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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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dreihundert Jahren abgespielt. Außerdem: Welches ungeheure Verbrechen hat Kaiser Ludwig denn verübt, dass man selbst so lange Zeit nach seinem Tod das Urteil nicht aufhebt?« Fragend schaute Alberta in die Runde.
    »Ich habe Euch ja bereits erklärt, Herr«, ergriff der Mönch das Wort, »dass Maximilians kaiserlicher Vorfahr im Jahr 1313 mit den Österreichern gekämpft und bei Gammelsdorf über sie gesiegt hat. Schwer beeindruckt kürten ihn daraufhin 1314 immerhin vier der sieben Kurfürsten zum deutschen König. Die Opposition wählte allerdings den besiegten Habsburger Friedrich. Also war ein erneuter Waffengang nötig. Dieses Mal schlugen sich auch noch die Schweizer Eidgenossen auf Ludwigs Seite und er konnte bei Morgarten einen Sieg erringen. In der Schlacht bei Mühldorf in der Ampfinger Heide gelang es Ludwig im Jahr 1322 sogar, seinen Gegner Friedrich gefangenzunehmen.
    Daraufhin verkündete Papst Johannes XXII., Ludwig maße sich zu Unrecht an, König zu sein. Seine Heiligkeit erwartete, dass der Wittelsbacher sein Amt niederlege. Der dachte jedoch gar nicht daran und so exkommunizierte ihn der Papst.
    Ludwig scherte sich auch darum nicht, wusste er doch die Mehrzahl der Fürsten auf seiner Seite - außerdem wurden die Reichskleinodien damals in München aufbewahrt. Allerdings entschloss er sich zu einer noblen Geste: Er entließ Friedrich aus dem Kerker und versöhnte sich mit ihm. Der Habsburger verzichtete daraufhin ausdrücklich auf die Königskrone; er wollte sich damit bescheiden, nur über Österreich zu herrschen. Den Papst beeindruckte das jedoch nicht.
    Kurz darauf ernannte Ludwig seinen ehemaligen Feind zum Mitkönig. Und schließlich verkündete er, wenn der Papst Friedrich nach sorgfältiger Prüfung immer noch als alleinigen König ansehe, wolle er sogar auf den Thron verzichten.

    Aber der Heilige Stuhl - anstatt die Sachlage vorurteilslos zu prüfen - war beleidigt und lehnte brüsk alle Diskussionen ab. Ludwig blieb demnach unumstrittener König im Reich und alle Fürsten wussten, dass an den Querelen nicht er, sondern der Papst die Schuld trug.
    Im Jahre 1327 brach Ludwig vom Alten Hof in München nach Rom auf und nahm dort im Januar des folgendes Jahres als erster König die Kaiserkrone nicht vom Papst, sondern von Vertretern des römischen Volkes entgegen. Das betrachtete die Kurie als Ungeheuerlichkeit. Der ergrimmte, damals in Avignon residierende Pontifex Maximus eröffnete einen weiteren Prozess gegen den Wittelsbacher, den er nicht mehr bei seinem Namen, sondern fortan nur noch »der Bayer« nannte. So verächtlich wie Papst Johannes XXII. dieses Wort aussprach, klang es aber eher wie ›ungehobelter Barbar‹.
    Dieser Beiname ist dem Kaiser - der zwar die Jagd und die majestätischen Berge über alles liebte, jedoch ein hochgebildeter Mann war - bis zum heutigen Tage geblieben, allerdings als Ehrentitel.«
    »Aber wie so oft im Leben«, unterbrach seufzend Dekan Hannemann, der ebenfalls zu Wort kommen wollte, »fand sich auch dieses Mal ein Verräter, nämlich ein Böhme namens Wenzel. Der ließ sich von Johannes’ übernächstem Nachfolger, Papst Clemens VI., 1346 zum Gegenkönig krönen und nannte sich fortan Karl IV.
    Kaiser Ludwig rüstete sich gegen ihn zur Schlacht. Aber während einer Bärenjagd am 11. Oktober 1347 starb Ludwig der Bayer an einem Herzschlag in der Nähe von Fürstenfeldbruck in den Armen eines Bauern. Nach dieses schlichten Mannes Zeugnis galten des Kaisers letzte Worte der Gottesmutter Maria.

    ›Süße Königin‹, soll der Sterbende gekeucht haben, ›sei bei meinem Sterben dabei.‹ Papst und Kurie reagierten erfreut und erleichtert über die Todesnachricht; aber die Münchner fanden diese Haltung abscheulich und bestatteten ihren toten Herrscher mit großem Pomp - trotz Fluch und Bann - in der Münchner Frauenkirche.«
    »Man widmete ihm auch ein Epitaph«, wusste ein anderes Mitglied der Delegation, »angefertigt nach einem Porträt, worauf man Ludwig mit Lockenfrisur und Krone sehen kann. Das gleiche Abbild gestaltete der Künstler auch im Dom zu Mainz.«
    Alberta war tief beeindruckt. »Ich kann verstehen, weshalb unser Herzog darauf drängt, den unseligen Bannspruch aufheben zu lassen. Sein Vorfahre, Kaiser Ludwig der Bayer, war einer der wahrhaft Großen. Wie er sich seinem Feind Friedrich gegenüber verhalten hat, beweist echte Souveränität.«
    Man unterhielt sich noch eine ganze Weile über diesen bemerkenswerten Herrscher, der in

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