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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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müsste angeheuert werden, wenn man das Ganze zügig abwickeln wollte - und davon durfte man bei Maximilian ausgehen. Die junge Dame hörte ihren Landesherrn gerade sagen, dass er beabsichtige, München neben Ingolstadt zur zweiten Landesfestung auszubauen.
    »Dazu benötigen Durchlaucht im Schnitt etwa zweitausend Arbeiter! Wo wollt Ihr die denn alle hernehmen?«, rutschte es Alberta unwillkürlich heraus, aber der Herzog nahm ihr diesen Einwand nicht übel. Im Gegenteil!
    »Endlich ein Mann, der mitdenken kann«, lobte er sein Gegenüber. »Nun, ich denke, wir werden auch Frauenzimmer ohne Familie und ordentliche Arbeit beschäftigen. Das wird besser für sie sein, als herumzulungern und der Unzucht nachzugehen. Und es gibt genügend junge und kräftige Bettler und
Landstreicher, denen wir auf diese Weise zu einer sinnvollen Beschäftigung verhelfen werden.
    Und Ihr, Graf, Ihr werdet Euch wiederum mit den geldgierigen Grundstücksbesitzern herumzuschlagen haben - und mit den unwilligen und uneinsichtigen Stadträten Münchens.«
    Der Herzog hatte wie immer bereits an alles gedacht.
    »Aber noch ist es nicht ganz so weit«, wischte er dann auch dieses Thema vom Tisch. Alberta vermutete im Stillen, dass der Fürst nun zu seinem eigentlichen Anliegen käme, warum er sie so schnell wieder nach München zurückberufen hatte.
    Doch zunächst wollte Maximilian noch wissen, wie weit das neue Gesetzeswerk gediehen sei. Zum Glück hatte sich Alberta noch am vorigen Abend von Florian Dingler referieren lassen, wie weit dieser während ihrer Abwesenheit mit der Arbeit vorangekommen war. Der alte Fickler, dessen Gesundheitszustand in den letzten Wochen eine erstaunliche Besserung zu erfahren schien, beschränkte sich darauf, die von Dingler erstellten Artikel akribisch zu kontrollieren - womit er den jüngeren Kollegen fast in den Wahnsinn trieb und den Fortschritt der Arbeit nicht unbedingt beförderte.
    Alberta war dementsprechend enttäuscht, dass Dingler nicht mehr geschafft hatte, aber als sie nun - etwas zögerlich - dem Herzog Bericht erstattete, zeigte dieser sich zu ihrem Erstaunen höchst befriedigt.
    »Sehr gut! Ich gebe Euch von heute an zehn Tage, um daran weiterzuarbeiten, Graf - dann aber bitte ich Euch sehr herzlich um etwas ganz anderes. Ich hoffe« - und der Herzog lächelte tatsächlich - »Ihr seid mir nicht allzu böse, dass Ihr Euch schon wieder auf Reisen begeben sollt.«
    Der Herzog konnte im Umgang mit im Rang nahezu gleichgestellten Edelleuten sehr liebenswürdig sein - trotz seiner an sich schroffen Wesensart. Diese bekamen meist nur seine
Untergebenen zu spüren. Die Dienerschaft Maximilians hatte nichts zu lachen; sie fürchtete den Herzog regelrecht.
    Die kleinsten Nachlässigkeiten ahndete er gnadenlos. Er geizte nicht mit schärfstem Tadel und pflegte mit demütigenden und beleidigenden Worten nicht zu sparen. Dieser hochmütige Charakterzug hatte sogar seinen Vater Wilhelm des Öfteren gestört.
    Schon als Knabe hatte Maximilian Diener, die einen kleinen Fehler begangen hatten, mit zornrotem Kopf angeschrien. Ja, er hatte sich bisweilen sogar dazu hinreißen lassen, pflichtvergessene Domestiken zu ohrfeigen. Nicht nur einmal hatte Wilhelm V. den Präzeptor seines Erbprinzen angewiesen, Maximilian für seinen Jähzorn und seine Unbeherrschtheit zu bestrafen.
    Die Stimme erhob der Fürst inzwischen nicht mehr - das verbot ihm schon seine herzogliche Würde; und Backpfeifen verteilte er auch keine. Längst hatte er gelernt, seine Wut zu bezähmen. Ungeschickte Diener ließ er vom Hofmeister maßregeln - er selbst war sich zu gut dafür, persönlich das Wort an diese in seinen Augen niedrigen Kreaturen zu richten. Sogar seine Befehle erteilte er vorwiegend durch Gesten. Auch hierin unterschied er sich von der leutseligen und beliebten Herzogin Elisabeth - und von seinem Vater.
    Ungeschickt oder gar fehlerhaft verfasste Papiere seiner Kanzlisten oder Geheimen Räte versah er allerdings mit bissigen Randglossen, etwa: »Wie kann es möglich sein, dass in dicken Köpfen so wenig Hirn sich finden lässt?« Oder: »Viel geredet und nichts gesagt!« Und: »Lauter unnützes Geschwätz!« Gern benützte er auch diese Anmerkung: »Was für eine Verschwendung von Papier für so wenig Inhalt!«
    Jeder derart Gescholtene hätte sich am liebsten im nächsten Mauseloch verkrochen. Alberta war froh, bisher noch nie den
Unwillen des Herzogs erregt zu haben, der nach eigenem Eingeständnis nichts so hasste, als wenn

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