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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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So ein blöder Fehler hätte nicht passieren dürfen. Und jetzt ließ der Herzog noch seine Tochter, die unbedarfte Rosl, holen! Am liebsten hätte sich der ungeschlachte Feinbäcker die spärlichen Haare gerauft, mit den dicken Beinen aufgestampft und laut »Scheiße!« ausgerufen.
    Stattdessen säuselte er ganz devot: »Sie wird gleich kommen,
Eure Durchlaucht. Sie ist ein braves Madl, das auch im Laden und in der Backstube mithilft. Bestimmt möcht’ sie sich erst herrichten, um nicht zerzaust und mit Mehlstaub im Gesicht vor den Augen Eurer Durchlaucht zu erscheinen.«
    Den Fürsten schien das zu versöhnen. Was Alberta anlangte, so hätte sie den alten Lügner und Betrüger am liebsten beim Kragen gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Eine bodenlose Unverschämtheit, sie fälschlich anzuzeigen und erpressen zu wollen, sein spätes Mädchen als Ehefrau zu nehmen!
    »Ausgerechnet ich!«, dachte Alberta wütend und ein klein bisschen amüsiert zugleich. » Ich soll einer anderen ein Kind gemacht haben! Das soll mir einer zeigen, wie das gehen soll.«
    Da meldete ein Diener in blausilberner Livree die Jungfer Rosina Dreher. Pater Winfried hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und »begleitete« die Tochter des Zuckerbäckers. Auf diese Weise vermochte er den Fortgang der Tragikomödie mitzuerleben.
    Rosina war anzumerken, dass sie es nicht gewohnt war, sich »in höheren Kreisen« zu bewegen. Kaum wagte die junge Frau, die Augen zum Herzog zu erheben. Und der Knicks, den sie vor dem strengen Herrscher vollführte, schien zwar ehrfürchtig, aber nichtsdestoweniger lächerlich tollpatschig.
    Als Meister Dreher Anstalten machte, für seine verschüchterte Tochter das Wort zu ergreifen, gebot ihm der Herzog in barscher Manier, Stillschweigen zu bewahren.
    »Von Ihm habe ich schon genug gehört, Dreher«, sagte Maximilian grimmig und wandte sich dann huldvoll an die offensichtlich nichtsahnende Rosina.
    »Habt vielen Dank für Euer Erscheinen, Jungfer.« Der Herzog gebärdete sich so galant, als unterhielte er sich auf einem Ball mit einer vornehmen Dame. »Darf ich Euch als Erstes mit diesem jungen Herrn, einem Grafen, bekanntmachen?« Er
wies mit der Hand auf die schmucke Alberta in ihrer Männertracht und alle konnten das merkwürdige Schauspiel erleben, dass Rosl Dreher auch vor ihr einen tiefen Kniefall machte. Es war ganz offensichtlich, dass sie diese Person nicht kannte.
    »Euer Gnaden«, murmelte Rosina dabei so leise, dass es fast nicht zu verstehen war, und lief vor Verlegenheit blutrot an.
    »Habt Ihr diesen Herrn vielleicht schon einmal irgendwo gesehen?«, fragte der Fürst scheinheilig. Und die kleine, ungefähr dreißigjährige, etwas plumpe Frau kniff ihre Augen zusammen und fixierte »den Geheimen Rat«, wobei sie angestrengt die Stirn runzelte.
    »Könnt’ fei’ scho’ sein, Durchlaucht«, flüsterte sie dann vage. »Aber dran erinnern kann ich mich im Augenblick net.«
    Worauf die Gräfin der unscheinbaren Person am liebsten vor Erleichterung einen Kuss gegeben hätte …
    »Danke, Jungfer«, entgegnete der Herzog liebenswürdig. »Das war’s auch schon, was ich von Euch wissen wollte. Ihr dürft Euch nun wieder zurückziehen, Jungfer Rosina.«
    Ehe Rosl Dreher durch die Tür entschwand, die ein Diener vor ihr öffnete, meldete sich Pater Winfried zu Wort: »Eine ganz kleine Frage hätte ich noch, wenn Ihr erlaubt, Durchlaucht!«
    »Nur zu, Pater, fragt ruhig!« Der Herzog schien vollkommen gelassen.
    »Wir haben erfahren, dass Ihr ein Kind erwartet, Rosina. Darf ich wissen, in welchem Monat Eurer Schwangerschaft Ihr Euch mittlerweile befindet?«
    »Was? Was sagt Ihr da, Pater? Das is’ ja unverschämt! Wer behauptet denn so was? Ich bin ein anständiges Madel! Ich hab’ noch kein einziges Mal gep…« Vor Verlegenheit biss sie sich auf die Lippen. »Und was Kleines krieg’ ich erst recht net!« Sie warf dem Herzog einen anklagenden Blick zu. »Eure
Durchlaucht! Warum darf mich der Klosterbruder so beleidigen?«
    Die unglückliche Bäckerstochter brach in lautes Schluchzen aus.
    »Mein liebes Kind! Beruhigt Euch! Niemand will Euch kränken - am allerwenigsten Pater Winfried«, beruhigte der Herzog das aufgewühlte Mädchen. »Offenbar war alles ein Irrtum, nicht wahr, Georg Dreher? Nehme Er Seine Tochter und bringe sie nach Hause. Aber das letzte Wort über Ihn ist damit noch lange nicht gesprochen - verlasse Er sich drauf!«
    Der Zuckerbäcker, der gehofft hatte, in München bald

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