Die Hexenjagd von Salem Falls
das ihm unmißverständlich klarmachte, was sie von seinem alternativen Szenario hielt. »Das ist möglich.«
»Gehen wir etwas näher auf einige Beweismittel ein«, sagte Jordan. »Das Sperma und die Haut unter den Fingernägeln … bei beidem hat sich eine DNA -Mischung ergeben?«
»Ja.«
»Vermutlich handelt es sich um die Mischungen der beiden bekannten Proben, deren Ergebnisse Sie mitgebracht haben – von Miss Duncan und Mr. St. Bride?«
»Möglicherweise ja.«
»Wie kommt es dann, daß die beiden Zeilen nicht identisch sind?«
»Sie sehen die Diskrepanz in der Intensität – die Zahlen in Klammern im Unterschied zu den Zahlen ohne Klammern. Und dafür kann es vielerlei Gründe geben«, erklärte Frankie. »Wenn wir die DNA -Mischung im Labor machen würden, wäre sie sehr genau – zwei Tropfen Blut von jedem Beteiligten. Doch eine Mischung, wie wir sie zur Analyse erhalten haben, läßt sich nicht immer gleichmäßig auf die beiden Personen aufteilen, von der sie stammt. In der Hautzellenmischung, die unter den Fingernägeln gefunden wurde, konnte ich eindeutig nicht soviel DNA von dem Verdächtigen finden wie vom Opfer.«
»Aber wenn wir von Sperma reden, müßte darin nicht eine ziemlich große Menge DNA vom Mann enthalten sein?«
»Kommt drauf an, wieviel Sperma er hat«, sagte Frankie. »Bei jemandem, der häufig ejakuliert, ist die Menge nicht sehr groß. Bei einem Cracksüchtigen ist die Menge nicht sehr groß. Bei einem Alkoholiker oder Diabetiker auch nicht. Da spielen viele Faktoren eine Rolle.«
»Miss Martine, ist der Angeklagte Ihres Wissens jemand, der häufig ejakuliert?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wissen Sie, ob er cracksüchtig ist?«
»Nein.«
»Wissen Sie, ob er Alkoholiker oder Diabetiker ist?«
»Nein.«
Jordan wippte auf den Fußballen. »Als Sie die beiden unterschiedlichen Mischungsprofile gesehen haben … hat es Sie da nicht gestört, so viele Nichtübereinstimmungen festzustellen?«
Sie zögerte. »Ein Intensitätsunterschied ist eigentlich keine Nichtübereinstimmung. Manchmal taucht eine Zahl in Klammern auf, die wir nicht erwartet haben … doch das kann viele Ursachen haben – es kann an dem Prozentsatz der DNA liegen, mit dem beide Personen an der Mischung beteiligt sind, oder daran, ob die beiden Personen verwandt sind oder nicht. Wir schließen einen Verdächtigen nicht aufgrund einer minimalen Nichtübereinstimmung aus.«
»Es ist ein großer Unterschied, ob man zweihundertvierzigmillionenmal eher als die Person in Frage kommt, die an einer DNA -Mischung beteiligt ist – wie im Falle der Fingernägelprobe – oder siebenhundertvierzigtausendmal – wie bei der Spermaprobe.«
»Das ist wahr.«
»Was wäre, wenn Sie an den beiden fehlenden Genorten Ergebnisse gefunden hätten, die nicht in die Analyse gepaßt hätten?«
»Da handelt es sich um ein großes Wenn, Mr. McAfee«, sagte Frankie. »Es ist möglich, daß Ihr Mandant ausgeschlossen worden wäre. Es ist ebenfalls möglich, daß er um so mehr in Frage gekommen wäre.«
»Trifft es nicht zu, daß bestimmte Labors mehr als acht Genorte testen?« fragte Jordan.
»Ja. Das FBI -Labor typisiert dreizehn.«
»Ist es nicht möglich, daß Sie, wenn Sie mehr Genorte typisiert hätten, Jack als Verdächtigen ausgeschlossen hätten?«
»Ja.« Sie blickte die Geschworenen an. »Wenn man die Suche noch weiter spezifiziert, auf einen 1991er blauen Acura mit Schrägheck, Schiebedach und Aufkleber … und eine gesprungene Windschutzscheibe und eine Beule am Kotflügel und Allwetterreifen, schrumpft die Zahl der möglichen Verdächtigen noch mehr.«
»Hat die Anklagevertretung Sie gebeten, diese zusätzliche Typisierung vorzunehmen?«
»Unser staatliches Labor ist dafür noch nicht ausgerüstet.«
»Miss Martine, wenn Sie erlauben, darf ich Ihrem Schaubild eine Zeile hinzufügen?« Als sie nickte, ging Jordan zu dem Overheadprojektor und legte ein handgeschriebenes Blatt mit einem neuen Profil auf.
»Miss Martine, unterscheidet sich diese Probe von der bekannten Probe von Jack St. Bride, die Sie typisiert haben?«
»Ja.«
»Dann könnte sie also von einer anderen Person stammen?«
»Theoretisch ja«, sagte Frankie.
»Dürfte ich Sie wohl bitten … uns vor Augen zu führen, wie Ihrer Meinung nach eine Mischung der Einhundert–Zeile und der neuen Probe aussehen könnte … Gillian Duncan und ein hypothetischer Verdächtiger?«
Frankie nahm einen Marker und fing an, auf den unteren Rand ihres
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