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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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St. Bride.
    Duftender Salbei kitzelte ihr in der Nase, und mit jeder Faser ihres Körpers wünschte Gillian sich ihre Mutter herbei.
    Direkt am Rande des Kreises konnte sie sie sehen, eine durchsichtige Gestalt mit einem Lachen, das in Gillys Ohrmuschel drang. Und diesmal geschah etwas. Die Kerze zischte diesmal nicht, und ihre Mutter verschwand nicht einfach, sondern blickte Gillian in die Augen und sang ihren Namen, glockenhell. »Das darfst du nicht«, sagte ihre Mutter, und die Flamme der Kerze loderte so hell auf, daß es blendete.
    Als Gillian endlich merkte, daß der Teppich brannte, war ihre Mutter verschwunden. Sie schlug die Flammen aus, doch das Foto war nicht mehr zu retten. Es war verbrannt, nur ein Stück von der Hand ihrer Mutter war noch zu sehen, der Rest gekräuselt und verkohlt.
    Gillian warf sich neben die Asche auf den Boden, atmete schluchzend den Rauch ein. Erst sehr viel später sollte sie merken, daß sie sich die Hände beim Löschen der Flammen verbrannt hatte und daß jede aufgeplatzte Blase eine Narbe in Form eines Herzens hinterließ.
    Matt Houlihan war müde. Er wollte nach Hause und Molly auf seiner Brust einschlafen lassen, während Sydney ihm die Füße massierte. Er wollte sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken, damit er nicht ständig Gillian Duncans Gesicht vor Augen hatte.
    Er war fast fertig.
    Das, mehr als alles andere, gab Matt die Kraft, sich auf die Beine zu hieven. Er zog ein Blatt Papier aus einem Aktendeckel und reichte es McAfee, der seit der ersten Anhörung gewußt hatte, daß dieser Augenblick kommen würde.
    »Euer Ehren, die Anklagevertretung ruft keine weiteren Hauptbelastungszeugen mehr auf. Ich möchte allerdings noch eine beglaubigte Kopie des Gerichts von Grafton County, New Hampshire, vorlegen, aus der hervorgeht, daß Jack St. Bride am 20. August 1998 wegen eines Sexualdelikts schuldig gesprochen wurde. Mr. St. Bride hat damals gestanden, ein fünfzehnjähriges Mädchen, seine Schülerin, verführt zu haben, und er wurde zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt, die er in der Haftanstalt von Grafton County verbüßte.«
    Die Geschworenen trauten ihren Ohren nicht. Sie blickten Matt an, sie blickten den Angeklagten an, und sie dachten genau das, was jeder vernünftige Mensch angesichts eines solchen Beweises denken würde – wenn er sich schon einmal an einem Mädchen vergriffen hat, dann hat er es sehr wahrscheinlich wieder getan.
    Matt legte die Kopie auf den Tisch des Gerichtsschreibers, blickte dann Jack St. Bride an und hoffte, daß dem Mistkerl angst und bange wurde, weil diesmal er sich jemand anderem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert fühlte, jemandem, der alle Trümpfe in der Hand hielt. »Euer Ehren«, sagte Matt. »Der Staat schließt seine Beweisführung.«

3. Juli 2000
Gefängnis von Carroll County
    Addie griff nach Jacks Hand, als würde sie ertrinken, und ihrer beider Finger verschränkten sich auf dem alten Tisch im Untergeschoß des Gefängnisses von Carroll County. Sie berührte ihn mit der ganzen Innigkeit, die sie seit ihrer Aussage vor Gericht in sich verschlossen gehalten hatte. Sie berührte ihn tausendmal, für jeden Augenblick, in dem sie während der Verhandlung am liebsten aufgestanden und zum Tisch der Verteidigung gegangen wäre, um Jack eine Hand auf die Schulter zu legen und einen Kuß auf den Hals zu drücken. Sie berührte ihn und stellte fest, daß etwas so Unschuldiges wie das Verschränken der Finger bereits genügte, um das Herz schneller schlagen zu lassen.
    Und sie war so fasziniert davon, wie ihre Hand in seine paßte, daß sie gar nicht merkte, wie sehr der Mann, an den sie sich klammerte, sich ihr entziehen wollte.
    Erst als Jack sanft ihre Finger von seinen löste, blickte Addie auf. »Ich muß mit dir reden«, sagte Jack leise.
    Addie starrte in sein Gesicht. Die eigensinnige Kinnpartie, der weiche Mund, die feinen, goldenen Härchen, die auf seinen Wangen glitzerten – das alles war noch da. Doch seine Augen – ausdruckslos und blauschwarz – in ihnen lag einfach nichts.
    »Ich finde, es läuft doch ganz gut, oder?« sagte sie und lächelte so bemüht, daß ihr die Wangenknochen schmerzten. Sie log, und das wußten sie beide. Wie eine finstere Gewitterwolke schwebte die unausgesprochene Erinnerung an den Augenblick über ihnen, als Matt Houlihan Jacks Vorstrafe offenbarte. Und wenn sie beide der Gedanke verfolgte, dann ganz bestimmt auch die Geschworenen.
    »Jack«, sagte Addie so

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