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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Tier.«
    Der Richter machte eine Geste in Richtung der Kameras hinten im Saal. »Das war ja ein oscarreifer Auftritt, Mr. McAfee«, sagte er trocken. »Wer von meinen Kollegen und Kolleginnen Ihren Prozeß führen muß, verdient jetzt schon unser tiefes Mitleid. Weiter im Text.«
    Als der nächste Fall aufgerufen wurde, wandte sich Jordan seinem Mandanten zu, der völlig sprachlos war. »Was ist denn?« fragte er.
    »Ich … ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich so für mich einsetzen«, gab Jack zu.
    Jordan packte seine Unterlagen ein. »Nun ja, wenn ich an Sie glauben kann, vielleicht schaffen Sie es ja dann auch, an mich zu glauben.« Der Gerichtsdiener kam, um seinen Mandanten zurück in die Zelle zu führen.
    »Moment noch«, sagte Jack zu Jordan. »Wann sehe ich Sie wieder?«
    »Heute nicht mehr. Ich habe einen vollen Terminkalender.« Jordan klemmte sich seine Aktentasche unter den Arm und verließ den Gerichtssaal. Er fragte sich, was Jack St. Bride wohl denken würde, wenn er wüßte, daß sein Anwalt für den Rest des Tages rein gar nichts mehr zu tun hatte.

Mai 2000
Salem Falls,
New Hampshire
    Gefängnisse riechen alle gleich.
    Schal. Ein wenig nach Urin und ein wenig nach Backstube. Schweiß, Desinfektionsmittel. Und über allem schwebt der berauschende Geruch von Angst. Jack schlurfte neben dem Gefängniswärter her, die Handschellen wippten zwischen seinen Handgelenken. Ich bin nicht hier , dachte er benommen. Ich schlafe auf einer großen, grünen Wiese in der Sonne, und das hier ist nur ein Alptraum . Er zitterte bei dem Gedanken, erneut unschuldig eingesperrt zu werden. Wer würde denn schon einem Mann glauben, der zum zweiten Mal aus der Haft seine Unschuld beteuerte?
    »Name«, bellte der übergewichtige Beamte in der Aufnahme.
    »St. Bride«, sagte Jack mit heiserer Stimme. »Dr. Jack St. Bride.«
    »Größe?«
    »1,88.«
    »Gewicht?«
    »Fünfundachtzig Kilo.«
    Der Beamte blickte nicht auf. »Augenfarbe?«
    »Blau.«
    Jack sah zu, wie seine Antworten auf eine Karteikarte gekritzelt wurden. Allergien. Medikamente. Besondere Kennzeichen .
    Person, die im Notfall verständigt werden soll .
    Aber , dachte Jack, das hier ist doch wohl einer, oder?
    Der Wärter führte Jack in einen Raum von der Größe einer Besenkammer. Er war leer, bis auf einen Schreibtisch und eine Reihe Regale, auf denen Gefängniskleidung gestapelt war. »Ausziehen«, sagte er.
    Im selben Augenblick war alles wieder da: das Gefühl, eine Nummer zu sein, namenlos. Ohne einen Hauch von Privatsphäre. Nicht entscheiden zu können, wann man aß, wann man abends das Licht ausmachte, wann man den Himmel sehen wollte. Bei seiner letzten Einlieferung ins Gefängnis war er seiner Menschlichkeit beraubt worden – als er die Häftlingskluft angezogen hatte.
    »Nein.«
    Der Wärter blickte zu ihm auf. »Wie bitte?«
    »Ich bin in Untersuchungshaft. Ich bin kein verurteilter Häftling. Also muß ich mich auch nicht so anziehen.«
    Der Wärter verdrehte die Augen. »Nun machen Sie schon.«
    Jack blickte auf den Stapel orangefarbener Kleidung. Verblichen und labberig vom jahrelangen Tragen. »Ich kann nicht«, sagte er höflich. »Bitten Sie mich nicht darum.«
    »Ich bitte Sie nicht darum. Ich sage Ihnen einfach klipp und klar: Ziehen Sie Ihre verdammten Klamotten aus.«
    Jack sah an sich hinunter, auf die Sachen, die er zusammen mit Addie eingekauft hatte. Er hatte noch kein besonderes Verhältnis zu der Garderobe, er hatte die Sachen nur zufällig angehabt, als Charlie Saxton ihn verhaftete.
    Jack setzte eine entschlossene Miene auf. »Sie müssen es schon selbst machen.«
    Einen Moment lang schien der Wärter das in Erwägung zu ziehen. Er war größer als Jack. Aber irgend etwas in Jacks Augen – seine zornige Resolutheit – schreckte ihn ab. »Scheiße«, knurrte er und fesselte Jack mit einer Handschelle an den Schreibtisch. »Wieso passiert so was ausgerechnet in meiner Schicht?«
    Er ging aus dem Raum, und Jack fragte sich, was für eine Lawine er da wohl losgetreten hatte.
    Roys Augen waren so blutunterlaufen, daß er im wahrsten Sinne des Wortes rot sah. Er stutzte, als der Orangensaft karmesinrot in sein Glas lief, blickte dann finster auf das Etikett und kniff die Augen zusammen. Da stand Tropicana. Er roch an der Flüssigkeit – Tomatensaft, und ihm fiel ein, daß er ihn selbst letzte Woche in den Saftkarton umgefüllt hatte, weil die Glasflasche nicht in den Kühlschrank gepaßt hatte. Erleichtert nahm er einen

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