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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Constanze vermählen zu wollen? Ich sehe durchaus die große Ehre, ein so schönes, frommes und nebenbei auch noch vermögendes Mädchen zur Gemahlin angetragen zu bekommen; es kann ja freilich niemand ahnen, warum es mir nicht möglich ist, die Ehe mit einer Frau einzugehen!«
    Keine Frage: Diese Angelegenheit war äußerst heikel und durfte nicht so leichtfertig gehandhabt werden wie neulich das Heiratsangebot des Zuckerbäckers Peter Niedermeier …
    Alberta hielt sich nach längerer Zeit wieder einmal in ihrer oberbayerischen Heimat auf. Ihre Eltern hatten der Tochter behutsam die »Freudenbotschaft« nahegebracht, dass Alberta offenbar die Leidenschaft eines hübschen jungen Edelfräuleins
in einem Maße erregt hatte, dass deren Vater in ihrem Namen um die Hand »des Bräutigams« anhielt.
    Nun war der »Familienrat« zusammengekommen, um einen Ausweg aus der misslichen Lage zu ersinnen.
    »Deine Mutter und ich haben uns bereits nächtelang den Kopf darüber zerbrochen, wie wir die Heiratsabsichten des offenbar in dich verliebten Mädchens abwehren könnten. Aber uns beiden ist noch nichts Gescheites eingefallen«, gab der Graf zu Mangfall-Pechstein kleinlaut zu.
    Die Gräfin Eleonora rang die Hände.
    »Ach, mein Kind, es ist eine Katastrophe . Wir haben zwar stets damit rechnen müssen, dass es dazu kommen würde - immerhin bist du jetzt bereits fünfundzwanzig Jahre alt -, aber dennoch: Wenn der Augenblick dann da ist, trifft es einen doch wie der Blitz.«
    »Verzeiht, Gräfin«, mischte sich Pater Winfried, der seine Herrin aufs elterliche Schloss begleitet hatte, ein. »Aber Jammern hilft uns, mit Verlaub gesagt, keinen Schritt weiter. Zudem muss ich sagen, dass Ihr die Dinge zu schwarz malt, Madame. Bereits vor einiger Zeit gab es mehrere Anfragen bezüglich einer Eheschließung unseres ›jungen Herrn‹. Wir konnten alle mit Leichtigkeit abschmettern. Zugegeben, dieses Mal ist die Heiratskandidatin ein Fräulein von hohem bayerischem Adel, aber eine Katastrophe haben wir noch lange nicht. Das wäre nur der Fall, wenn diese Ehe tatsächlich zustande käme. Aber dies werden wir schon zu verhindern wissen! Ich sehe daher nicht ganz, wo die Schwierigkeit liegt.«
    Der Benediktiner wandte sich an seinen Schützling.
    »Ihr könnt doch den Eltern der jungen Dame erklären, dass Ihr Euch sehr geehrt fühlt durch das Heiratsangebot und die Zuneigung der Gräfin. Aber Ihr könntet gleichzeitig andeuten,
dass das Mädchen - bei all seinem Liebreiz - mit seinen erst sechzehn Lenzen zu jung für Euch sei.
    Oder Ihr könntet einfach behaupten«, wehrte der Pater mögliche Einwände ab, »dass Ihr Euer Herz bereits anderweitig vergeben habt. Das wäre durchaus glaubwürdig und würde die Familie Heilbrunn-Seligenthal auch nicht beleidigen.«
    Alberta und auch ihre Eltern blickten nach wie vor skeptisch drein. Sicher, die Sippe derer von Heilbrunn-Seligenthal hätte man dadurch vielleicht beschwichtigt. Aber was würde man in weiteren, derartigen Fällen vorbringen? Außerdem wartete dann ganz Bayern auf die ausstehende Hochzeit »Graf Ruperts« …
    Dass auch zukünftig noch andere Familien den Versuch unternähmen, den jungen, ansehnlichen, mit irdischen Gütern wohl gesegneten »Grafen« - der überdies das Wohlwollen des Landesherrn besaß - als Eidam zu gewinnen, davon war auszugehen.
    »Mein anderer Vorschlag wäre der«, meinte nach einigem Nachdenken der Mönch, »dass Ihr durchblicken lasst, Ihr hättet in ganz jungen Jahren ein Gelübde abgelegt, aus Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus und der Heiligen Gottesmutter Maria für alle Zeit auf eine Ehe zu verzichten - ohne deswegen gleich Priester zu werden oder in ein Kloster einzutreten. Selbst wenn’s keiner glaubt - wer will Euch denn schon das Gegenteil beweisen?«
    Alle schauten verblüfft drein. War das vielleicht die Lösung?
    »In der Tat, Pater! Das ist eine grandiose Idee! Damit wäre ich das leidige Problem ein für alle Mal los.« Alberta sah ihre Eltern in der Hoffnung auf Zustimmung an.
    »Hm!« Der alte Graf strich sich nachdenklich über die dünner werdende Haarpracht. »Das klingt zwar einleuchtend - aber ich weiß nicht so recht.«

    »Wieso? Ich finde den Gedanken sehr überzeugend, Wolfgang Friedrich«, widersprach Albertas Mutter. »Ich befürchte, dass im Laufe der nächsten Jahre noch viele Anfragen an uns herangetragen werden. Es könnte lästig werden, stets Körbe zu verteilen.«
    »Der Meinung bin ich allerdings auch«, stimmte der

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