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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sie.
    »Wie kommst du denn da drauf?«
    »Das sehe ich. Sonst würde dir das doch nicht so leicht von der Hand gehen.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Ich bin in New York aufgewachsen. Melken habe ich mal irgendwo gelernt.«
    Addie setzte sich ins Stroh. »Was hast du in New York gemacht?«
    »Was man so macht. Zur Schule gehen. Sport treiben.«
    »Leben deine Eltern noch da?«
    Jack zögerte nur eine Sekunde. »Nein.«
    »Weißt du«, sagte Addie im Scherz, »genau das mag ich an dir. Du bist eine richtige Plaudertasche.«
    Er lächelte sie an, und einen Augenblick lang verschlug es ihr den Atem. »An dir mag ich, daß du die Privatsphäre von anderen so überaus achtest.«
    Sie wurde rot. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich möchte bloß … na ja…«
    »Du möchtest wissen, was ich gemacht habe, bevor ich in dein Restaurant spaziert kam.« Er ließ die Zitze los, stand auf und ging mit dem Schemel auf die andere Seite der Kuh, so daß Addie ihn nicht mehr sehen konnte, während er sprach. »Aber du weißt doch schon eine ganze Menge.«
    »Daß du in New York aufgewachsen bist und daß Alex Trebek dich besser nicht als Kandidat in seine Quizsendung einlädt?«
    »Dein Dad könnte dir einiges erzählen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, daß ich die Zahnpastatube nicht in der Mitte eindrücke.«
    »Oh, gut zu wissen. Ich hab nachts kein Auge zugetan, weil –«
    Plötzlich tauchte sein Kopf über dem Rücken der Kuh auf. »Addie«, sagte Jack, »sei jetzt mal still und komm hier rüber. Du kriegst jetzt deine erste Melkstunde.«
    Die Kuh muhte, und Addie wich zurück. »Sie mag dich.«
    »Ihr Gehirn ist so groß wie eine Auster. Glaub mir, ich bin ihr schnurzegal.« Er deutete wieder mit einem Nicken auf den Euter, und Addie zog an einer Zitze, ohne daß auch nur ein einziger Tropfen Milch gekommen wäre.
    »Sieh her.« Jack kniete aufs Stroh und nahm zwei Zitzen in die Hände. Er fing an, rhythmisch zu pumpen, so daß Milch in den Eimer zischte. Addie merkte sich die Synchronbewegung und legte dann ihre Hand über die von Jack. Sie konnte die Anspannung der Sehnen und Muskeln spüren, als er erstarrte. Sie hob den Blick und sah, daß sein Gesicht verzerrt war, entweder gequält oder verzückt durch die simple Berührung eines Menschen. Er öffnete die Augen und sah sie unverwandt an.
    Der Schwanz der Kuh schlug ihm hart ins Gesicht, klamm und stinkig. Addie und Jack fuhren auseinander.
    »Ich glaub, jetzt weiß ich, wie’s geht«, sagte sie, als sie es erneut versuchte, und tatsächlich kam ein kleiner Spritzer Milch aus der Zitze. Sie konzentrierte sich weiter auf die Kuh, verlegen, weil sie Jack für einen Moment wehrlos gesehen hatte.
    »Addie«, sagte Jack leise, »wir machen ein Tauschgeschäft.«
    Sie waren nur Zentimeter voneinander entfernt, so nahe, daß sie gegenseitig die Furcht des anderen atmen konnten. »Was tauschen wir denn?«
    »Die Wahrheit. Du gibst mir eine ehrliche Antwort«, sagte er, »und dafür kriegst du eine von mir.«
    Addie nickte langsam, besiegelte das Geschäft. »Wer fängt an?«
    »Von mir aus, du.«
    »Na schön … was hast du beruflich gemacht?«
    »Ich war Lehrer. An einer Privatschule für Mädchen. Ich hab auch die Fußballmannschaft trainiert.« Er rieb mit der flachen Hand an der knochigen Wirbelsäule der Kuh entlang, über die vorspringenden Hüftknochen. »Ich war gern Lehrer. Für mein Leben gern.«
    »Warum hast du dann –«
    »Jetzt bin ich an der Reihe.« Jack zog den Eimer unter der Kuh hervor. Die Milch dampfte, duftend und frisch, ihre Wärme stieg zwischen ihnen auf. »Was ist mit Chloe passiert?«
    Addies Augen wurden feucht. Jack umfaßte ihre Oberarme. »Addie –« Er brach ab, folgte ihrem Blick. Auf seine Hände. Die sie berührten. Aus eigenem freiem Willen.
    Sofort ließ er sie los.
    »Die Kellnerin hat einen richtig geilen A–«
    »Thomas« , fiel Jordan McAfee seinem Sohn ins Wort, lugte aber dabei über seine Tasse hinweg, um sich selbst zu überzeugen. Dann grinste er. »Ja, du hast recht.«
    Darla, die mit der Kaffeekanne von Tisch zu Tisch ging, drehte sich um.
    »Noch ein Täßchen?«
    Jordan hielt seine Tasse hoch. Er unterdrückte ein Lächeln, als sein Sohn der Kellnerin unverfroren in den Ausschnitt schaute.
    »Weißt du was«, sagte Jordan nachdenklich, sobald Darla weitergegangen war, »bei dir fühl ich mich richtig alt.«
    »Ach, Dad. Daß du fünfzehn warst, ist schließlich … wie lange? Jahrhunderte her.«
    »Denkst du

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