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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Pain. Ich habe beide Bäl e
fehlerlos bedient.» Sukie war wütend, sie fand es nicht fair, ihre
Partnerin war doch eine Uneingeweihte. Jennifer, die an der
Aufschlaglinie stand, hatte nur die verunglückten Ergebnisse der
    beiden Rückgaben mitbekommen und wandte Sukie jetzt ihr
herzförmiges hellerrötetes Gesicht mit einem verzeihenden,
aufmunternden Lächeln zu. Beim nächsten Bal wechsel, als eine
schwache Erwiderung von Jane kam, war sie mit einem Sprung am
Netz, und Sukie ließ Alexandra erstarren – Jennys scharfer Flugbal
traf den versteinerten Körper der schweren Frau wie ein Geschoß.
Einen Wimpernschlag später war Alexandra von dem Bann erlöst und
rieb sich den schmerzenden Schenkel.
Vorwurfsvol sagte sie zu Sukie: «Das hätte wirklich wehgetan, wenn
ich nicht Wol schlüpfer unter den Strumpfhosen anhätte.»
Einen blauen Fleck würde sie aber in jedem Fal davontragen, und
Sukie sagte reumütig: «Kommt, laßt uns einfach normales Tennis
spielen.» Beide Gegnerinnen aber waren jetzt eingeschnappt.
Reißender Schmerz packte Sukies Gelenke, als sie sich streckte, um
einen leichten, über die Netzmitte kommenden Bal mit einem Vol ey
zu parieren; sie schaffte es nicht, mußte hilflos mitansehen, wie der
verschwommene Bal an der Mittellinie aufsprang. Aber sie hörte
Jennys Füße hinter sich trappeln, und wie durch ein Wunder flog der
Bal doch hinüber und landete zwischen Jane und Alexandra, die
schon gedacht hatten, der Punkt sei an sie gegangen. Das Spiel stand
jetzt bei Einstand, und Sukie, noch ganz steif von dem jähen
Schmerz, der ihr in die Gelenke geschossen war, jedoch fest
entschlossen, ihre Partnerin zu beschützen vor al dieser malefica, murmelte dreimal schnell hintereinander die blasphemischen
spiegelverkehrten Worte Retson Retap vor sich hin und schuf über
dem Aufschlagfeld ihrer Gegnerinnen ein Luftloch, eine Blase im
Kristal des Raumes, so daß Jane gleich zweimal einen Doppelfehler
machte und der Bal mitten im Flug herunterfiel, wie von einer
Tischkante.
Das Spiel stand jetzt fünf zu eins, und Jenny hatte den Aufschlag.
Als sie den Bal hochwarf, verwandelte er sich in ein Ei und kleckerte
    ihr, durch die Bespannungssaiten hindurch, über das aufwärts
gewandte Gesicht. Sukie warf erbost ihren Schläger weg, und er
wurde zu einer Schlange, die nicht wußte, wohin sie sich verkriechen
sol te, denn die große Luftblase war fugendicht; vol er Panik peitschte
sich die Kreatur, verdammt seit dem Morgengrauen der Schöpfung,
in S- und Z-förmiger Bewegung vor und zurück auf der blutroten
Kunststoffumrandung, die den grünen Platz, das Diagramm der
Grund- und Seiten- und Aufschlaglinien einfaßte. «Schluß, aus!» rief
Sukie. «Das war’s. Das Spiel ist aus.» Klein-Jenny wischte sich mit
einem winzigen Damentaschentüchlein im Gesicht herum, versuchte,
dem wabbeligen wässerigen Eiweiß beizukommen, das ihr um die
Augen herum klebte, und dem Eidotter mit dem kleinen Blutfleck.
Das Ei war befruchtet gewesen. Sukie nahm ihr das Taschentuch aus
der Hand und tupfte. «Es tut mir leid, ganz furchtbar leid», sagte sie,
«sie können es einfach nicht ertragen zu verlieren, diese schrecklichen
Frauen.»
«Wenigstens war es kein faules Ei!» rief Alexandra reumütig übers
Netz.
«Ist schon gut», sagte Jennifer, ein bißchen atemlos, doch in
gleichmütigem Ton. «Ich wußte, daß ihr diese Gabe habt, Brenda
Parsley hat es mir erzählt.»
«Diese dämliche Klatschtante», sagte Jane Smart. Die anderen
beiden Hexen waren um das Netz herumgekommen und halfen,
Jennifers Gesicht abzuwischen. «Wir haben keine ‹Gabe›, die sie nicht
auch hätte, jetzt, wo sie verlassen worden ist.» «Davon kriegt man so was? Wenn man verlassen wird?» fragte
Jenny.
«Oder selber diejenige ist, die verläßt», sagte Alexandra.
«Merkwürdigerweise macht es überhaupt keinen Unterschied. Würde
man doch nicht denken. Jedenfal s, das mit dem Ei tut mir leid. Aber
    mein Schenkel wird morgen grün und blau sein, weil Sukie mich
festgehalten hat. Die ganz feine Art war das nicht.» Sukie sagte: «Es war genau so eine feine Art wie das, was ihr mit mir
gemacht habt.»
«Du hast beide Bäl e schlicht und einfach verschlagen», rief Jane
Smart von hinten herüber; sie war ans andere Ende des Platzes
gegangen und suchte dort etwas.
«Den Eindruck hatte ich auch», sagte Jennifer sanft, um die Gunst
der anderen buhlend. «Ihr Kopf kam hoch, zumindest bei der

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