Die Hexenadvokatin
gottloser Ketzer?
Allmählich schwoll der Zorn Maximilians erneut an. Dieses Mal richtete sich sein Groll jedoch gegen den jungen Johann Christoph Fickler.
»Ganz recht, mein Lieber. Auf solche Art von Einflüsterungen gebe ich gar nichts«, behauptete der Herzog schließlich, eine Spur zu entschieden. »Ich verhehle Euch nicht, Vetter, dass in der Tat versucht wurde, Verdacht gegen einen meiner fähigsten Geheimen Räte zu erwecken.« Wohlweislich nannte auch er keine Namen.
»Aber«, und jetzt verzog Maximilian seine Mundwinkel zu einer Art von grimmigem Lächeln, »seid versichert, Graf, dass ich durchaus nicht geneigt bin, mir solche Denunziationen auch nur anzuhören.«
»Davon bin ich aus tiefstem Herzen überzeugt, Vetter«, log der Graf. »Eigentlich wollte ich Euch auch gar nicht mit dieser Bagatelle behelligen, aber Euer Gnaden wollten es ja durchaus hören und daher …«
Damit war das Kapitel für Wolfgang Friedrich abgeschlossen; vor Erleichterung schlug ihm das Herz schneller, doch er bemühte sich, sich äußerlich nichts anmerken zu lassen.
Den Herzog jedoch beschäftigte noch immer der junge Fickler, der an seinem Hof Unfrieden stiften wollte.
Er hatte ihn bereits zum Hofrat ernannt - und würde diese Entscheidung auch nicht revidieren. Es schadete niemals, im eigenen Stall mehrere konkurrierende, junge Hengste zu besitzen,
die miteinander um die Gunst ihres Herrn wetteiferten … Aber er würde Fickler die nächste Zeit etwas ruhigstellen, um ihn merken zu lassen, dass er entschieden zu weit gegangen war.
Albertas Vater konnte mit dem, was er erreicht hatte, zufrieden sein. Ehe er die Residenz verließ, musste er dem Herzog noch in die Hand versprechen, ihn in den nächsten Tagen ein weiteres Mal aufzusuchen. Es wurde eine französische Delegation erwartet und »der liebe Vetter« war zu Gast geladen.
Maximilian hatte eine Vermutung, was Maria de Medici, die Regentin Frankreichs, von ihm wollte - beziehungsweise, was ihr intimer Ratgeber, ein obskurer Bischof namens Richelieu, ihr eingeflüstert hatte.
»Ich möchte beinahe wetten, dass es sich darum handelt, gemeinsam mit Frankreich den Heiligen Vater von seinen die Republik Venedig betreffenden Plänen abzubringen - wenn nötig, auch mit massivem Druck. Nun, warum nicht?
Ich bin zwar kein Freund von Republiken, aber in diesem Falle käme mir die Möglichkeit, dem Papst ein wenig die Daumenschrauben anzulegen, gar nicht so ungelegen. Vielleicht würde dies die Bereitschaft der Kurie, meinen verehrten Urahnen von dem Bannspruch zu befreien, beflügeln«, bemerkte Maximilian abschließend zu seinem Gesprächspartner und geleitete ihn aus seinen Gemächern hinaus.
Der Graf aus dem Chiemgau bedankte sich für die Ehre der Einladung und sagte sein Kommen zu. Wolfgang Friedrich war in diesem Augenblick so froh gestimmt, dass er Maximilian alles versprochen hätte …
KAPITEL 33
28. September 1611, in Rom
»UND WENN ICH noch Jahre in der Ewigen Stadt verbrächte - ich glaube, an der ablehnenden Haltung Pauls V. würde sich nichts ändern.« Verbittert sprach die Gräfin aus, was die gesamte bayerische Delegation allmählich befürchtete. Man hatte sich gegenüber der Engelsburg in einer typischen kleinen Trattoria niedergelassen. Die Speisen und der Wein mundeten vorzüglich und der Wirt war nicht allzu neugierig. Nachdem er seine Gäste bedient hatte, zog er sich wieder diskret hinter seinen Schanktisch zurück.
Doch selbst die leckere Pasta und der ausgezeichnete Kaninchenbraten vermochten nicht, die Stimmung der Bayern aufzuheitern.
»Wir scheinen uns in der Tat im Kreis zu drehen«, gab der Dekan, Hochwürden Hannemann, widerwillig zu. »Bis jetzt haben wir so gut wie nichts erreicht. Der Widerstand gegen den früheren deutschen Kaiser ist einfach zu groß.«
»Bislang haben wir nur erfolglos Geschenke verteilt und kostspielige Gesellschaften ausgerichtet.«
Auch Pater Winfried war missmutig. Die Herren nickten bekümmert: Die Kurie bewegte sich keinen einzigen Schritt auf Herzog Maximilian zu.
Sicher, man hatte »Graf Rupert«, den Abgesandten des wichtigsten katholischen Verbündeten jenseits der Alpen, mit allen Zeichen der Ehrerbietung empfangen. Der Heilige Vater befleißigte sich einer geradezu überströmenden Herzlichkeit - aber in der Sache selbst blieb er bisher hart.
»Ich begreife das Ganze überhaupt nicht«, grollte Alberta. »Man sollte die Kirche doch im Dorf lassen: Immerhin hat sich
das Ganze vor beinahe
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