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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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wohl, dass seinen alten Freund das schlechte Gewissen immer noch plagte – was er aber völlig in Ordnung fand.
    Das Geld, welches diese vermaledeite Silbergrube hoffentlich erbrachte, könnte er gut gebrauchen, um seinem Helen die Ehe mit einem Mann von Stand zu ermöglichen. Seine Tochter war keine dumme Bauerntrine, sondern ein gebildetes Mädchen, das man nicht sein Lebtag lang in eine Küche und einen Kuhstall verbannen konnte.
    Er hoffte, dass sie inzwischen wieder an Leib und Seele gesund war und keinen allzu großen Schaden davongetragen hatte – womöglich einen, der ihr eine Heirat unmöglich machte.
    Das war auch Walburgas größte Sorge, dass der Scheible und seine Gesellen sie womöglich »ruiniert« hätten …
    Außerdem durfte man nicht vergessen, dass dem Helen immer der Geruch der Hexerei anhaften würde. Umso wichtiger erschien dem Bauern daher eine ansehnliche Mitgift, womit er einen potenziell geeigneten Schwiegersohn ködern konnte.
    Er selbst war zwar nicht arm, aber zusätzliches Vermögen aus der Silbermine wäre nicht zu verachten, zumal er einen guten Ehemann für sein Kind ja möglichst weit entfernt erst einmal suchen und sich daher auf eine weite Reise begeben müsste …
    ›Das alles wird erst möglich, wenn dieser gottverdammte Krieg zu Ende ist‹, dachte er voll Ingrimm.
    Das Herz war beiden Männern schwer. Der Graf war unglücklich über die Abwesenheit seines Sohnes. Seit der Nachricht, dass Hasso die Schlacht bei Lützen heil überstanden hatte, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Und das war immerhin bald zwei Monate her.
    Von der Schwiegertochter wusste er nur, dass ihre Niederkunft unmittelbar bevorstand – was immer das heißen mochte. Er hatte jedenfalls seit zwei Wochen nichts über die Geburt eines Enkelkindes erfahren.
    Was mit Adelheid war, vermochte er ebenfalls nur zu ahnen. Wie es den Anschein hatte, hatte sie sich in einen französischen Edelmann verliebt – etwas, was dem alten Ferfried nicht unbedingt schmeckte. Er traute den Franzosen nicht. Und seitdem Ludwig XIII., »Seine allerkatholischste Majestät«, gemeinsame Sache mit den Protestanten machte, verstand er die Welt sowieso nicht mehr: Wieso ihn der Papst deshalb nicht exkommunizierte, würde ihm immer ein Rätsel bleiben …
    ›Hoffentlich verrennt sich meine schöne und kluge Tochter nicht in eine Sache, die sie später bitter bereuen wird‹, dachte er und seufzte.
    Jakob Hagenbusch machte sich um seinen Sohn Georg große Sorgen: Immerhin waren die kaiserlichen Behörden hinter ihm her. Als Mörder wurde er gesucht, und er hatte sich dem behördlichen Zugriff durch Flucht entzogen. ›Irgendwann muss er nach Hause kommen und dann wird man ihn schnappen‹, vermutete sein Vater. ›Ob ihm dann sein Einsatz in Ungarn für die kaiserliche Armee von Nutzen sein wird, ist mehr als fraglich. Die Herren werden sich wegen ein paar ungarischen Gäulen wohl kaum umstimmen lassen und einen des Mordes an österreichischen Wachsoldaten Verdächtigen einfach laufen lassen. Im Gegenteil: Foltern wird man ihn, um die Mittäter herauszufinden. ‹
    Es bestand für die beiden alternden Männer in der Tat kein Grund, hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken.
     
     
    Das nächste Schreiben von Pater Ambrosius Feyerling ins Château Beauregard erfüllte die Comtesse Adelaide teils mit unbändiger Freude und teils mit großer Trauer.
    Hasso war Vater eines kleinen Sohnes geworden. Der Junge war groß, kräftig und gesund und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, das Säuglingsalter zu überstehen – etwas, was keineswegs selbstverständlich war.
    Auch die Kinder der Vornehmen starben in großer Anzahl bereits im Kleinkindalter, aber Ferfrieds Enkel schien gesund zu sein.
    Leider hatte des Knaben Eintritt ins Leben dasjenige seiner Mutter gekostet: Gisela von Württemberg war bei der Geburt gestorben. Adelaide war wie vor den Kopf geschlagen. Sie fühlte unendliches Mitleid mit der Ärmsten, deren Leben viel zu kurz gedauert hatte, ja, die eigentlich erst begonnen hatte, ihr eigenes Leben als Frau zu führen – das einer jungen Mutter war ihr nicht vergönnt gewesen.
    Ferfrieds Tochter empfand die drückende Last des schlechten Gewissens, weil sie viele Vorbehalte gegen die Gemahlin ihres Bruders gehegt hatte, ohne diese überhaupt zu kennen. Ohne groß nachzudenken, hatte sie die junge Frau mit ihrem arroganten Bruder in einen Topf geworfen – etwas, das ihr nun schwer auf der Seele lag.
    Der nichts ahnende,

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