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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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geschwind, unhörbar, murmelte sie den
weißen Zauberspruch Sator arepo tenet opera rotas, und die Milch floß
sämig und gelblich: Sahne. Geronnene Flecken drehten sich auf der
kreisrunden Oberfläche ihres Kaffees. Der Maiskuchen wurde zu
butterweichen Bröseln in ihrem Mund. Indianische Maismehlgeister
schlüpften durch den Wald ihrer Geschmacksknospen. Sie schluckte
und sagte, Van Horne meinend: «Er ist nett. Er wird dir gefal en,
wenn du dich erst mal mit seinen Umgangsformen abgefunden hast.»
«Was ist mit seinen Umgangsformen?»
    Sukie wischte sich Krümel von ihren lächelnden Lippen. «Er gibt
sich grob, aber das ist wirklich reine Mache. Er ist absolut harmlos,
jeder kann mit Darryl umgehen. Zwei Freundinnen von mir und ich
spielen Tennis mit ihm in dieser phantastischen riesigen Traglufthal e
aus Segeltuch, die er über den Platz gespannt hat. Spielst du Tennis?»
Jennifer hob die runden Schultern. «Ein bißchen. Hauptsächlich im
Sommer-Camp. Und mit ein paar anderen von uns habe ich
gelegentlich auf den Plätzen von der Universität Chicago gespielt.»
«Wie lange bleibst du uns denn hier noch erhalten, bevor du wieder
nach Chicago gehst?»
Jennifer sah den Gerinnseln zu, die auch auf ihrem Kaffee kreisten.
«Eine Weile. Es kann Sommer werden, bis wir das Haus verkauft
haben, und Chris hat nicht gerade viel zu tun, so wie es aussieht, wir
kommen gut miteinander zurecht, das war schon immer so. Vielleicht
gehe ich überhaupt nicht zurück. Ich sagte ja schon, es ist al es nicht
so übermäßig gut verlaufen am Michael Reese-Hospital.»
«Hattest du Schwierigkeiten mit Männern?»
«O nein.» Sie sah auf und unter jeder blassen Iris wurde ein Bogen
aus reinem jungen Weiß sichtbar. «Männer scheinen nicht besonders
interessiert an mir zu sein.»
«Aber wieso nicht? Wenn ich dir das mal sagen darf, du bist
hübsch!»
Das Mädchen senkte den Blick. «Komische Milch, nicht? So dick
und süß. Viel eicht ist sie schlecht.»
«Nein, probier, du wirst sehen, sie ist ganz frisch. Du hast deinen
Maiskuchen nicht gegessen.»
«Nur ein bißchen dran geknabbert. Ich war nie besonders wild
darauf, das ist doch bloß in schwimmendem Fett gebackener Teig.»
«Eben, drum mögen wir hier in Rhode Island Maiskuchen. Er wil
    nicht mehr scheinen, als er ist. Ich esse deinen auch noch auf, wenn
du ihn nicht wil st.»
«Ich muß irgend etwas falsch machen, und die Männer spüren das.
Ich habe manchmal im Freundeskreis darüber geredet. Mit meinen Freundinnen.»
«Eine Frau braucht Freundinnen», sagte Sukie wohlwol end.
«Mit denen war ich auch nicht gerade reich gesegnet. Chicago ist
ein rauhes Pflaster. Al diese kleinen vogelhaften Frauen aus
Einwandererfamilien, die Tag und Nacht studieren und auf al es eine
Antwort parat haben. Aber wenn man sie etwas Persönliches fragt, wie
zum Beispiel, was man denn nun eigentlich falsch macht mit diesen
Männern, mit denen man ja nun mal zusammenkommt, dann kriegt
man kein Wort aus ihnen heraus.»
«Es ist wirklich schwer, mit den Männern al es richtig zu machen»,
erklärte Sukie ihr. «Sie sind sehr wütend auf uns, weil wir Kinder
kriegen können und sie nicht. Sie sind schrecklich eifersüchtig, die
armen Schätze, wir wissen das von Darryl. Aber ich weiß ehrlich
nicht, was man ihm glauben sol und was nicht, ich sagte ja schon,
vieles an ihm ist reine Mache. Neulich beim Lunch versuchte er, mir
seine Theorien zu erklären, sie haben al e mit irgendwas Chemischem
zu tun, das sich nach Selen anhört.»
«Selen. Das ist ein magisches Element. Es ist das Geheimnis der
Türen in Flughäfen, die sich automatisch vor einem öffnen. Und es
holt den grünen Farbstoff aus Glas heraus, der durch Eisen
hineingekommen ist. Selensäure kann Gold zersetzen.»
«Meine Güte, du hast ja wirklich eine Ahnung! Wenn du so viel von
Chemie verstehst, könntest du doch eigentlich Darryls Assistentin
werden.»
«Chris liegt mir in den Ohren, ich sol eine Weile lang einfach nur
mit ihm in unserem Haus leben, wenigstens so lange, bis wir es
    verkaufen. Er hat genug von New York, das ist ein zu rauhes Pflaster.
Er sagt, al es was ihn interessiert, sei fest in der Hand der Schwulen –
Schaufenster dekorieren, Bühnen-Design.»
«Ich finde, du sol test das machen.»
«Was machen?»
«Ein bißchen hier leben. Eastwick ist amüsant.» Ziemlich
ungeduldig – der halbe Vormittag war vertan – bürstete Sukie sich die
Krümel vom Pul over. «In

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