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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sondern wurden den Leuten durch marodierende Krieger beigefügt.
    Weiber und Männer, Kinder und Greise, Junge und Alte gleichermaßen wurden zu Opfern dieses großen Krieges, der sich anschickte, noch weitere Jahrzehnte in Deutschland zu wüten.
    Ferfried schrieb seiner Tochter einen Brief, in dem er ihr ausdrücklich verbot, in die Heimat zurückzukehren.
    »Es ist viel zu gefährlich. Eine derartige Reise würden drei Frauen kaum unbeschadet überleben. Und in der Ortenau ist keineswegs das Paradies. Man hat uns im Visier«, schrieb er und erging sich in vagen Andeutungen.
    Aber seine Tochter wurde sehr wohl schlau daraus. Nach wie vor war man hinter »Unholdinnen« her, und es ging sogar das Gerücht um, dass auf habsburgischem Territorium demnächst die HEILIGE INQUISITION Fuß fassen sollte.
    Das wäre allerdings ein herber Schlag: Bedeutete es doch, dass die Gerichte nicht mehr angewiesen waren auf angebliche »Zeugen« einer zauberischen Untat, sondern dass ein herumschnüffelnder »Inquisitor« von sich aus Anklage erhob gegen Personen, denen er misstraute oder welche der Regierung missliebig waren. Daraufhin würde eine »Säuberungswelle« durchs Land gehen, die ihresgleichen suchte.
    Das waren keine guten Neuigkeiten. Regelrecht erschrocken war die junge Frau und wollte anfangs nicht darüber sprechen, aber Helene gelang es, sie zum Reden zu bringen.
    »Solange es so ist, bleiben wir natürlich hier. Es wäre doch ausgesprochen töricht, uns unaufgefordert in die Höhle des Löwen zu begeben«, sagte die Tochter von Jakob Hagenbusch.
    »Und Hassos kleiner Sohn?«, wagte die Gräfin einzuwerfen, aber die Freundin winkte ab.
    »Solange dein Bruder keine neue Gemahlin hat, ist das Kind bei seinen Großeltern gut aufgehoben. Und sollte er nicht mehr heiraten, findet sich eine andere Lösung. Der Kleine wäre nicht das erste Kind, das mutterlos aufwächst. Wozu gibt es Gouvernanten und Erzieher? Schon manchmal habe ich mir gedacht, dass die Mutter bei der Erziehung von adeligen Sprösslingen am unwichtigsten ist. Du selbst, Adelheid, sowie dein Bruder, ihr habt eure Mutter doch gleichfalls verloren, als ihr noch kleine Kinder gewesen seid.«
    Dagegen konnte die Comtesse nichts sagen. Vorerst würde also alles beim Alten bleiben.
     
     
    Die Liebesnacht, welche das Paar Adelaide und Bernard nach seiner ersten Trennung verbrachte, war traumhaft schön. Mit aller Leidenschaft, wozu der junge, verliebte Edelmann fähig war, bewies er seiner schönen Geliebten, wie sehr er sie liebte und begehrte.
    Während einer kleinen Pause in ihrem »Liebeskampf«, als beide wohlig erschöpft nebeneinander lagen, begann der Comte, ihr seine Pläne bezüglich einer gemeinsamen Zukunft zu erläutern.
    »Ich hatte jetzt Zeit und den nötigen Abstand, um mir darüber gewiss zu werden, dass ich Euch auf keinen Fall verlieren möchte, Chérie. Und weil es nicht angeht, dass Ihr als unverheiratete Frau auf Dauer mit mir, einem Junggesellen, unter einem Dach lebt, werden wir in Kürze heiraten. Das heißt, wenn Ihr mich als Euren Gemahl haben wollt.«
    Dieser Vorschlag kam für Adelaide gar nicht so unerwartet; längst hatte sie bemerkt, wie viel sie Bernard bedeutete. Sie war über seinen Antrag hocherfreut und nahm ihn umgehend an.
    »Natürlich will ich Euch, Bernard, zum Mann. Nur habe ich mir meine Hochzeit immer ganz anders vorgestellt. Mein Vater sollte mich Euch als Braut übergeben und meinen Bruder und alle unsere Freunde hätte ich mir als Zeugen und Gratulanten gewünscht. Aber ich sehe ein, dass ich darauf wohl verzichten muss.«
    »Ja, Liebste, das tut mir wirklich leid. Doch wie es aussieht, werden wir uns mit meiner Großmutter Charlotte und meiner kleinen Schwester, Marie-Madeleine, begnügen müssen – sollte sie Urlaub von der Ehrwürdigen Mutter bekommen. Aber ich verspreche Euch, noch einige Verwandte dazu einzuladen, um Euch nicht das Gefühl zu geben, dass das Geschlecht der de Grandbois nur noch aus mir, einer Greisin und einer Nonne besteht.«
    Danach hatten sich die beiden wieder dem uralten und dennoch ewig neuen und aufregenden Spiel der Liebe hingegeben. Erst als in der Ferne die ersten Hähne krähten, sanken beide ermattet in den wohlverdienten Schlaf.
     
     
    Gleich am folgenden Tag würden Adelaide und Bernard ihren Vater Ferfried um seine Erlaubnis zur Heirat bitten.
    Alles, angefangen von der Brautwerbung, über die Zeit ihrer Verlobung bis hin zur Hochzeit ohne Anwesenheit von Eltern und

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