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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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die Gestalt dieses von Euch zu Unrecht Verdächtigten angenommen.
    Andere Personen haben den Satan bei Euch niemals sehen können, nur die Spuren von angeblichen Übergriffen - von denen jedoch keiner weiß, auf welche Weise sie zustandekamen.«
    Indem Alberta sofort in medias res ging, die Dinge beim Namen nannte und nicht erst - wie es üblich war - sich umständlich an das Eigentliche herantastete, erhielt das Gerichtsverfahren sichtlich Schwung und eine ganz eigentümliche Dynamik. Sie hoffte, diese beibehalten zu können. Sollte sich der Fall - wie gewöhnlich - zäh in die Länge ziehen, würde sie die Farce nämlich kaum durchstehen.
    Alberta bemerkte sehr wohl die verblüfften und unwilligen Mienen ihrer Mitkommissare. Einige der Herren hatten gleich nach der Verlesung der persönlichen Daten der Delinquentin Anstalten gemacht, sich zu Wort zu melden. Sie mochten es nicht, wenn jemand vom üblichen Procedere abwich.
    Aber »der Oberste Kommissar« tat so, als sei nichts vorgefallen, und fuhr unbeirrt fort: »Wollt Ihr Euch zu den Vorwürfen äußern, Jungfer Constanze?« Ungeduldig trommelte Gräfin Alberta dabei mit den Fingern der rechten Hand auf die Tischplatte. Sie hoffte inständig, dass die wie betäubt dahockende Constanze kein Wort verstanden hatte. Und ihre Hoffnung schien sich zu erfüllen.
    »Nicht? Auch gut. Fahren wir also fort. Als Nächstes wollen
wir die Mutter Oberin hören, in deren Obhut Ihr Euch bis vor kurzem noch befunden habt.«
    Auf ihren Wink hin öffnete ein Knecht die Tür des Gerichtssaals im ersten Stockwerk des Falkenturms und ließ eine ältere Nonne im Habit der Franziskanerinnen eintreten. Als Zeichen ihrer Würde trug sie ein großes silbernes Kruzifix an einer schmalen Kette um den Hals.
    Nachdem die Gräfin die Ordensdame ehrerbietig begrüßt hatte, kam Alberta ohne weitere Umschweife auf das Wesentliche zu sprechen, aber ohne der Leiterin des Konvents mit Suggestivfragen zu nahe zu treten.
    »Mater Maria Luisa di Sant’ Angelo, Ihr seid die Oberin des Klosters, in dem die Beschuldigte Constanze von Heilbrunn-Seligenthal als Novizin Aufnahme gefunden hat. Was könnt Ihr uns über die Jungfer berichten, Ehrwürdige Mutter?«
    Die Leiterin des Klosters ließ sich nun des Langen und Breiten aus über die mannigfachen Tugenden der jungen Frau. Voll des Lobes äußerte sich die ältliche Nonne über ihren Schützling und Alberta unterbrach sie nicht.
    »Nur fasten und beten wollte sie die ganze Zeit. Demütig und mit großem Eifer hat die Novizin Constanze die anderen Mitschwestern bedient. Nie hat sie sich der kleinsten Unterlassung oder des Ungehorsams schuldig gemacht. Unseren lieben Heiland und seine gebenedeite Mutter sowie die verehrten Heiligen liebt sie über alle Maßen und ist voll Ehrfurcht gegenüber der Geistlichkeit. Jeden Tag hat sie nach dem Sakrament der Beichte verlangt sowie nach dem Empfang des Allerheiligsten Altarsakramentes.«
    Alberta musterte Mater Maria Luisa mit Wohlwollen und unterbrach sie auch dann nicht, wenn diese ganz offenkundig schamlos übertrieb. Das geschah insbesondere, als die Oberin dazu überging, den Herren vom Gericht die Vorkommnisse zu
schildern, die letztendlich dazu geführt hatten, dass das Edelfräulein im Falkenturm auf der Anklagebank saß.
    »Bis auf den Flur hinaus und durch das Treppenhaus des Konvents hörte man sie schreien, sooft der Dämon sie gequält hat. Die Schwestern und ich konnten vernehmen, mit welch harten Worten das fromme Kind den Verführer bedacht hat.
    Voll Abscheu hat die tugendhafte Gräfin das Ansinnen des Satans zurückgewiesen, die Sünde der Unzucht zu begehen. Lieber ließ sie sich von dem Dämon schlagen. Sogar gebissen hat er sie«, fügte die Oberin entrüstet hinzu. »Jeder im Kloster konnte die Male an ihren Armen sehen.«
    »Ihr selbst, Mater, und Euer Beichtvater beziehungsweise die anderen Nonnen Eures Konvents: Habt Ihr oder hat irgendjemand diesen Dämon ebenfalls gesehen?«, erkundigte sich »der Hexenrichter«, als die fromme Dame eine kurze Pause einlegen musste, um Atem zu schöpfen.
    »Nein, Herr. Nur die Novizin Constanze Maria konnte den bösen Geist erkennen. Nur zu ihr hat er gesprochen und nur für sie waren seine Handlungen und sündhaften Äußerungen wahrzunehmen.« Zu Albertas Genugtuung warfen sich einige der Kommissare bedeutsame Blicke zu.
    »Hattet Ihr jemals Zweifel an den Angaben der Novizin, Ehrwürdige Mutter?«, wollte die Gräfin nun wissen.
    »Niemals, Herr«,

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