lider, und grüne Blitze schossen aus ihren Augen. «Aber
ich bin ja auch eine gute Reporterin. Bin ich wirklich. Diese
ausgeleierten alten Männer im Rathaus, die al die Entscheidungen
treffen – Herbie Prinz, Ike Arsenault –, die mögen mich al e und
halten mich immer auf dem laufenden.»
Während Sukie die Cracker mit Bean Spread vertilgte, paffte Van
Horne eine Zigarette; er tat es ungeschickt, hielt das brennende Ende,
nach Europäerart, zum Handinnern hin. «Wie läuft das mit dir und
diesen verheirateten Typen?»
«Also, es hat sein Gutes, wenn eine Ehefrau da ist, es erspart einem
Entscheidungen. Deswegen bekam ich es ja auch bei Brenda Parsley
immer mehr mit der Angst: sie hatte ernstlich aufgehört, Ed unter
    Kontrol e zu halten, so am Ende waren die als Paar. Wir haben ganze
Nächte zusammen in diesen scheußlichen Absteigen verbracht. Und
nicht etwa, daß wir uns die ganze Zeit geliebt hätten, das wurde in der
ersten halben Stunde erledigt, danach ließ er sich über das skrupellose
Machtsystem der Monopole aus, das unsere Jungs zum Vorteil seiner
Aktionäre nach Vietnam schickt, wobei ich nie begriffen habe, wieso
das eigentlich von Vorteil ist, und ich hatte auch nie groß den
Eindruck, daß Ed sich aus diesen Jungs wirklich etwas machte, die
eigentlichen Soldaten waren nichts weiter als weißes und schwarzes
Pack für ihn …» Ihre Lider hatten sich gesenkt, klappten wieder auf;
Van Horne fühlte, wie eine Welle von Besitzerstolz in ihm hochstieg
– ihre Schönheit, ihr munterer Geist, al es war sein. Sein Spielzeug. Es
war entzückend, wie in einer nachdenklichen Pause ihre Oberlippe
sich über die untere schob. «Dann mußte ich aufstehen», sagte sie,
«und nach Hause gehen, um Frühstück für die Kinder zu machen, die
schreckliche Angst hatten, weil ich die ganze Nacht weggewesen war,
und sofort darauf in die Redaktion wanken – er konnte den ganzen
Tag ausschlafen. Niemand weiß, was ein Pfarrer eigentlich zu tun hat,
einfach nur sonntags eine dumme Predigt halten, das ist doch
wirklich Nepp.»
«Es macht den Menschen nicht so furchtbar viel aus, geneppt zu
werden», sagte Darryl weise. «Das habe ich gelernt im Laufe der
Jahre.» Die Kellnerin mit den Krampfaderbeinen, die sie bis zur
Schenkelmitte herzeigte, brachte Van Horne ausgepulte Krabben auf
dreieckigen, von der Rinde befreiten Brotschnittchen und Sukie
Huhn á la King – gewürfeltes weißes Fleisch und in Scheiben
geschnittene Pilze, die in ihrer Sahnesauce über den gezackten Rand
einer schuppigen Blätterteigpastete quol en –, außerdem für ihn eine
Bloody Mary und für sie ein Glas gespritzten

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