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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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allemal angefühlt.«
    »Pfarrer Canfort scheint ein Mensch mit Prinzipien zu sein. Und eines davon ist mit Sicherheit jenes, sich seine jeweiligen Gespielinnen selbst auszusuchen. Er wollte Jäger sein und nicht die Beute«, gab ihr die Comtesse zu bedenken.
    Binnen kurzer Zeit kam die Kommission zu der Überzeugung, dass den Aussagen der frommen Nonnen mehr Glaubwürdigkeit zukomme als dem dreisten Leugnen des Abbés.
    Simon Canfort wurde dem Henker übergeben, und der unterzog den verstockten Sünder der Folter, wobei er ihm während der Martern nicht nur Beine und Arme brach, sondern ihm die Finger zerquetschte, ihn am Körper mit glühenden Zangen zwickte und ihm die Haut am Rücken in dünnen Streifen abzog.
    Der Geistliche jedoch leugnete immer noch, in Gestalt des Satans die Mutter Oberin belästigt zu haben. Nachdem durch das Anlegen der »Spanischen Stiefel« seine beiden Schienbeine zersplitterten, fiel er in eine zeitweilige, gnädige Ohnmacht. Aber nachdem ihn die Henkersknechte mit Wasser übergossen hatten, kam er wieder ins Leben, und damit in die grausige Wirklichkeit, zurück.
    Jetzt endlich war er bereit, zu allen Vorwürfen Ja und Amen zu sagen. Sein Wille war schließlich gebrochen. Er gestand, was die Anklage ihm an Absurditäten vorwarf, und wurde dafür zum Feuertod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
    Zur Hinrichtung dieses »Abgesandten Satans in Menschengestalt« erschienen Zehntausende. Die eine Hälfte weinte voll Verzweiflung, während die andere frohlockte und Beifall spendete, als die Flammen aufloderten und Rauch und Qualm seine irrsinnigen Schmerzensschreie endlich erstickt hatten.
    Die Gnade des vorherigen Erwürgens durch den Henker war ihm nämlich »wegen der Schwere seiner Schuld« versagt geblieben … Kardinal Richelieu hatte sich auf ein nicht ungefährliches Risiko eingelassen: Es bestand für längere Zeit die Gefahr eines Volksaufstandes in der Basse Bourgogne. Doch der Erste Minister des Königs hatte vorgesorgt: Tausende von Soldaten waren aufmarschiert, um jedes Aufflackern von Unruhen im Keim zu ersticken. Richelieu hatte die Lage vollkommen richtig eingeschätzt, denn nach einiger Zeit hatten sich die erregten Gemüter beruhigt und auch im Kloster Sainte Cathérine war wieder heilige Ruhe eingekehrt.
    Mit Demut, feinem Anstand und tiefer Frömmigkeit agierten die Nonnen und oblagen ihren Gebeten und Andachten mit innigerer Gläubigkeit denn je zuvor.
    Wo noch vor wenigen Tagen vulgäres Geschrei und obszönes Gekreisch durch die spitzbogigen Hallen gelärmt hatte, herrschte nun wohltuende Stille und Kontemplation, und Kardinal Richelieu war es zudem gelungen, einen seiner Gegner auf leichte Art aus dem Wege zu räumen.
    Als der Staatsrat und Cousin der von ihrer Besessenheit geheilten Äbtissin zur Berichterstattung beim Kardinal erschien, wollte dieser den Prozess und die Hinrichtung des Abbés minutiös genau geschildert haben.
    »Ich muss Seiner Majestät in aller Deutlichkeit die einzelnen Phasen der Martern sowie die jeweiligen Reaktionen des Opfers schildern können. Der König zeigt lebhaftes Interesse an diesen Vorgängen«, verriet der Kanzler Monsieur de Lombarde, »Ludwig XIII. hat es sehr bedauert, nicht selbst anwesend gewesen zu sein, als jenen Satansdiener die Flammen bei lebendigem Leibe verzehrten. Zumindest dessen Todesschreie hätte er zu gerne gehört.«
    Unter Eingeweihten war die Lust des Monarchen, den Qualen anderer zuzusehen, ein offenes Geheimnis. Auch der Staatsrat wusste davon und befleißigte sich bei seiner Schilderung des grausamen Endes Canforts besonderer Blutrünstigkeit.
    Der Kardinal wollte auch über die Verwandte seines Freundes, des Bischofs von Straßburg, einiges erfahren.
    »Wie fandet Ihr die junge Dame?«, fragte er Monsieur de Lombarde direkt und dieser, was das weibliche Geschlecht anbelangte, kein Kostverächter, erging sich in geradezu hymnischen Lobpreisungen.
    »Diese junge Frau muss Italienerin sein, Eminenz. Jeder, der Italien bereist hat, wird bestätigen, wie vortrefflich dort die Frauen ihre Schönheit zu bewahren wissen. Weibliche Wesen mit vierzig haben dort das Aussehen von gerade mal Fünfzehnjährigen. Und wie ist es bei uns, Monseigneur? Schau einem Gaul ins Maul und einem Weib ins Gesicht und auf den Hals und du errätst beider Alter genau auf das Jahr.«
    Richelieu amüsierte sich im Stillen über den Überschwang des sonst so knochentrockenen Staatsbeamten und entließ ihn mit wohlwollendem Lächeln –

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