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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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einer ihm die Zeit stahl, indem er ihm umständlich Dinge berichtete, die er ohnehin schon wusste.
     
    »Wohin Durchlaucht mich auch zu schicken beliebt: Ich gehorche mit Freuden. Ich reise für mein Leben gerne und wenn ich Durchlaucht damit einen Gefallen erweisen kann, dann wird nichts und niemand mich davon abhalten«, entgegnete Alberta und der Herzog lächelte huldvoll.
    »Wacker gesprochen, Graf.«
    Der Herzog lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fasste sein jugendliches Gegenüber scharf ins Auge. Den meisten war nicht bekannt, dass Maximilian ein wenig kurzsichtig war und Menschen und Dinge in weiterer Entfernung angestrengt fixieren musste, um sie genau erkennen zu können. Dieses krampfhafte Starren ließ seine ohnehin nicht sehr freundlich wirkende Physiognomie noch strenger und unnahbarer wirken.
    »Wie Euch vielleicht bekannt ist, führt das Haus Wittelsbach seine Abstammung bis auf Kaiser Karl den Großen zurück - auch wenn manche Ignoranten oder Neider dies zu bestreiten versuchen.«
    »Ach, daher weht der Wind?«, amüsierte sich Alberta im Stillen. Natürlich wusste sie um die hartnäckigen jahrelangen Bemühungen des Herzogs und bereits seines Vaters Wilhelm, sich den berühmten Kaiser Karl als einen ihrer Vorfahren zu sichern. Historisch belegt war dies allerdings keineswegs. Es zeugte jedoch vom überbordenden Selbstwertgefühl der Wittelsbacher …
    Dem Edelfräulein zu Mangfall-Pechstein war’s letztlich egal - ganz im Gegensatz zu ihrem Vater Wolfgang Friedrich. Der
bekam regelrechte Wutanfälle, so oft er von dieser »Anmaßung« hörte.
    »Jawohl, Durchlaucht«, antwortete Alberta schlicht und wartete, worauf der Herzog eigentlich hinauswollte.
    »Unsere Familie zählt noch einen weiteren Kaiser zu den Ihren, nämlich Kaiser Ludwig den Bayern. Leider ist mein Vorfahr im Kirchenbann gestorben und dieser ist bis heute noch nicht aufgehoben. Im Jahre 1324 ist der damalige Kaiser dem Bannfluch verfallen! Nicht nur mein Vater, auch ich empfinde dies als Schmach und möchte, dass dieses Fehlurteil von der Kirche endlich revidiert wird.«
    Alberta schluckte. Da hatte der Herzog sich ja eine Menge vorgenommen …
    »Ich plane, meinen großen kaiserlichen Ahnherrn endlich so zu würdigen, wie es ihm gebührt. Und zwar im zentralen Gotteshaus meines Herzogtums, in der Liebfrauenkirche in München. Dazu muss dieser entehrende und durch nichts gerechtfertigte Kirchenbann allerdings aufgehoben werden.
    Ich möchte die noch aus der Zeit der Gotik stammende Grabplatte des Kaisers durch Erhebung auf eine marmorne Tumba und durch Umrahmung mit einer Balustrade und hohen Kandelabern zu einem monumentalen Grabmal umgestalten lassen.
    Ich weiß von den Widerständen in der Kirche gegen Ludwig den Bayern. Aber ich weiß auch, dass Widerstände dazu da sind, um überwunden zu werden. Wollt Ihr einmal sehen, wie ich mir das Grabmal meines edlen Vorfahren vorstelle?«
    Ein kurzer Wink galt einem Bediensteten, der offensichtlich schon darauf gewartet hatte, einen weiteren Plan auf dem Schreibtisch im Kabinett des Herzogs auszubreiten.
    »Ich habe diesen Entwurf selbst angefertigt«, verkündete
der Fürst mit hörbarem Stolz. Er zog Alberta am Ärmel näher an den Tisch heran und wies mit der Linken auf den Plan. An den Längsseiten des Grabmals waren die Figuren Wilhelms IV. und Albrechts V. - der Vater und Großvater Maximilians - platziert und an den vier Ecken sollten Ritter knien, deren Standarten die Wappen von vier Kaisern - Karls des Großen, Karls des Dicken, Ludwigs des Frommen und Ludwigs des Bayern - zierten. Alle vier Kaiser waren somit überdeutlich als Ahnherren des Hauses Wittelsbach gekennzeichnet.
    Die Gräfin musste erst einmal tief Luft holen. Dann fiel ihr Blick auf die darunter stehende Inschrift in Latein. Alberta übersetzte im Stillen: Ludwig dem Vierten, dem erhabenen Kaiser, errichtete dieses Grabmal Maximilian, Herzog von Bayern, auf Geheiß seines Großvaters Albrechts V. und seines Vaters Wilhelm IV., im Jahre des Heils 16 …
    »Die Jahreszahl wird noch ergänzt, wenn das Ganze fertig ist und in der Kirche feierlich aufgestellt werden kann«, fügte der Herzog hinzu. »Ich denke, ich werde Hans Krumpper mit der Anfertigung der kaiserlichen Tumba beauftragen. Dieser Mann scheint mir der Beste zu sein.«
    »In der Tat, Durchlaucht, Hans Krumpper ist ein hervorragender Künstler«, pflichtete Alberta eiligst bei.
    »Findet Ihr den Entwurf übertrieben, Graf?«, erkundigte sich der

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