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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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aber sie haben sich wieder angezogen, als ich auftauchte.«
    Jordan senkte den Kopf, wußte nicht weiter. »Haben die da so eine Art Orgie veranstaltet?«
    »Miteinander? Nein … nein.«
    »Was haben sie denn gemacht?«
    Jack überlegte einen Moment. »Getanzt. Um das Feuer herum. Wie Indianerkrieger.«
    »Ah, verstehe. Bestimmt hatten sie einen Büffel erlegt und haben es ordentlich zelebriert.«
    »Zelebrieren«, sagte Jack langsam. »Genau das hat Gillian auch gesagt.«
    Es war nach zwei Uhr morgens, als Jordan leise ins Haus trat. Die Gedanken wirbelten ihm rasend schnell durch den Kopf, und er merkte zunächst gar nicht, daß das Licht noch brannte. Thomas und Selena warteten auf ihn.
    »Jetzt haltet euch fest«, sagte Jordan und grinste über das ganze Gesicht.
    »Dad«, fiel Thomas ihm ins Wort. »Sie ist eine Hexe.«

III
    Jetzt lacht Klein-Jack, und Jill läuft weg,
    doch kommt sie bald schon wieder
    und schlägt ihm vor: »Sing mit ihm Chor,
    wir trällern frohe Lieder.«

Wir sind [in Salem], wie wir immer waren,
    doch ein paar hysterisch kreischende Kinder
    bestimmen jetzt den Lauf der Dinge, und niedere
    Rache wird zum Gesetz.
    – HEXENJAGD

Juni 2000
Salem Falls,
New Hampshire
    Addie zahlte zehn Dollar für eine Kopie von Jacks erster Verurteilung, obwohl sie gar nicht wußte, was sie damit anfangen sollte. Sie aufbewahren in der Schatulle, in der Chloes Geburtsurkunde und ihr Todesschein lagen? Sie verbrennen, in einer Art Ritual? Sie im Garten vergraben, mit all ihren anderen Träumen?
    Nachdem sie die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte, war sie zu der Überzeugung gelangt, daß Jack ein Netz aus Lügen gesponnen hatte, so mühelos wie eine Seidenraupe ihren Kokon, und das Ergebnis war genauso schön anzusehen. Sie konnte es ihm nicht verdenken, daß er ihr weisgemacht hatte, er habe keine Beziehung mit Catherine Marsh gehabt oder er habe Gillian Duncan nicht vergewaltigt oder gar er liebe sie, Addie. Zu einer Lüge gehörten zwei – der Schwindler und der Dummkopf, der es unbedingt glauben wollte.
    Der Beamte des höheren Gerichts von Grafton County reichte Addie das Gewünschte. »Bitte schön«, sagte er. »›Der Staat New Hampshire gegen Jack St. Bride.‹«
    Addie bedankte sich und blickte auf die Unterlagen. »Jack St. Bride?« sagte eine Stimme links von ihr.
    Der große Mann trug Polizeiuniform. Er hatte graumeliertes Haar, eine Nase, die zu groß für sein Gesicht war, und viele Lachfältchen an den Augen. »Ja«, entgegnete Addie.
    »Sie kennen ihn?«
    Ihre Faust hielt das Papier viel zu fest. »Das habe ich zumindest geglaubt.«
    Addie bemerkte, daß sich ein trauriger Schatten um die Augen des Mannes legte wie bei ihr. »Ich weiß«, sagte er schließlich. »Das hab ich auch.«
    Soweit Addie sich erinnern konnte, saß sie zum erstenmal als Gast in einem Restaurant. Jay Kavanaugh bestellte sich ein ganzes Frühstück, aber Addie war nicht hungrig.
    »Überrascht mich nicht«, sagte Jay, nachdem er erfahren hatte, daß Jack wegen Vergewaltigung angeklagt worden war. »Sexualstraftäter sind in der Regel Wiederholungstäter. Was mich allerdings überrascht, ist, daß ich damals auf ihn reingefallen bin.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Ich bin Cop, ich habe einen sechsten Sinn – ich rieche es eine Meile gegen den Wind, wenn irgendwas stinkt. Und ich schwöre bei Gott, ich war felsenfest davon überzeugt, daß Jack nichts anderes war als ein engagierter Lehrer – na ja, ein ganz normaler Typ. Und plötzlich stellt sich raus, daß er aus einer stinkreichen Familie stammt und daß er nach der Schule nicht den Unterricht vorbereitet, sondern seine Schülerinnen verführt.«
    »Stinkreich?« fragte Addie. »Jack hat keinen Penny.«
    Jay blickte auf. »Das ist auch bloß eines von seinen Märchen.« Er zuckte die Achseln. »Tut irgendwie gut, daß er auch anderswo so erfolgreich gelogen hat.«
    Die Kellnerin kam und servierte ihm sein Frühstück. »Jack war immer spontan«, fuhr Jay fort. »Wie wär’s mit einer Bergtour? Klar! Eine Klasse braucht einen Vertretungslehrer? Kein Problem! Aber wenn ich mal vorgeschlagen habe, ein Bier trinken zu gehen oder eine Partie Squash zu spielen, hat er abgelehnt. Er könnte erst am späten Abend, hat er dann gesagt. Hat mir erzählt, er hätte um sieben einen festen Termin – und nie, nicht ein einziges Mal, ist er davon abgewichen. Ich hab gedacht, er hat bestimmt eine Lehrerkonferenz oder so. Bis das Mädchen später erzählt hat, sie

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