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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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haben sie analysieren lassen.«
    Charlie nickte. »Ja.«
    »Es waren Atropinrückstände, nicht wahr?«
    »So wurde mir gesagt«, gab er zu.
    »Wissen Sie, was Atropin ist?«
    »Ein Arzneiwirkstoff«, sagte Charlie.
    »Trifft es nicht zu, daß Atropin gelegentlich Nebenwirkungen auslöst, wie sie auch bei sogenannten Freizeitdrogen vorkommen?«
    »Ja.«
    »Detective, den einzigen Hinweis auf eine Straftat haben Sie demnach im Zimmer Ihrer Tochter gefunden, nicht wahr? Weil Sie auf der Lichtung im Wald nichts gefunden haben, das darauf schließen ließ, daß dort eine Vergewaltigung stattgefunden hatte, nicht wahr?«
    »Nichts Eindeutiges.«
    »Trifft es nicht zu, daß Sie Miss Duncan gebeten haben, sich mehrere Kondome anzuschauen, um festzustellen, ob sie die Marke, die in der fraglichen Nacht benutzt worden war, identifizieren konnte?«
    »Ja.«
    »Aber sie konnte sie nicht identifizieren, stimmt’s?«
    »Nein … aber ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sie auf die Marke geachtet hat, während sie vergewaltigt wurde.«
    Die Richterin blickte Charlie mißbilligend an. »Bitte beantworten Sie nur die Frage, Detective.«
    »Als Sie die Mädchen in der fraglichen Nacht fanden, hielten sie sich am Rand des Friedhofs auf?«
    »Ja.«
    »Wie weit ist es von dort bis zu der Stelle, wo sie das Lagerfeuer gemacht hatten?«
    »Die Lichtung ist zirka fünfzig Meter entfernt«, sagte Charlie.
    »Wie lange haben Sie gebraucht, um dorthin zu gehen?«
    »Ich habe die Zeit nicht gestoppt.«
    Jordan näherte sich Charlie. »Länger als dreißig Sekunden?«
    »Nein.«
    »Waren auf dem Weg dorthin irgendwelche Hindernisse?«
    »Nein.«
    »Keine Steinbrocken, über die Sie klettern mußten? Kein Graben, in den Sie hätten fallen können?«
    »Es ist ein flacher, ebener Pfad.«
    Inzwischen war Jordan mit dem Gesicht dicht vor dem des Detective. »Nach seiner Verhaftung hat mein Mandant Ihnen gesagt, er sei unschuldig, nicht?«
    »Ja.« Charlie zuckte die Achseln. »Das sagen die meisten Tatverdächtigen.«
    »Aber im Gegensatz zu den meisten Tatverdächtigen haben Sie aus meinem Mandanten beim Verhör kein Geständnis herausgeholt. Mein Mandant hat sogar hartnäckig beteuert, die Tat nicht begangen zu haben, nicht wahr?«
    »Einspruch!« rief Matt.
    »Stattgegeben.«
    Jordan verzog keine Miene. »Als Sie Gillian Duncan am Rande des Friedhofs antrafen, wie sah da ihre Kleidung aus?«
    »Schmutzig, voller Laub. Ihre Bluse war falsch zugeknöpft.« Charlie warf Jack einen Blick zu. »Als hätte man sie ihr vom Leib gerissen.«
    »Ich habe hier die Mitschrift von Miss Duncans gestriger Aussage, Detective. Wären Sie wohl so nett, die Passage vorzulesen, die ich markiert habe?« Jordan reichte Charlie ein Blatt Papier.
    »›Und Ihre Bluse? Hat er die Ihnen ausgezogen?‹« las Charlie, und dann gab er Gillians Antwort wieder. »›Nein. Hat er sie aufgeknöpft? Nein.‹«
    »Danke.« Jordan hielt ein Foto hoch, das auf dem Tisch mit den Beweismitteln gelegen hatte. »Haben Sie dieses Foto von Mr. St. Bride gemacht?«
    »Ja.«
    »Gibt es einigermaßen genau wieder, wie er bei seiner Verhaftung ausgesehen hat?«
    »Ja.«
    »Sehen Sie sich den Kratzer in seinem Gesicht an. Ist das ein Kratzer oder sind es fünf?«
    »Einer.«
    »Würde man nicht fünf Kratzer erwarten, wenn jemand einem das Gesicht mit den Fingern zerkratzt?«
    Plötzlich mußte Charlie daran denken, wie Gillian nervös die Hände im Schoß gewrungen hatte, wie Amos eine Hand genommen und gehalten hatte. Sie hatte lange Fingernägel gehabt, leuchtendrot, die gleiche Farbe wie der Nagellack, den seine Tochter in der Woche getragen hatte, nachdem sie Gilly zu Hause besucht hatte. »Ich weiß nicht«, murmelte Charlie.
    Jordan klatschte das Foto auf den Tisch. »Keine weiteren Fragen.«
    Die Räucherstäbchen hüllten Gillians Zimmer in eine lavendelblaue Wolke, und als sie den Duft einsog, stellte sie sich vor, sie würde mit dem Rauch treiben, sich auflösen, Energie aufsteigen lassen. Zimt sprenkelte Sommersprossen auf das verblaßte Foto, das unter einer Kerze steckte. »Ich rufe die Erde, Luft, das Feuer und Wasser«, flüsterte sie. »Ich rufe die Sonne, den Mond und die Sterne.«
    Sie wußte nicht, was im Gerichtssaal auf der anderen Seite der Stadt vor sich ging, und in diesem Moment war es ihr völlig gleichgültig. Sie dachte nicht an ihren Vater, der hinter Matt Houlihan saß, wie der Drache, der Gillys Tugend bewachte. Sie dachte nicht an Jack

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