Die Hexenjagd von Salem Falls
Dann hat er mein Tagebuch gelesen.« Catherine schluckte. »Ich hab das alles nur erfunden. Ich meine, wir alle waren verknallt in den Coach. Als mein Freund mit mir Schluß gemacht hat … hat der Coach sich besonders lieb um mich gekümmert, ich durfte mich an seiner Schulter ausweinen. Ich hab das alles erfunden, weil er mich doch mochte, na, eben so, ein bißchen. Also hab ich Sachen über ihn geschrieben. Über uns beide.«
»Reine Phantasie«, sagte Addie mit Nachdruck, und Catherine nickte elend. »Und als dein Vater zur Polizei gegangen ist? Ist dir da nicht der Gedanke gekommen, du solltest die Sache lieber richtigstellen?«
»Das hab ich doch. Aber alle haben gedacht, ich wollte ihn bloß vor dem Gefängnis bewahren, weil ich ihn liebe.« Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Als ich gelogen habe, haben sie mir jedes Wort geglaubt. Und als ich die Wahrheit gesagt habe, hat kein Mensch zugehört.«
»Catherine –«
»Ich schäme mich so«, flüsterte das Mädchen. »Es tut mir so leid, daß ich ihm das angetan habe.«
Addie rang um Beherrschung. »Dann hilf ihm jetzt.«
»Mit Ihnen hätte ich wirklich nicht gerechnet«, sagte Charlie, als er Jordan hereinließ.
»Ich bin auch nicht als Anwalt hier«, erwiderte Jordan. »Bloß als Vater.«
Charlie bedeutete Jordan, auf einer geblümten Couch Platz zu nehmen. »Ihr Junge ist in der Mittelstufe, nicht?«
»Ja.« Jordan spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er hatte für das, was er Charlie sagen wollte, nicht den geringsten Beweis – nichts als einen bloßen Verdacht, doch er hoffte, daß er davon profitieren könnte, wenn der Detective als Vater beunruhigt würde. »Charlie, damit eins klar ist. Was ich zu sagen habe, bleibt unter uns, ja?«
Der Detective nickte bedächtig.
»Mein Sohn – Thomas – ist mit Chelsea Abrams zusammen.«
»Ach ja?« sagte Charlie unbekümmert. »Ein liebes Mädchen.«
»Ja. Er ist jedenfalls felsenfest davon überzeugt.« Sie lachten beide. »Die Sache ist ein bißchen unangenehm, Charlie«, sagte Jordan und atmete schwer aus. »Thomas hat mir etwas erzählt, das Sie wissen sollten.«
Charlie war augenblicklich hellwach und setzte sich aufrecht hin.
»Chelsea hat gesagt, sie und ihre Freundinnen hätten in der Nacht, als sie im Wald waren, Drogen genommen.«
Charlie bewegte keinen Muskel. »Meine Tochter … würde so was nie machen.«
»Das hätte ich auch nicht gedacht. Und ich weiß, daß Sie das unter den gegebenen Umständen nicht ausgerechnet von mir hören möchten. Aber als Vater – verdammt, wenn jemand das über Thomas erfahren würde, dann würde ich wollen, daß man es mir erzählt.« Er stand auf, um Charlies Zeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen. »Wahrscheinlich ist es nur ein Mißverständnis.«
»Wahrscheinlich.« Charlie brachte ihn zur Haustür und sah dem Anwalt nach, der über die Schieferplatten in Richtung Zufahrt ging. »Jordan.«
Einen Moment lang blickten die beiden Männer einander nur an.
»Danke«, sagte Charlie.
Als Laborant bei Duncan Pharmaceuticals hatte Arthur Quince auch dann alle Hände voll zu tun, ohne daß irgendwelche Ermittler ihm den Tagesrhythmus durcheinanderbrachten. Vor allem Ermittlerinnen, die mit einem Leuchten in den Augen darauf aus waren, seinen Arbeitsplatz mit einem Verbrechen in Verbindung zu bringen. Zuerst die Vergewaltigung der Tochter seines Bosses und jetzt auch noch ein Drogenfall in Salem Falls? Wo sollte das alles nur hinführen?
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann«, sagte Arthur zu Selena Damascus. »Manchmal stellen wir pro Woche sechs Wirkstoffe gleichzeitig her.«
»Zum Beispiel?«
Herrje, die Frau war hartnäckig. Arthur rief ein Dokument auf seinem Computer auf und zeigte auf den Bildschirm. »Zur Zeit produzieren wir Fentanylcitrat, Lidocainhydrochlorid und Phenobarbitalnatrium.«
»Und davor?«
Er rief sich die Daten zu dem Zeitraum von vor drei Wochen auf, angefangen mit der Woche vom 24. April. »Acyclovir, Pemolin, Risedronat und Atropin befanden sich in unterschiedlichen Produktionsphasen.«
»Sind Halluzinogene dabei?«
»Wir produzieren für gewöhnlich keine Drogen, die auf der Straße verkauft werden.«
»Das ist mir klar. Deshalb ist es wichtig, daß die Firma Duncan Pharmaceuticals als Quelle für die Substanz, die im Zentrum unserer Ermittlungen steht, auszuschließen ist.« Selena senkte die Stimme. »Hören Sie, Dr. Quince, ich glaube nicht, daß ihr hier für irgend etwas
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