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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hatte der ihm doch geholfen, den überaus lästigen Canfort auf elegante Weise zu beseitigen.
    Madame Angélique des Anges aber machte auf diese makabere Art und Weise zum ersten Mal in weiten Kreisen auf sich aufmerksam.

KAPITEL 62
    WIE EIN WEITERER BRIEF Graf Ferfrieds seine Tochter informierte, hatte der Schwedenkönig Gustav Adolf im Frühjahr 1632 sein Winterquartier in Mainz mit einem Heer von 40 000 Mann verlassen. Als Erstes hatte er sich nach Nürnberg gewandt, der Stadt, mit der er bisher nur auf schriftlichem Wege verkehrt und den Ratsherren einen Allianzvertrag aufgenötigt hatte.
    »Dort hat ihn der Rat der Stadt am 21. März 1632 auf das Feierlichste empfangen. Die Nürnberger Bevölkerung hat den Herrscher aus dem Norden mit unbeschreiblicher Begeisterung begrüßt«, schrieb Adelaides Vater. »Einen Teil seines Heeres hat er zu uns nach Baden und auch in die Ortenau geschickt. Widerstand wäre zwecklos gewesen. Wo sich ein solcher zeigte, bestraften uns die Schweden mit rücksichtlosem Plündern, Morden und Brennen.
    Wer sich still verhielt, den ließen sie in Ruhe – ja, man muss sagen, dass die Soldaten Gustav Adolfs sehr disziplinierte und sogar fromme Männer sind. Sie beten zweimal am Tag gemeinsam für ihren König und für den Sieg der Protestanten. Dafür erbitten sie den Zorn GOTTES über den Kaiser, den sie als einen ganz schlechten Menschen ansehen«, wusste Ferfried zu berichten.
    »Wer sie jedoch friedlich empfängt, dem geschieht kein Leid. Sie zwingen auch keinen, sich zu ihrem Protestantismus zu bekennen. Nur kriegerische Handlungen werden brutal unterdrückt, und weil sie uns haushoch überlegen sind, wäre es töricht gewesen, sich den Schweden zu widersetzen.
    Das Gute dabei ist, dass sofort alle Hexenprozesse eingestellt werden mussten – zum großen Bedauern von Bertold Munzinger, dem Henker Fridolin Ganzer und anderen Herren, die sich bereits darauf gefreut hatten, erneut mit dem Hexenbrennen fortfahren zu können.«
    Die Comtesse Adelaide erfuhr in jenem Schreiben auch, dass man die Mutter des Helen, Walburga Hagenbusch, unter der Anklage, gleich ihrer Tochter eine Hexe zu sein, in den Kerker geworfen hatte. Sie sei aber nach ein paar Stunden bereits entlassen worden. Für das Walburga hatte der Einmarsch der feindlichen Schweden also die Rettung bedeutet …
    »Von Nürnberg aus rückte der schwedische Monarch zur Donau vor und nahm die Stadt Donauwörth ein, diese durchwegs protestantische Reichsstadt, die vom Kaiser einst wegen geringer Ursache geächtet und mit Hilfe von Jesuiten gewaltsam rekatholisiert worden war.
    In Donauwörth herrschte beim Einmarsch Gustav Adolfs große Freude, denn die Einwohner haben Kaiser Ferdinand niemals seinen Ausspruch vergessen, der da lautete: ›Besser eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer‹. Und den keineswegs milder gestimmten, fanatischen Maximilian von Bayern hassen sie genauso.«
    Adelaide ließ sich alles genau durch den Kopf gehen – möglicherweise tat sich hier ein Weg für sie auf, wieder in ihre Heimat zurückzukehren?! Dann las sie weiter. »Auch wir auf Schloss Ruhfeld haben jetzt schwedische Einquartierungen, kommen aber mit diesen von religiöser Begeisterung erfüllten Herren, gut aus. Sie halten bei ihren Kämpfern strengste Manneszucht, das Brandschatzen und Plündern verabscheuen sie. Die Truppen der Schweden sind gut geschult, halten fest zusammen und was vor allem auffällt: Sie hängen mit treuester Hingabe, ja mit Liebe, an ihrem heldenhaften König, dem »Herrscher aus Mitternacht«, auch wenn dieser sich gar nicht mitten unter ihnen befindet, so wie im Augenblick, weil sich Gustav Adolf auf dem Vormarsch nach Bayern befindet.
    Das ist für den Schweden notwendig geworden: General Tilly hat bereits im eisigen Februar das Winterquartier seiner Truppen abgebrochen und die protestantische Stadt Bamberg überrannt. Will Gustav Adolf nicht weiter an Boden verlieren, muss er endlich seinen lange geplanten Feldzug gegen jenes Land antreten, welches bislang von allen Müh- und Drangsalen des Krieges verschont geblieben ist: Mit rund 40 000 Soldaten, davon 15 000 Reitern, will er gegen Bayern ziehen.
    Kurfürst Maximilian und Johann Tserclaes von Tilly beraten unterdes in Ingolstadt darüber, wie man am klügsten gegen die Schweden vorgehen könnte. Beide Herren hoffen inständig auf eine Unterstützung des immer noch beleidigt schmollenden Wallenstein, den der Kaiser in den letzten Wochen erneut massiv

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