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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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aufstöberte.
    Ferfried, der sich vor den beiden kaiserlichen Offizieren verantworten sollte, wieso er diesen ketzerischen Burschen nicht dem Gericht gemeldet hätte, bei dem es sich doch offensichtlich um einen gottlosen Zauberer und abtrünnigen Soldaten dazu handelte, war aus allen Wolken gefallen. »Von Zaubereien ist mir nichts bekannt«, behauptete er stur. »Ich weiß nur, dass dieser Mann mit Hilfe einer Haselrute Wasser im Boden zu finden vermag. Das aber können viele, und das Rutengehen ist meines Wissens nicht verboten. Da wir auf Ruhfeld aber keinen Bedarf an zusätzlichen Brunnen haben, habe ich ihn wegschicken lassen.
    Dass er sich noch in der Gegend aufhält, habe ich nicht gewusst und genauso wenig von seinen sonstigen Unternehmungen. Und dass er Handgeld von den Kaiserlichen genommen hat – woher, in Gottes Namen, hätte ich davon wissen sollen?«
    Ferfried blieb bei seiner Aussage, und die Kaiserlichen konnten ihm das Gegenteil nicht beweisen, obwohl der Graf gemerkt hatte, dass sie ihm kein Wort glaubten.
    Vor allem der jüngere der beiden österreichischen Offiziere reagierte mit Spott. Er hakte mehrmals nach, und als er dann noch eine unziemliche und zugleich hämische Bemerkung über die »merkwürdige« Freundschaft der Grafentochter mit einer »überführten Hex« fallen ließ, reichte es Ferfried endgültig.
    »Ich werde mich bei Kaiser Ferdinand persönlich beschweren über diese Inkommodiererei durch zwei seiner Subalternen«, schrie er unbeherrscht und so laut, dass Salome ängstlich herbeieilte, um nachzusehen, was ihren lieben Herrn so in Rage brachte.
    Als die Bürgi den Grund erfuhr, lief sie zu Hochform auf: Ganz in der Manier einer großen Dame ließ sie den Herren durch Ferfrieds Kammerdiener die Tür weisen, obwohl der Ältere noch versuchte, sich für seinen übereifrigen Kameraden zu entschuldigen.
    »Wenn sich Seine gräflichen Gnaden der unverschämten Unterstellungen wegen so erregt haben sollten, dass Seine Gnaden wieder einen gesundheitlichen Rückschlag erleiden, dann können die Herren aber was erleben«, rief die Gute den schleunigst den Rückzug antretenden Offizieren noch nach.
    Der arme Teufel allerdings, der auf seine Weise versucht hatte, sich die Unwissenheit des Volkes zunutze zu machen, ging schweren Zeiten entgegen. Es wurde Anklage gegen ihn erhoben wegen Betrug und Leichenschändung, aber das Hauptverbrechen lag in seiner Hexerei, die er mit den Knochen und den Sargnägeln betrieben habe.
    Bertold Munzinger, der Oberste Richter, hatte wieder ein Opfer – und dieses Mal eines, nach dem kein Hahn krähte und für das mit Sicherheit niemand die Hilfe der Gelehrten in Straßburg in Anspruch nahm oder die der Richter vom Reichskammergericht in Wetzlar – und Fridolin Ganzer, Martin Scheibles Nachfolger, hätte in Kürze wieder Arbeit …
    Graf Ferfried aber war sich sicher, dass man ihn und die Seinen von nun an wieder ganz genau im Auge behalten würde.

KAPITEL 90
    JAKOB HAGENBUSCH UND DER GRAF VON RUHFELD trennten sich mit einem Handschlag. Die Männer hatten sich darauf geeinigt, die Mine auszubauen und erneut in Betrieb zu nehmen.
    »Mal schauen, ob uns das ›Silbergründle‹ dieses Mal mehr Glück bringt«, meinte der ehemalige Schultheiß, und sein Gegenüber wusste schon, was er damit sagen wollte.
    Eigentlich sollte Jakob längst wieder im Amt sein, denn ein Heimburger, wie man die Schultheißen auch nannte, wurde im Allgemeinen auf Lebenszeit ernannt; aber Helenes Vater wollte nach dem ganzen schaurigen Geschehen mit seiner Tochter und den Vorbehalten, die einige Dorfbewohner immer noch gegen seine Sippe hegten, nichts mehr von einem Dienst für die Allgemeinheit wissen.
    Er, Jakob Hagenbusch, wollte bloß noch für sich und seine Restfamilie da sein. Nach dem Weggang des Georg war das nur noch sein Eheweib Walburga, welches man neulich nach einer äußerst kurzen Haft aus dem Hänsele-Turm hatte entlassen müssen. Nach dem kurzen Zwischenspiel von Andreas Sütterlin war es nun der Schmied von Reschenbach, Wolfgang Eberle, der die Geschicke des Ortes lenkte. Der Jakob war’s zufrieden.
    »Ich habe mir gedacht, Jakob, dass wir beide uns den eventuellen Gewinn aus der Erzmine hälftig teilen. Deinen Anteil könnte ich mir als Mitgift für deine Tochter Helene vorstellen, sobald sie wieder da ist. Und meine Hälfte muss ich wohl dem Kaiser abtreten – wegen eines Gelöbnisses, das ich vor Jahren ein wenig voreilig gemacht habe.«
    Hagenbusch merkte

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