Die Hexengraefin
geschnittenen Tabaksblättern gestopfte Pfeife angezündet – ein Laster, welches aus den überseeischen Kolonien stammte und in Europa seinen Einzug gehalten hatte, zum Leidwesen der weiblichen Schlossbewohner, welche das für ihre Begriffe eklig stinkende Kraut hassten wie die Pest.
»Nein, bedaure, Monsieur. Was hat es damit auf sich?«, erkundigte sich Adelheid und versuchte dabei unauffällig, die grässlichen Qualmwolken von sich wegzupusten.
»Es ist eine niederländische Stadt, und wir werden demnächst nach Holland reisen, Chérie; dabei werden wir auch Oudewater einen Besuch abstatten.« Der Comte lächelte dabei still in sich hinein, aber er verweigerte alle weiteren Auskünfte, wozu er gerade diese Reise plante.
Obwohl Adelheid viel lieber geritten wäre, nahm man auf Anraten des Comte doch die Kutsche für die Damen mit.
»Wer weiß, ob Hélène imstande wäre, weite Strecken im Sattel zu schaffen, ma chère Adelaide?«, sagte er, nach wie vor die gewohnten Namen benützend, da die deutschen für ihn zu zungenbrecherisch waren. Seine Frau musste ihm beschämt beipflichten.
Eigentlich wäre es ihre Obliegenheit gewesen, auf solche Dinge, welche ihre Herzensfreundin direkt betrafen, zu achten. Sie rechnete es ihrem Mann hoch an, dass er so einfühlsam war.
Ursula aber freute sich ganz offen, denn sie konnte nicht gut reiten und mochte Pferde überhaupt nicht, weil sie Angst vor ihnen hatte. Der einzige Wermutstropfen für sie war, dass sie sich von ihrem Jules für eine Weile trennen musste.
Auch die Zofe und ihr Geliebter Jules Ravin hatten ihre Verbindung inzwischen mit der Erlaubnis des Comte einsegnen lassen und das verliebte Mädchen war ein wenig verzagt. »Ob mein Mann mich während der Zeit meiner Abwesenheit wohl vergessen wird?«
Aber Adelheid tröstete sie: »Mach dir keine Gedanken, Ursula«, tröstete Adelheid sie. »So eine wie dich vergisst kein Kerl so leicht.«
Daraufhin hatte die Zofe herzhaft lachen müssen. »In den letzten Nächten habe ich mein Möglichstes getan, Madame la Comtesse; zumindest in nächster Zeit wird er keine andere anschauen – darauf möchte ich schwören«, hatte die Zofe geantwortet und gelacht.
So wie Bernard de Grandbois die Reiseroute geplant hatte, war sie die reinste Erholung. Kleine Tagesetappen überanstrengten niemanden, und abends waren die Damen nicht so kaputt, wie sie es normalerweise bei einer Reise über die miserablen Landstraßen Frankreichs gewesen wären.
Der Comte hatte auf ihrem Weg durch Frankreich Besuche bei entfernten Verwandten oder bei alten Bekannten eingeplant, denen er auf diese Weise seine strahlendschöne Gemahlin vorstellen konnte. Seit ihrer Hochzeit schien Adelheid noch attraktiver geworden zu sein.
Die frischgebackene Ehefrau fühlte sich rundum glücklich. Angst vor Überfällen brauchte sie nicht zu haben, wurden sie doch von einem ganzen Trupp gut bewaffneter Knappen und Knechte bewacht. Im Verlauf der Reise hatten sich ihnen noch junge Edelleute angeschlossen, welche dem neu vermählten Paar das Geleit gaben.
Unweit der niederländischen Grenze kam es für Adelheid und ihre beiden Damen sogar zu einem ganz besonderen Wiedersehen: »Doktor Weinlaub, mon Dieu; welch eine freudige Überraschung! Was führt Euch denn nur in diese Gegend, Monsieur?«, rief die Comtesse erstaunt aus.
Auch Aaron Weinlaub war sichtlich gerührt, als er die Damen erkannte. Die Gräfin konnte nicht anders, sie umarmte den alten Mann, dem sie immerhin Wesentliches zu verdanken hatten.
Hocherfreut stellte sie den alten, jüdischen Medicus ihrem Gatten vor. Man unterhielt sich angeregt, wobei der Arzt Adelheids Mann scharf ins Auge fasste.
Die Prüfung schien aber günstig auszufallen, denn die Miene des erfahrenen, betagten Mannes erhellte sich gleich darauf. Er gratulierte dem jungen Paar, erzählte dann eine ganze Menge von sich, vermied es aber, Adelheids anfängliche Frage zu beantworten.
Bald würde er nach Straßburg zurückkehren und seinen Dienst wieder bei Bischof Leopold antreten, ließ er die Comtesse wissen. Kardinal Richelieu sei wieder so weit hergestellt, dass man die Behandlung ruhig anderen Ärzten überlassen könne.
Als er hörte, dass man in den Niederlanden die Stadt Oudewater aufsuchen wollte, nickte er verständnisvoll. »Das ist sehr gut«, lobte er. Dann nahm er Adelheid beiseite und beglückwünschte sie zu ihrem Ehemann, welcher ein Mann der Vernunft, der Vorausschau und der Fürsorglichkeit zu sein
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