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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Chels.«
    Doch jetzt, da es Chelsea herausgeplatzt war, konnte sie sich nicht mehr bremsen. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, doch die Worte drangen hindurch. »Fragst du dich das nicht auch, Whit? Mußt du nicht auch ständig daran denken?«
    »Ich ja«, murmelte Meg. »Ich krieg es nicht mehr aus dem Kopf.«
    Chelsea blickte Whitney an. »Gillian ist nicht hier«, sagte sie. »Sie wird nie erfahren, daß wir darüber gesprochen haben. Und auch wenn du es nicht zugibst, Whit, du weißt, wir hätten –«
    »– das Thema nicht anschneiden dürfen«, sagte Whitney entschieden. Sie steckte verstohlen eine CD in ihre Makramétasche und strebte zum Ausgang, sicher, daß ihre Freundinnen ihr folgten.
    Charlie wußte es eigentlich besser. Als Detective war ihm jahrelang eingetrichtert worden, wie mit Beweismitteln zu verfahren war, wie sie gesammelt werden mußten. Es hatte noch in letzter Zeit Fälle gegeben, in denen Beweismittel vor Gericht nicht zugelassen wurden, weil sie aus dem Zimmer eines Teenagers ohne dessen Zustimmung genommen worden waren. Beweise für Drogenmißbrauch.
    »Was machst du da?«
    Die Stimme seiner Frau schreckte ihn aus seinen Gedanken, und er wäre fast aus Megs Wandschrank gestolpert. »Ich such nur was«, brachte Charlie hervor.
    Barbara verzog keine Miene. »Einen Kordrock?«
    Er blickte auf den Bügel, den er in der Hand hatte. »Ein Hemd. Das Meg sich ausgeliehen hat.«
    »Ach so«, sagte Barbara. »Sieh mal in der Kommode nach. Dritte Schublade von oben.«
    Sie ging, und Charlie legte den Kopf an die Schranktür. Er wollte nicht, daß Barbara wußte, wonach er suchte. Wollte nicht zugeben, daß er seiner Tochter mißtraute.
    Er fingerte an einem verschlissenen Freundschaftsarmband, das um den Knauf der Tür gebunden war – ein rot-blau-grün gestreiftes, das Meg in ihrem ersten Sommerlager geschenkt bekommen hatte.
    Charlie kniete sich hin und durchwühlte die fast unbenutzten Sportsachen – er hatte fast zehn Jahre gebraucht, um einzusehen, daß aus seiner Tochter nie eine Sportskanone würde – und Schuhe, die inzwischen einige Nummern zu klein waren. Er fand einen Teddybär, dem ein Auge fehlte, und ein Plakat, das Meg für ein Schulprojekt über Naturschutz gemalt hatte. Eine alte, rosa Ballettasche lag neben einem Sammelsurium von Puppen, von denen seine Tochter sich einfach nicht trennen konnte. Charlie lächelte und nahm eine in die Hand, ein nacktes Baby mit gelben Haaren und einem Glasauge, das sich nicht mehr bewegen ließ. Ein Mädchen, das solche Dinge verwahrte, weil sie an ihnen hing, würde doch keine Drogen vor ihrem Vater verstecken, oder?
    Er hatte in Salem Falls häufig genug mit Teenagern zu tun gehabt, die Drogen nahmen, und er wußte, daß allen Fällen ein bestimmtes Muster zugrunde lag: Entweder war die Kommunikation zwischen Kind und Eltern schwer gestört oder das Kind hegte einen Groll gegen die Eltern oder die Eltern waren so mit sich selbst beschäftigt, daß sie nicht mitkriegten, in was ihr Kind hineingeraten war. All das traf nicht auf ihn und Meg zu – sie standen sich schon immer näher als die meisten Eltern und Kinder. McAfee hatte da irgendwas mißverstanden. Vielleicht hatte sein Junge etwas Falsches aufgeschnappt. Vielleicht hatte Chelsea aus welchen Gründen auch immer gelogen.
    Beruhigt räumte er Megs Sachen so chaotisch wie möglich wieder in den Schrank, damit sie nicht merkte, daß jemand herumgeschnüffelt hatte. Erst den Teddybär, dann den Hockeyschläger, die Inlineskates. Er griff nach der Balletttasche und fühlte mit der Hand etwas Hartes. Ballettröckchen, Ballettschuhe, Balletthose – alles in der Tasche müßte eigentlich weich sein.
    Charlie öffnete den Reißverschluß. Er griff in die Tasche hinein und zog ein Stück silbernes Band heraus, lang und seiden. Dann förderte er ein paar ineinandergesteckte Plastikbecher und eine Thermosflasche zutage.
    Becher und Thermosflasche waren leer, bis auf etwas, das sich abgelagert hatte und wie weißes Pulver aussah. Kokain? Charlie roch daran, drückte dann den kleinen Finger in das Pulver und hob ihn zum Schmecken an die Zunge.
    Es war wahrscheinlich nichts.
    Erschöpft fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und rieb sich die müden Augen. Er würde es trotzdem analysieren lassen, nur zur Beruhigung. Er hatte einen Kumpel im staatlichen Labor, der toxikologische Untersuchungen durchführen konnte – und ihm noch einen Gefallen schuldete.
    Wenige Augenblicke später weiteten

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