Die Hexenjagd von Salem Falls
verantwortlich seid. Aber es sind Drogen an der High-School von Salem Falls gefunden worden, in demselben Ort, in dem ein Pharmaunternehmen ansässig ist. Da müssen wir doch, allein schon, damit wir alle aus dem Schneider sind, sichergehen, daß es sich nicht um das gleiche Zeug handelt.« Sie richtete ihr Augenmerk wieder auf den Bildschirm. »Was bedeutet der Stern da?«
»Duncan Pharmaceuticals bringt eine neue homöopathische Produktserie auf den Markt – verschreibungspflichtige Mittel auf rein pflanzlicher statt auf chemischer Basis. Das Atropin zählt dazu.«
Selena setzte sich auf einen Hocker neben ihm. »Auf pflanzlicher Basis? Woraus wird Atropin denn gewonnen?«
»Aus Belladonna.«
»Belladonna?«
»Ja. Wahrscheinlich haben Sie schon davon gehört. Die Pflanze ist extrem giftig.«
»Kann man davon eine Überdosis einnehmen?«
Arthur fuhr aus der Haut. »Fast jedes Medikament auf dem Markt hat schädliche Nebenwirkungen, Miss Damascus.«
»Welche wären das bei Belladonna?«
»Verwirrung. Erregungszustände.« Arthur seufzte. »Delirium.«
»Delirium? Dann ist es also doch ein Halluzinogen.«
Im selben Augenblick kam Amos Duncan ins Labor. Als er Selena sah, stutzte er. Er hatte sie natürlich schon in der Stadt gesehen, aber da Selena wohlweislich gar nicht erst versucht hatte, mit Amos persönlich zu sprechen, würde er nicht wissen können, daß sie im Auftrag von Jordan da war. »Arthur«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
»Miss Damascus wollte sich ohnehin gerade verabschieden«, erklärte Arthur hastig. »Sie sammelt Informationen in einem Fall von Drogenmißbrauch.«
Wider Erwarten schien Amos nicht im geringsten beunruhigt, als wüßte er, wie heikel seine Branche war. »Sie arbeiten für Charlie Saxton? Da haben Sie mein aufrichtiges Mitgefühl!« sagte Amos grinsend. Selena grinste ebenfalls. Wenn er unbedingt glauben wollte, daß sie von der Polizei war, so würde sie ihn nicht eines Besseren belehren. Nein, das würde er schon selbst merken, wenn er sie im Gerichtssaal sah.
Sie gingen durch die Gänge des Musikladens, ließen dabei die Fingernägel auf ordentlich aufgereihte CDs klicken. Scheinbar wie von selbst richteten sich andere Augenpaare auf die Mädchen. Kein Wunder. Was für üppige Schönheiten, was für ein Selbstvertrauen, das sie ausstrahlten.
Chelsea, Meg und Whitney schienen sich ihrer Anziehungskraft nicht bewußt. Sie schlenderten ziellos umher, wobei jede von ihnen ihre fehlende Freundin spürte wie einen Phantomschmerz.
Meg stolperte und warf ein ganzes CD-Regal um. »Ach, du Schande. Ich helf Ihnen«, sagte sie entschuldigend zu einem pickeligen Verkäufer, der herbeigeeilt war, um das Chaos aufzuräumen.
»Dämliche Kuh«, knurrte er.
Whitney drehte sich um, die Hände auf den Hüften. »Was hast du gesagt?«
Der Junge wurde rot, blickte aber nicht auf.
»Hör zu, du kleine Kröte«, flüsterte Whitney scharf. »Ich brauch nur mit den Fingern zu schnippen, und dir fällt der Schniedel ab.«
Der Junge schnaubte. »Ja, klar.«
»Du denkst, ich bluffe. Aber was, wenn ich eine Hexe bin?« Whitney lächelte zuckersüß. »Willst du’s drauf ankommen lassen oder lieber verduften?«
Der Verkäufer suchte rasch das Weite. »Whit«, sagte Meg tadelnd. »Das hättest du nicht sagen dürfen.«
»Wieso nicht?« Sie zuckte die Achseln. »Der Typ hat mich total genervt. Und außerdem, ich könnte so was machen, wenn ich wollte.«
»Das weißt du doch gar nicht«, sagte Chelsea. »Und selbst wenn, du sollst es nicht. Es geht nicht darum, jemanden loszuwerden, der dir im Weg ist.«
»Wer sagt das? Heilen ist langweilig. Genauso wie der ganze Mist mit den Mondphasen. Sollen wir jetzt, wo wir all die Zaubersprüche rausgefunden haben, alles für uns behalten?«
»Es ist sicherer so.« Chelsea zuckte die Achseln. »So kommen weniger Leute zu Schaden.«
Whitney lachte. »Das kleine Arschloch hat Meg beleidigt. Genau wie Hailey McCourt.«
»Ihr geht’s wieder besser«, stellte Meg klar. »Und sie ist netter.«
»Sie hat dazugelernt, dank uns.« Whitney blickte in die Richtung, in die der Verkäufer Reißaus genommen hatte. »Die kleine Ratte hat es nicht anders verdient.«
»Und was ist mit Jack St. Bride?«
Die Frage, die aus Chelseas Mund sprang wie ein brennendes Streichholz, verschlang die Luft zwischen ihnen. »Verdammt«, brachte Whitney schließlich hervor. »Darüber sollten wir nicht in der Öffentlichkeit reden,
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