Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Schluck, schlug dann ein rohes Ei hinein und gab einen Schuß Whiskey hinzu.
    Das beste Mittel gegen einen Kater, und er mußte es schließlich wissen.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür. Roy drehte sich rasch um, und davon wurde ihm fast schlecht. Addie war stocksauer, kein Wunder. »Ich weiß, ich weiß«, setzte Roy an. »Es ist völlig unverantwortlich von mir … Addie? « Jetzt, da sie näher gekommen war, sah er die Tränen in ihrem Gesicht. »Schätzchen? Was ist denn los?«
    »Es geht um Jack. Charlie Saxton hat ihn verhaftet.«
    » Was? «
    »Er hat gesagt … ach, Daddy. Charlie hat gesagt, Jack soll gestern am späten Abend Gillian Duncan vergewaltigt haben.«
    Roy sank auf einen Stuhl. »Gillian Duncan«, murmelte er. »Heilige Mutter Gottes.« Irgend etwas meldete sich in seinem Hinterkopf, aber er kam nicht richtig dran. Plötzlich fiel es ihm ein, und er blickte auf. »Addie, Jack war gestern abend ab zehn Uhr mit mir zusammen.«
    Hoffnung zeigte sich in ihrem Gesicht. »Wirklich?«
    »Es wird dir bestimmt nicht gefallen, aber wir waren im Rooster. Haben einen getrunken.« Roy verzog das Gesicht. »Aber ich schätze, gesoffen zu haben ist lange nicht so schlimm, wie als Vergewaltiger abgestempelt zu werden.«
    »Jack war gestern ab zehn mit dir zusammen? Noch lange? Das mußt du der Polizei sagen.«
    »Er ist um zehn aufgetaucht. Ich kann bezeugen, daß er bis halb zwölf bei mir war, so um den Dreh.«
    »Und danach?«
    Roy zog den Kopf ein. »Na ja, danach, ähm, war ich weggetreten. Marlon ließ mich im Hinterzimmer meinen Rausch ausschlafen. Ich schätze, Jack ist gegangen, als die Kneipe dichtgemacht hat.«
    »Wann war das?«
    »Um Mitternacht.«
    Addie setzte sich auf die Couch und überlegte. »Bei mir war er erst um halb zwei in der Nacht. Wo war er so lange?«
    Roy wandte den Kopf, um den Schmerz in den Augen seiner Tochter nicht sehen zu müssen. »Vielleicht haben sie sich vertan«, sagte er beklommen, während er in Wahrheit dachte, Vielleicht haben wir uns alle vertan .
    Wer im Gefängnis Ärger machte, wurde bestraft.
    Und so kam es, daß Jack, der noch keine Stunde in der Strafanstalt von Carroll County in Untersuchungshaft saß, von zwei Wärtern zum Büro des Gefängnisdirektors eskortiert wurde.
    Der Anstaltsleiter war ein dicker, halsloser Mann mit kurzgeschorenem, grauem Haar und einer Brille aus den fünfziger Jahren. Möglicherweise, so dachte Jack, saß er tatsächlich schon seit einem halben Jahrhundert an seinem Schreibtisch. »Mr. St. Bride«, sagte der Direktor mit so zarter Stimme, daß Jack ihn kaum verstehen konnte, »Sie weigern sich, den Anweisungen eines Vollzugsbeamten Folge zu leisten. Kein vielversprechender Anfang.«
    Jack sah über die Schulter des Mannes. Hinter ihm an der Wand hing ein Kalender, die Sorte, die man kostenlos von der Bank bekam. »Aufgrund Ihrer persönlichen Erfahrungen, Mr. St. Bride, sollten Sie eigentlich wissen, daß Verstöße gegen die Ordnung einer Strafanstalt … sogar geringfügige … sich bei Ihrer Verurteilung entscheidend auf das Strafmaß auswirken können. Ihre kleine Unbotmäßigkeit beispielsweise könnte die Haftstrafe, die Sie zu erwarten haben, um drei bis sieben Jahre verlängern.« Der Gefängnisdirektor verschränkte die Arme. »Möchten Sie etwas zu Ihrer Verteidigung sagen?«
    »Ich bin kein verurteilter Häftling. Und ich will nicht wie einer aussehen.«
    Die Lippen des Direktors wurden schmal. »Hören Sie, Freundchen«, sagte er fast flüsternd, »ich rate Ihnen, lassen Sie diese Mätzchen. Damit kommen Sie hier nicht weit. Wenn Sie schön brav mitspielen, wird Ihr Aufenthalt hier sehr viel angenehmer.«
    Jack starrte stur geradeaus.
    Sein Gegenüber seufzte. »Mr. St. Bride, wegen der Weigerung, die vorgeschriebene Anstaltskleidung zu tragen, erhalten Sie drei Tage Einzelhaft.« Er nickte den beiden Wärtern zu. »Bringen Sie ihn weg.«
    Das Schlimmste am Job eines Staatsanwaltes, so fand Matt Houlihan, war, daß er auch dann nicht gewann, wenn er gewann. Auf der Welt war eben nicht alles schwarz und weiß. Selbst wenn er Jack St. Bride für zwanzig Jahre hinter Gitter brachte, änderte das nichts an der Tatsache, daß der Mistkerl, der schon einmal als Sexualstraftäter verurteilt worden war, erneut ein Verbrechen begangen hatte. Es änderte nichts daran, daß Gillian Duncan bis an ihr Lebensende mit diesem Trauma leben mußte. Es war, als würde man den Elefanten einfangen, nachdem er gerade durch den

Weitere Kostenlose Bücher